Krebsdetektiv enttarnt nun Prostata Tumore
Joachim Sciuk ist Chef der Nuklearmedizin am Klinikum Augsburg. Er berichtet, wie radioaktive Marker den Medizinern in der Diagnostik weiterhelfen
Nicht immer ist auch für einen erfahrenen Arzt gut zu erkennen, ob ein Patient von Krebs befallen ist oder nicht. Manche Krebsherde sehen nicht anders aus als das umgebende Gewebe, oder sie verbergen sich tief im Fleisch. „Krebsdetektiv“nennt sich ein Verfahren, um Tumoren auf die Spur zu kommen; es arbeitet nach dem Prinzip, den Stoffwechsel des Krebses sichtbar zu machen, der von dem des normalen Körpers abweicht. Damit beschäftigt sich der Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am Klinikum, Prof. Joachim Sciuk, in der Ärztlichen Vortragsreihe. Der wirkliche Name des Krebsdetektivs lautet PositronenEmissions-Tomografie (PET). Dabei werden radioaktiv markierte Traubenzuckermoleküle in den Körper des Betroffenen eingebracht. Die überwiegende Mehrzahl von Krebsarten verbraucht vermehrt Zucker, sodass diese mit der PET erkannt werden können. Parallel zu den PET-Aufnahmen wird eine Computertomografie (CT) durchgeführt, mit der man die vom Krebs befallenen Organe gut lokalisieren kann. Auch die Ausbreitung eines Krebses muss ermittelt werden, also ob er bereits Metastasen gebildet hat. Diese Frage ist von entscheidender Bedeutung für die richtige Therapie. In aller Regel lässt sich mit der PET/CT ein umfassendes Bild gewinnen.
Ungeeignet war PET laut Sciuk bisher für den Prostatakrebs, denn diese Form ernährt sich nicht von Zucker und blieb daher beim herkömmlichen Krebsdetektiv unauffällig. Seit etwa zwei Jahren gibt es aber nun einen radioaktiven Marker, der geeignet ist, Prostatakarzinome aufzuspüren, das sogenannte prostata-spezifische Membran-Antigen (PSMA). Zudem gibt es inzwischen Marker für weitere Tumore, die keinen Zucker verstoffwechseln, zum Beispiel eine radioaktive Substanz, die in der Lage ist, hormonaktive Krebsarten, sogenannte endokrin aktive Tumore, zu enttarnen. Für unterschiedliche Tumorarten werden somit unterschiedliche radioaktive Marker eingesetzt, je nachdem, welchen Stoffwechsel der Tumor mit sich bringt. Ziel ist, dass nach und nach für jeden Krebs ein entsprechender radioaktiver Marker entwickelt wird. Ein weiterer Ansatz in der Krebsmedizin besteht darin, dass solche Marker nicht nur für diagnostische Zwecke, sondern auch zur Behandlung des Krebses eingesetzt werden können. Dies ist inzwischen für einige Tumorarten etabliert.
Wie Sciuk betonte, ist der Krebsdetektiv nicht für Vorsorgeuntersuchungen gedacht. Vielmehr muss ein gezielter Verdacht vorliegen. Ob eine PET/CT-Untersuchung sinnvoll ist, wird in jedem Einzelfall zuvor von den nuklearmedizinischen Experten am Klinikum geprüft.
ODie Veranstaltung findet am 6. November, um 19.30 Uhr im Bür gersaal Stadtbergen statt, Eintritt: 5 Euro.