2018 sollen die Bagger anrücken
Der Bade- und Saunabereich des ehemaligen Königsbrunner Markenzeichens wird abgerissen. Stehen bleiben die Eishalle und ein Verwaltungstrakt. Einige Stadträte hatten einen anderen Zeitplan im Sinn
Es hatte sich angedeutet, jetzt ist es beschlossene Sache: Die Königstherme wird abgerissen, die Eishalle und das Verwaltungsgebäude zwischen den großen Gebäuden bleiben stehen. Der Plan der Stadtverwaltung sieht vor, dass bereits im nächsten Frühjahr die Arbeiten im Thermengebäude beginnen, das Außengerüst soll in den Sommerferien 2018 folgen. Einigkeit herrschte darüber, dass keine Chance besteht, irgendeine Nutzung für das ehemalige Spaßbad zu finden. Ob ein sofortiger Abriss sein muss, darüber wurde dagegen herzhaft debattiert.
Bürgermeister Franz Feigl (CSU) erklärte vor vollem Haus – neben zahlreichen Zuschauern war auch noch eine Klasse des Gymnasiums im Sitzungssaal –, dass man sich die Entscheidung zum Ende des einstigen Wahrzeichens der Stadt nicht leicht gemacht habe. Man habe alle Möglichkeiten geprüft, von einer Reaktivierung des Saunabereichs bis zu einem Umbau zur Markt-, Sportoder Veranstaltungshalle. Mit Blick auf die SPD sagte Feigl: „Manche haben schon nach der Insolvenz gesagt, man sollte die Therme abreißen. Die können sich jetzt als weitsichtig fühlen. Aber wir wollten unser Markenzeichen nicht leichtfertig abreißen.“
Doch die Untersuchungen nach der Schließung 2015 hätten gezeigt, dass der ehemalige Besitzer Uwe Deyle über die Jahre zwar einiges an kosmetischen Verbesserungen geleistet hatte: „An der Basis der Therme wurde aber nicht gearbeitet“, sagte Feigl. Um das Bad wieder in einen vernünftigen Zustand zu versetzen, hätte die Stadt 15 Millionen Euro zuschießen müssen: „Bei dieser Summe wäre aber noch keine einzige Verbesserung enthalten gewesen“, sagte Feigl. Zusätzlich hätte die Stadt noch Geld für das jährliche Defizit aufbringen müssen. Und ob sich die Besucherzahlen wieder erholt hätten, sei ohnehin fraglich, sagte Feigl. Zuletzt kamen gerade noch 160000 pro Jahr. Nach zwei Jahren Leerstand ist die technische Ausstattung nun komplett hinüber, für eine Wiederbelebung müsse man das Gebäude entkernen und sämtliche Leitungen und die Ausstattung komplett neu machen.
Helmut Schuler (Freie Wähler) bestätigte, dass der Aufsichtsrat der Therme um Alternativen gerungen habe. Eine Lösung habe sich aber nicht gefunden. Er habe sich als Bauingenieur auch Gedanken ge- macht, aber sei auf dieselben Zahlen gekommen wie die Stadt. Zudem seien die Anforderungen an solche Bauwerke seit der Planung der Königstherme Anfang der 80er-Jahre massiv gestiegen: „Ein Weiterbetrieb wäre mit der vorhandenen Anlage nicht mehr vernünftig machbar.“
Die Frage im Stadtrat war nun: Wann soll die Therme abgerissen werden? Die Freien Wähler und FDP-Stadtrat Christian Toth plädierten dafür, das Gebäude so weit herzurichten, dass davon keine Gefahr mehr ausgeht. Dann sollte es gemeinsam mit der Eishalle und dem Verwaltungsgebäude abgerissen werden, sobald das im Sportpark West angedachte neue Lehrschwimmbecken samt Eishalle steht. „Machen wir uns doch gleich auf den Weg zu einer neuen Eishalle. Die Kosten dafür kommen doch ohnehin auf die Stadt zu“, sagte Toth. Man hätte damit die Chance für eine mutige Entscheidung. Umliegende Städte hätten Königsbrunn in den letzten Jahren überholt, weil man im Stadtrat geschlafen habe.
Für das flammende Plädoyer Toths gab es spontanen Applaus aus dem Publikum. Ex-Bürgermeister Ludwig Fröhlich schloss sich der Forderung nach einer sofortigen Neuplanung für die alte Eishalle an: „Das wäre vorwärtsgewandte, konstruktive Planung“, sagte Fröhlich. Die Bausubstanz der Therme sei nicht so schlecht, dass sie nicht noch ertüchtigt werden und stehen bleiben könne. Stattdessen verschwende man Geld für Gutachten, die nichts bringen.
Bürgermeister Feigl erwiderte, dass allgemein bekannt sei, dass die Technik der Therme hinüber sei. Zudem hätten die Gutachten gezeigt, dass die Lichtbögen in der Thermenhalle nur noch bedingt tragfähig seien. Zudem stünden mit der Sanierung der Schulen und der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße Großprojekte an, die Stadt werde bald einen Schuldenstand von 20 Millionen Euro haben. „Aber das sind Pflichtaufgaben, die Zentrumsentwicklung hat Vorrang“, sagte Feigl. Rolf-Peter Reinhardt, der für die Betreuung der Therme zuständig ist, hatte zudem gewarnt, dass immer wieder Jugendliche in die Ruine einsteigen, obwohl Teile des Hauses nur noch mit Schutzhelm betreten werden dürfen.
Der Abriss des Thermenteils soll etwa 1,8 Millionen Euro kosten. Hinzu kommen noch einige Fassadenarbeiten. Der Teil des Verwaltungsgebäudes, der durch den Ab- riss zur Außenmauer wird, muss ertüchtigt werden, um Wind und Wetter standzuhalten. Zudem müssen Strom- und Wasserleitungen von der Eishalle in den Verwaltungsbau gelegt werden. Der Bürgermeister zeigte sich aber überzeugt, dass der baldige Teilabriss der Stadt billiger komme, als die Ruine des Bades zu ertüchtigen und später alles komplett abzureißen.
Mit dem Abriss geht es auch an die Diskussionen über die Zukunft des drei Hektar großen Areals. „Ein Filetstück“in der Stadt habe man in eigener Hand, sagte Norbert Schwalber (CSU), die Entwicklungsmöglichkeiten müssten unverzüglich geprüft werden. Florian Kubsch (SPD) forderte höheres Tempo bei den Entscheidungen als bisher. „Die Königstherme war ein Ausrufezeichen, wir brauchen dort wieder ein Ausrufezeichen. Dafür benötigen wir aber die gesamte Fläche“, sagte Kubsch. Eine schnelle Planung für eine Eishalle mit Lehrbecken und Sauna sei unerlässlich. Man dürfe aber nicht versuchen, die Projekte der Zentrumsplanung, die wegen nicht verfügbarer Flächen derzeit auf Eis liegen, einfach auf das Thermenareal umzusiedeln.
Der Stadtrat beschloss den sofortigen Teilabriss des Thermengebäudes gegen die sieben Stimmen von Freien Wählern und FDP. Eine Machbarkeitsstudie für ein neues Schwimmbad hatte der Stadtrat bereits in Auftrag gegeben.
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