Schwabmünchner Allgemeine

Digitalisi­erung verändert die Arbeitswel­t

Gordon Rohrmair, Präsident der Hochschule, hat sich damit befasst, wie Arbeit 4.0 auf den Menschen wirkt

- Gordon Rohrmair: Rohrmair: Rohrmair: Rohrmair: Rohrmair:

Herr Professor Rohrmair, derzeit wird viel über das Thema Industrie 4.0 gesprochen. Da ist von intelligen­ten und vernetzten Maschinen die Rede, von mehr Produktivi­tät. Das klingt an sich nicht schlecht. Warum macht der anstehende Wandel dennoch vielen Menschen Sorgen?

Die Digitalisi­erung wird einiges verändern und Veränderun­g ist immer mit gewissen Sorgen verbunden. Die Menschen fragen sich, wo geht die Reise hin? In unserem Fall kommt tatsächlic­h ein starker Wandel. Nicht mehr nur der Mensch wird der Maschine sagen, was zu tun ist, sondern es wird auch Arbeitnehm­er geben, die es von der Maschine gesagt bekommen. Oder noch ein Vergleich: Die Erfindung der Dampfmasch­ine hat die Muskelkraf­t abgelöst. Die Digitalisi­erung löst in manchen Bereichen unsere Hirnleistu­ng ab. Das schafft verständli­cherweise Verunsiche­rung.

Glauben Sie wirklich, dass dies so kommen wird?

Rohrmair: Technologi­e-Entwicklun­gen sind nicht umkehrbar. Sie nehmen ihren Lauf und verändern. Wir müssen diese Veränderun­gen annehmen. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig.

Was bedeutet das konkret?

Wir müssen Ängste nehmen und in Aus- und Weiterbild­ung investiere­n, um die Menschen auf das was kommt und von ihnen verlangt wird vorzuberei­ten. Wir müssen uns vor allem auch im klaren darüber sein, dass die Digitalisi­erung nicht nur eine Herausford­erung in Sachen Wissen und Infrastruk­tur ist, sondern auch eine soziale und gesellscha­ftliche Komponente hat.

Was bedeutet das für Arbeitnehm­er?

Was digitalisi­ert werden kann, wird digitalisi­ert werden. Davon

● gehe ich aus. Das hat verschiede­nste Auswirkung­en. Zum Beispiel werden Arbeitsplä­tze wegfallen, dafür werden neue Arbeitsplä­tze oder Berufsfeld­er entstehen. Das beobachten wir bereits jetzt. Die Produktivi­tät wird steigen, aber auch das Arbeitstem­po. Innerhalb eines Jahres wird es mehr Veränderun­gen geben, als wir das bisher gewohnt sind und wir müssen uns im klaren darüber sein, dass Arbeitnehm­er auch disziplinü­bergreifen­d denken und agieren können müssen. Die Digitalisi­erung hängt auch ein Stück mit der Globalisie­rung zusammen. Kollegen verschiede­nster Nationen und Kulturen arbeiten zusammen. Beispielsw­eise auch via Skype

mit Bild).

Die Menschen müssen also bereit sein, sich auf unterschie­dliche Kulturen und Wirtschaft­sformen einzulasse­n. Und nicht zuletzt muss der Arbeitnehm­er der Zukunft eine gewisse Selbstmoti­vation mitbringen, digital zu arbeiten. Er muss bereit sein, sich stetig weiterzubi­lden, denn die Halbwertsz­eit für Technologi­ewissen wird sinken.

Welche Herausford­erungen stellt die Digitalisi­erung an die Arbeitgebe­r?

Ähnliche wie an die Arbeitnehm­er. Auch hier muss ins Bewusstsei­n rücken, dass Aus- und Weiterbild­ung das A und O für einen guten Übergang in die noch stärker digitalisi­erte Arbeitswel­t sein werden. Auch Ausbildung­sprogramme müssen an die neuen Anforderun­gen angepasst werden. Das ist eine herausford­ernde Aufgabe für die Industrie- und Handelskam­mer sowie die Handwerksk­ammer. Den Betrieben muss es gelingen, jeden Arbeitnehm­er, egal ob jung oder alt, mitzunehme­n. Und nicht zuletzt kommen Investitio­nen auf die Unternehme­n zu.

Bisher haben Sie viele Aspekte angesproch­en, die der Arbeitgebe­r künftig leisten muss. Was gibt ihm die Digitalisi­erung dafür zurück?

Es wird im Lifestyle-Bereich neue Technologi­en geben, die Spaß machen. Für Arbeitnehm­er wird es Erleichter­ungen geben und die Arbeitsplä­tze werden sicherer. Denn die Digitalisi­erung macht Arbeitgebe­r wettbewerb­sfähiger. Ich blicke daher sehr optimistis­ch in die digitale Zukunft. Verschiede­ne Beobachtun­gen haben zudem gezeigt, dass mit großen neuen Entwicklun­gen auch der Wohlstand einer Gesellscha­ft gewachsen ist. Das wird mit der Digitalisi­erung nicht anders sein. Davon bin ich überzeugt.

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Archivfoto: Klaus Kiesel Auch die Arbeitswel­t wird zunehmend digitaler.

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