Wo ein Mann noch Mann sein darf
Rückzugsgebiete für Männer schrumpfen seit Jahren dramatisch. Aber keiner regt sich darüber auf. Stattdessen kämpfen die Menschen für Waldlurche und Juchtenkäfer. Natürlich ist das auch wichtig. Aber wo bleibt der Einsatz für die bedrängten Männer, für jene Orte, an denen Mann noch ungeniert Mann sein darf? Die Hobbyräume, in denen Männer abends zu Laubsägearbeiten verschwanden – von Umweltgruppen unter Führung der eigenen Ehefrau besetzt und plattgemacht. Schafkopfrunden im Wirtshaus – mit den Wirtshäusern ausgestorben. Kegelgruppen-Ausflüge nach Mallorca und Thailand – verpönt und anrüchig. Was bleibt da noch?
Als eines ihrer letzten Refugien hat sich die Spielerkabine gehalten. Dort können Männer reden wie Männer. Die Kabine ist ihre Höhle. Jenes archaische Zuhause, das ihre Urinstinkte weckt. Flogen früher die abgenagten Mammutknochen durch die Gegend, sind es jetzt durchgeschwitzte Trikots, muffelnde Handtücher und benutzte Plastikbecher. Nur sein Haargel packt jeder selbst ein.
Mit ein wenig Nachsicht lassen sich die Zustände in kontinentaleuropäischen Spielerkabinen noch zivilisiert nennen. Für die englische Variante gilt das nicht. Die Geschichte der Fußballer-Umkleide auf der Insel kennt viele Tiefpunkte der Zivilisation. Die wenigsten Skandale verlassen die Höhle. Was herauskommt, hat immer mit Alkohol und Zweikampfverhalten zu tun. Beispielhaft ist Manchester Uniteds Team-Manager Sir Alex Ferguson, der seinem Spieler David Beckham einen Schuh gegen den Kopf trat, was dem Superstar einen blutenden Cut bescherte.
ManU hat hier einen Ruf zu verteidigen, was zu keiner Zeit einfacher ist als nach einem Derby gegen Manchester City. So entspann sich nach Citys 2:1-Sieg ein typisch englischer Kabinen-Zoff. In solchen Fällen ist meist ManU’s Trainer Jose Mourinho nicht weit. Der selbst ernannte „The Special One“, einer jener Kerle, für die Spielerkabinen überhaupt erfunden wurden, hat von den lautstark feiernden Siegern Respekt eingefordert, worauf ein Karton Milch, eine Wasserflasche und dann die Fäuste flogen – bis die Polizei kam.
Ja, für solche Orte lohnt es sich wirklich, in die Schlacht zu ziehen.