Abrahams Trompete
Peter Dostal-Berg begeistert als Virtuose des Schofars
Abraham könnte der erste gewesen sein, der ein Schofar geblasen hat. Jedenfalls erinnert dieses Naturhorn an den Widder, den er anstelle seines Sohnes Isaak Gott geopfert hat. Im jüdischen Gottesdienst hat das Schofar seinen festen Platz, wenn die Menschen zu Umkehr und Besserung aufgerufen werden, vor allem zu Neujahr und am Versöhnungstag. Dass dieses Horn ein veritables Konzertinstrument sein kann, damit verblüffte der virtuose Bläser Peter Dostal-Berg am Samstag eine kleine, hingerissene Hörerschaft im Kleinen Goldenen Saal beim Konzert der Volkshochschule.
Allein mit seinem Atem und seinen Lippen zaubert der Virtuose aus dem Ur-Instrument Melodien. Etwa Verdis Gefangenenchor „Va pensiero“aus der Oper Nabucco oder Smetanas Thema seiner „Moldau“. Ist es Zufall, dass die Melodie auch der Hymne Israels Ha Tikwa zugrunde liegt? Karel Lorenc als smarter Moderator sang sie auf Hebräisch und seine nicht ausgebildete Gesangsstimme passte zum Unfertigen und Widerspenstigen des Schofar, dem auch nicht alle Töne zur Verfügung stehen.
Eine rühmliche Geschichte quer durch die Jahrhunderte erzählten Lorenc und Dostal-Berg über das Schofar und seinen Verwandten, die Naturtrompete. Luther habe fälschlich mit Posaune übersetzt, wo in der Bibel vom Schofar die Rede ist. Wenn Leopold Mozart ein Konzert für Clarina schrieb, so passt dies bestens zum Tonumfang des Schofar. „Das schafft niemand sonst auf der Welt, auf dem Schofar Melodien zu spielen“, pries Lorenc die Kunst seines Freundes. Pianistin Stephanie Knauer lieferte auf dem Flügel die Basis.