Schwabmünchner Allgemeine

Krebsdetek­tiv enttarnt nun Prostata Tumore

Joachim Sciuk ist Chef der Nuklearmed­izin am Klinikum Augsburg. Er berichtet, wie radioaktiv­e Marker den Medizinern in der Diagnostik weiterhelf­en

- VON ANDREAS ALT Stadtberge­n Vortrag

Nicht immer ist auch für einen erfahrenen Arzt gut zu erkennen, ob ein Patient von Krebs befallen ist oder nicht. Manche Krebsherde sehen nicht anders aus als das umgebende Gewebe, oder sie verbergen sich tief im Fleisch. „Krebsdetek­tiv“nennt sich ein Verfahren, um Tumoren auf die Spur zu kommen; es arbeitet nach dem Prinzip, den Stoffwechs­el des Krebses sichtbar zu machen, der von dem des normalen Körpers abweicht. Damit beschäftig­t sich der Direktor der Klinik für Nuklearmed­izin am Klinikum, Prof. Joachim Sciuk, in der Ärztlichen Vortragsre­ihe. Der wirkliche Name des Krebsdetek­tivs lautet Positronen­Emissions-Tomografie (PET). Dabei werden radioaktiv markierte Traubenzuc­kermolekül­e in den Körper des Betroffene­n eingebrach­t. Die überwiegen­de Mehrzahl von Krebsarten verbraucht vermehrt Zucker, sodass diese mit der PET erkannt werden können. Parallel zu den PET-Aufnahmen wird eine Computerto­mografie (CT) durchgefüh­rt, mit der man die vom Krebs befallenen Organe gut lokalisier­en kann. Auch die Ausbreitun­g eines Krebses muss ermittelt werden, also ob er bereits Metastasen gebildet hat. Diese Frage ist von entscheide­nder Bedeutung für die richtige Therapie. In aller Regel lässt sich mit der PET/CT ein umfassende­s Bild gewinnen.

Ungeeignet war PET laut Sciuk bisher für den Prostatakr­ebs, denn diese Form ernährt sich nicht von Zucker und blieb daher beim herkömmlic­hen Krebsdetek­tiv unauffälli­g. Seit etwa zwei Jahren gibt es aber nun einen radioaktiv­en Marker, der geeignet ist, Prostataka­rzinome aufzuspüre­n, das sogenannte prostata-spezifisch­e Membran-Antigen (PSMA). Zudem gibt es inzwischen Marker für weitere Tumore, die keinen Zucker verstoffwe­chseln, zum Beispiel eine radioaktiv­e Substanz, die in der Lage ist, hormonakti­ve Krebsarten, sogenannte endokrin aktive Tumore, zu enttarnen. Für unterschie­dliche Tumorarten werden somit unterschie­dliche radioaktiv­e Marker eingesetzt, je nachdem, welchen Stoffwechs­el der Tumor mit sich bringt. Ziel ist, dass nach und nach für jeden Krebs ein entspreche­nder radioaktiv­er Marker entwickelt wird. Ein weiterer Ansatz in der Krebsmediz­in besteht darin, dass solche Marker nicht nur für diagnostis­che Zwecke, sondern auch zur Behandlung des Krebses eingesetzt werden können. Dies ist inzwischen für einige Tumorarten etabliert.

Wie Sciuk betonte, ist der Krebsdetek­tiv nicht für Vorsorgeun­tersuchung­en gedacht. Vielmehr muss ein gezielter Verdacht vorliegen. Ob eine PET/CT-Untersuchu­ng sinnvoll ist, wird in jedem Einzelfall zuvor von den nuklearmed­izinischen Experten am Klinikum geprüft.

ODie Veranstalt­ung findet am 6. November, um 19.30 Uhr im Bür gersaal Stadtberge­n statt, Eintritt: 5 Euro.

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