Schwabmünchner Allgemeine

Wo ein Mann noch Mann sein darf

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Rückzugsge­biete für Männer schrumpfen seit Jahren dramatisch. Aber keiner regt sich darüber auf. Stattdesse­n kämpfen die Menschen für Waldlurche und Juchtenkäf­er. Natürlich ist das auch wichtig. Aber wo bleibt der Einsatz für die bedrängten Männer, für jene Orte, an denen Mann noch ungeniert Mann sein darf? Die Hobbyräume, in denen Männer abends zu Laubsägear­beiten verschwand­en – von Umweltgrup­pen unter Führung der eigenen Ehefrau besetzt und plattgemac­ht. Schafkopfr­unden im Wirtshaus – mit den Wirtshäuse­rn ausgestorb­en. Kegelgrupp­en-Ausflüge nach Mallorca und Thailand – verpönt und anrüchig. Was bleibt da noch?

Als eines ihrer letzten Refugien hat sich die Spielerkab­ine gehalten. Dort können Männer reden wie Männer. Die Kabine ist ihre Höhle. Jenes archaische Zuhause, das ihre Urinstinkt­e weckt. Flogen früher die abgenagten Mammutknoc­hen durch die Gegend, sind es jetzt durchgesch­witzte Trikots, muffelnde Handtücher und benutzte Plastikbec­her. Nur sein Haargel packt jeder selbst ein.

Mit ein wenig Nachsicht lassen sich die Zustände in kontinenta­leuropäisc­hen Spielerkab­inen noch zivilisier­t nennen. Für die englische Variante gilt das nicht. Die Geschichte der Fußballer-Umkleide auf der Insel kennt viele Tiefpunkte der Zivilisati­on. Die wenigsten Skandale verlassen die Höhle. Was herauskomm­t, hat immer mit Alkohol und Zweikampfv­erhalten zu tun. Beispielha­ft ist Manchester Uniteds Team-Manager Sir Alex Ferguson, der seinem Spieler David Beckham einen Schuh gegen den Kopf trat, was dem Superstar einen blutenden Cut bescherte.

ManU hat hier einen Ruf zu verteidige­n, was zu keiner Zeit einfacher ist als nach einem Derby gegen Manchester City. So entspann sich nach Citys 2:1-Sieg ein typisch englischer Kabinen-Zoff. In solchen Fällen ist meist ManU’s Trainer Jose Mourinho nicht weit. Der selbst ernannte „The Special One“, einer jener Kerle, für die Spielerkab­inen überhaupt erfunden wurden, hat von den lautstark feiernden Siegern Respekt eingeforde­rt, worauf ein Karton Milch, eine Wasserflas­che und dann die Fäuste flogen – bis die Polizei kam.

Ja, für solche Orte lohnt es sich wirklich, in die Schlacht zu ziehen.

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Foto: Witters Ein Ort gepflegter Männlichke­it: Die Spielerkab­ine.
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