Was tun, wenn die Prinzessin eine Zicke ist?
Das Eukitea in Diedorf bringt den „Froschkönig“als Wintermärchen auf die Bühne. Die Inszenierung ist gewagt
Wie erzählt man den „Froschkönig“in einer Zeit, in der Kindern ein leerer Smartphone-Akku bedrohlicher erscheint als eine goldene Kugel, die in einen Brunnen fällt? Das EukiteaTheater greift für sein Wintermärchen tief in die theatrale Zauberkiste. Heraus kommt eine kunterbunte, unkonventionelle, poetische Inszenierung. Giorgio Buraggi, Stephan Eckl und Christiana Vindice als Regie-Trio mischen Puppenund Musiktheater, Tanz und Spiel mit aufwendigen Kulissen. Das ist gewagt, funktioniert aber.
Zusammengehalten wird der Genre-Mix von Fred Brunners Musikund Geräuschkulisse, die Waldatmosphäre, Frosch-Quaken und Melodien für sämtliche Gemütszustände der Prinzessin bietet: Kreativ und stimmig verbindet Brunner elektronische Klänge mit Handgemachtem und darf am Ende sogar selbst als Eiserner Heinrich mitspielen.
Bis dahin wird das Stück von nur zwei Akteuren gegeben: Simone Paffrath ist eine Prinzessin, die anders als bei den Gebrüdern Grimm die Sonne weniger durch ihre Schönheit staunen lässt als dadurch, dass sie kantig, zickig und manchmal linkisch ist. Diese Königstochter hat keine Lust, ihre Versprechen dem hilfreichen Frosch gegenüber einzuhalten, der ihr die goldene Kugel aus dem Brunnen heraufholt.
Der andere Darsteller ist Michael Gleich, er wird von der Regie durch einen Parforceritt in dieser Patchwork-Inszenierung geschickt: In einem puppenhaften Tanz erweckt er mit Paffrath am Anfang das Märchen zum Leben. Komplett schwarz gekleidet, führt er den plüschigen Frosch ähnlich wie ein japanischer Bunraku-Spieler seine Puppen über die Bühne und schafft dabei froschanatomisch korrekte und gleichzeitig hoch komische Momente. Er bewegt die flexiblen Teile einer riesigen Königspuppe auf einem Gestell sowie die Münder und Augen der Adelsgesellschaft auf einem tableauartigen Gemälde im Hintergrund der Tischszene. Respekt vor dieser Wandlungsfähigkeit der Rollen und der unterschiedlichen theatralen Ausdrucksmittel.
Fast genauso wandlungsfähig ist das Bühnenbild, das auch von Gleich und dem Team stammt: Lauter multifunktionale Quader in verschiedenen Größen und allen Farbtönen, die Teich, Sumpf und Froschhaut hergeben. Je nach Aufbau sind sie Schlossmauerzinnen, Baumstämme, Festtafel oder Kemenate. Manche lassen sich öffnen und geben goldene Kronen oder gleich acht stattliche Pferde frei.
Gemeinsam mit der MärchenAusstellung „Von singenden Tassen und sprechenden Broten“bietet „Der Froschkönig“im EukiteaTheaterhaus gelungene Adventsund Nachweihnachts-Nachmittage für Kinder ab 4 Jahren und ihre Familien sowie für Erwachsene, die auch im Kindertheater das Poetische und Besondere schätzen.
Weitere Vorstellungen am 10., 17., 26., 27., 30. Dezember und am 6., 7. und 14. Januar jeweils um 16 Uhr.