Münchner S Bahn soll bis Augsburg fahren
Ab 2026 ist mit der Fertigstellung des zweiten S-Bahn-Tunnels in München eine Ausdehnung des Netzes geplant. Auch die Fahrt zum Flughafen könnte dann schneller und einfacher werden
Es ist eine kleine Völkerwanderung, die sich jeden Tag aus dem Raum Augsburg Richtung München aufmacht: Mehr als 15000 Arbeitnehmer nehmen täglich die rund 60 Kilometer lange Strecke auf sich. Selbstständige, Beamte und Studenten sind dabei nicht mitgezählt. Künftig sollen mehr Beschäftigte mit der Bahn fahren. Die Münchner S-Bahn könnte ab 2026, wenn der zweite S-Bahn-Tunnel in der Landeshauptstadt fertig ist, bis nach Augsburg als Expresslinie fahren.
Die Linie S 23X, wie sie momentan in Planungen genannt wird, würde dann in Augsburg starten, die Münchner Innenstadt unterirdisch durchqueren und bis zum Münchner Flughafen fahren. „Nach heutigem Planungsstand werden die Züge aus Richtung Augsburg zum Flughafen etwa eineinhalb Stunden benötigen“, so Agnieszka Urban, Sprecherin der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Das staatliche Unternehmen plant im Auftrag des Verkehrsministeriums den Schienennahverkehr in Bayern.
Reisende zum Flughafen würden damit im Vergleich zu heute (Regionalzug nach München und Wechsel in die S-Bahn) etwa zehn Minuten Reisezeit sparen. Die schnellste Verbindung wird auch mit der Express-S-Bahn nach wie vor der ICE/ IC nach München mit dortigem Wechsel in die S-Bahn sein, wobei das auch die kostspieligste Verbindung ist. Wer nicht mit dem Auto an den Flughafen fahren und dort Parkgebühren zahlen möchte, dem bleibt außer der Bahn nur ein Flughafentransfer-Dienst. FernbusVerbindungen an den Flughafen gibt es von Augsburg aus inzwischen keine mehr, nachdem sich die Route als nicht rentabel herausstellte.
Die Überlegungen, die S-Bahn bis in die Region Augsburg zu führen, sind seit dem Frühjahr publik und wurden zuletzt nochmals im Landtag diskutiert. Auf Anfrage unserer Zeitung gab die Bayerische Eisenbahngesellschaft nun weitere Details bekannt. Ob die S-Bahn tatsächlich bis Augsburg fahren kann, ist noch nicht klar. Man untersuche die Möglichkeiten noch, so Urban. Eine Führung bis Mering ist relativ sicher. Ob neue Infrastruktur bei den Gleisen notwendig ist, wird geprüft. Bis Mammendorf gibt es ein eigenes S-Bahn-Gleis. Ob die S-Bahn ab dort auf den Nahverkehrs-/Gütergleisen fährt, ist unklar. Nach derzeitigem Stand soll die Express-S-Bahn zwischen München und Augsburg nur an ausgewählten Halten stoppen, um die Fahrtzeit in Grenzen zu halten. Jenseits der bestehenden S-Bahnlinie 3 sollen die Halte Althegnenberg, Haspelmoor und Mering stündlich bedient werden. Der Fugger-Express als Regionalbahn-Verbindung hält dann nicht mehr in diesen Orten. „Wir streben an, die daraus resultierenden Fahrzeitverkürzungen zur Beschleunigung zu nutzen, was der Mehrzahl der Reisenden aus Augsburg und Mering sehr zugutekäme“, so Urban. Weitere Halte der Express-S-Bahn wären Haunstetter Straße, Hochzoll, Kissing, Mering, Maisach, Olching und Gröbenzell.
Der Fahrgastverband Pro Bahn weist darauf hin, dass es aus seiner Sicht sinnvoll wäre, wenn der zweite in München auch für Regionalzüge befahrbar wäre. Dies sei momentan nicht geplant. Man erwarte auch, dass der Freistaat die Ausschreibung für den Fugger-Express so gestalte, „dass das alles zusammenpasst“, so Sprecher Winfried Karg. Die BEG betont, dass das bisherige Fugger-Express-Angebot aufgrund der Express-S-Bahn nicht gekürzt werden solle. Zudem plane man gerade die neue Fahrzeuggeneration für die S-Bahn München. Fragen nach Toiletten oder verbesserten Gepäckablagen würden dabei diskutiert.
Die Überlegungen für die S-Bahn gehen noch weiter. Im Frühjahr stellten die Landräte der im Münchner Verkehrsverbund (MVV) organisierten Landkreise ein Papier vor, das bis ins Jahr 2050 blickt. Eine Überlegung ist, die S2, die momentan in Altomünster im Landkreis Dachau endet, bis Aichach fortzusetzen. Viel tiefgreifender ist aber das Gedankenspiel, entlang der A8 eine S-Bahn von München bis Dasing zu bauen. So ein Projekt sei nur langfristig zu schultern, aber man müsse zumindest versuchen, Trassen freizuhalten, so die Landräte aus dem Münchner Umland.
Ein Hintergrund für die Überlegungen dürfte sein, dass die A8 trotz ihres dreispurigen Ausbaus zu Stoßzeiten überlastet ist. Ab SulzeS-Bahn-Tunnel moos herrscht im Morgenverkehr Richtung München meist Stau. Das Papier liegt bei der Obersten Baubehörde im Innenministerium, die eine Untersuchung zum Bahnausbau in der Region München erarbeitet.
Reisende würden zehn Minuten sparen