Hängepartie beim Gignoux Haus
Vor mehr als drei Jahren wechselte die frühere Komödie im Lechviertel den Besitzer. Die nötige Sanierung lässt weiter auf sich warten. Wann werden sich Bauherr und Behörden einigen?
Früher war es eines der schönsten Stadthäuser in Augsburg. Dann war es ein nicht mehr ganz schönes Theater. Heute ist das Gignoux-Palais im Lechviertel ein trauriger Anblick. Damit das reich verzierte Gebäude aus dem Rokoko seine frühere Schönheit wieder entfalten kann, soll eine umfangreiche Sanierung anlaufen. Nur: Bislang sind sich der neue Eigentümer und die Denkmalpflege nicht einig, wie es gestaltet sein soll. Und das seit einem Jahr.
Aus Sicht von Stadtheimatpfleger Hubert Schulz geht es um sehr viel – um ein außergewöhnliches Baudenkmal, das nicht nur fürs Lechviertel eine große Rolle spielt. Um zu erklären, was er meint, zieht er einen Vergleich: Was die historischen Stadtpaläste der Patrizier für Augsburgs Prachtmeile an der Maximilianstraße sind, das ist das Gignoux-Haus fürs frühere Handwerkerviertel am Lech. Ziel der Kattunfabrikanten-Familie Gignoux sei es gewesen, am Vorderen Lech ein repräsentatives Wohn- und Manufakturgebäude zu errichten, das ebenfalls aussah wie ein feines Stadtpalais. Das war im 18. Jahrhundert. Die alte Pracht ist längst dahin. Heute bröckelt der Putz am Gignoux-Haus. Risse in der Fassade werden immer größer. Seit das Theater 2010 mit der früheren Komödie aus dem Baudenkmal auszog, ist klar, dass es instandgesetzt werden muss. Doch erst war die Suche nach einem Investor sehr langwierig. Nun zieht sich der Start der Sanierung lange hin. Hintergrund sei der Diskussionsprozess über die künftige Gestaltung des Gebäudes, sagt Heimatpfleger Schulz.
Die Abstimmungsgespräche laufen inzwischen ein Jahr. Auf der einen Seite stehen die städtische Bauverwaltung und die Denkmalpflege, auf der anderen Seite der neue Eigentümer, ein Privatmann aus München, mit seinem Architekten. „Noch gibt es keinen Konsens“, sagt Schulz, „aber wir sind auf einem guten Weg.“Das Ziel ist aber noch nicht erreicht. Auch beim Projektbetreuer des Bauherrn nennt man Gründe, warum es so lange dauert. „Dieses Objekt ist mit keinem anderen in Augsburg vergleichbar, es bedarf zahlreicher Absprachen“, sagt Fabian Erl von der FE Immo Projekt GmbH. An das Gebäude müsse man mit Bedacht herangehen, es könne keine Schnellschüsse geben. Man sei auch in engem Kontakt mit dem Landesdenkmalamt und der Denkmalpflege. Erl sieht das Projekt nun in der „finalen Genehmigungsphase“.
Offenbar gibt es in wichtigen Fragen der Sanierung aber noch unterschiedliche Auffassungen. Etwa darüber, welche Farbgebung das Gebäude bekommen soll. Zwar sind an zwei Fenstern schon unterschiedliche Farbfassungen zu sehen. Die Muster beruhen auf Untersuchungen, wie das Gignoux-Haus früher gestaltet war. Aber Erl zufolge werden die Muster noch mal abgewandelt. Eine endgültige Lösung gebe es noch nicht. Geht es nach Heimatpfleger und Architekt Schulz, sollte die Fassade des Baudenkmals wieder farbig werden. „Darum werde ich ringen“, sagt er. Das Gebäude solle wieder wie ein wertvolles Schmuckstück im früheren Handwerkerviertel wirken. Dies sei auch der Anspruch der Kattunfabrikanten-Familie Gignoux gewesen. Barocke Farbigkeit ist in Augsburg selten geworden. Ansonsten gebe es in der Stadt nur noch ein Gebäude mit Fassadenmalerei aus dieser Zeit, sagt er, und zwar das Kathan-Haus in der Kapuzinergasse.
Schulz betont, dass es bei der Sanierung nicht um Geschmacksfragen gehe, sondern darum, „die historische Qualität des Baudenkmals wieder herzustellen“. Deshalb müssten noch weitere Details der Sanierung geklärt werden. So wird noch über den Zuschnitt der künftigen Mietwohnungen im Gebäude diskutiert. Sie sollen sich nach den historischen Grundrissen richten. Die Fachleute wollen auch dass der Innenhof stilistisch passend zum Gebäude gestaltet wird, und zwar mit einem Steinpflaster. Bislang ist ein begrünter Innenhof vorgesehen. Insgesamt findet die geplante neue Nutzung des Baujuwels mit Wohnen, Gewerbe und Gastronomie die Zustimmung der Fachleute. „Das passt“, sagt der Heimatpfleger. Wie es beim Ringen um Details der Sanierung weitergeht, ist derzeit offen. Zwei „Runde Tische“mit Abstimmungsgesprächen zwischen Behörden und Bauherrn hat es bereits gegeben. Erl betont, „alle Beteiligten suchen nach der bestmöglichen Lösung“. Eine Baugenehmigung der Stadt für die Sanierung gibt es bislang noch nicht. Nach früheren Planungen sollte die Sanierung bis September 2018 abgeschlossen sein. Für diesen Zeitplan wird es knapp. Die ersten Bauarbeiten, um die Fundamente zu sichern, haben zwar begonnen. Fachleute gehen aber davon aus, dass die Sanierung rund zwei Jahre in Anspruch nehmen wird.