Schwabmünchner Allgemeine

Bewährung für untreuen Kassenleit­er

Es bleibt kein Schaden für den Markt Fischach

- Augsburg/Fischach »Bayern

Peter Ziegelmeie­r, der Bürgermeis­ter von Fischach, kann es immer noch nicht recht fassen: „Was damals passiert ist, konnte ich mir einfach nicht vorstellen.“Dass ein Kassenleit­er, dem er, ja alle Bürger vertrauten, sich auf derart raffiniert­e Art und Weise etwa 250 000 Euro aus der Gemeindeka­sse abgezweigt hat. Als Zeuge im Prozess gegen seinen ungetreuen Kassenleit­er, 42, und dessen Ehefrau, 33, vor dem Augsburger Amtsgerich­t hatte der Bürgermeis­ter immerhin eine positive Nachricht im Gepäck: Die Gemeinde bleibe nicht auf dem finanziell­en Schaden sitzen. Die Versicheru­ng habe 171 000 Euro bezahlt, der Rest sei durch Grundschul­dübertragu­ngen voll abgesicher­t.

Warum der Griff in die Kasse so lange unentdeckt geblieben sei, wollte der Vorsitzend­e Richter Julian Küffer vom Bürgermeis­ter wissen. Ziegelmeie­r: „Der Angeklagte hatte umfassende Befugnisse. Er hat auch Tagesabsch­lüsse und den Jahresabsc­hluss manipulier­t. Bei einem 20-Millionen-Haushalt und 40 000 Buchungen im Jahr ist das nicht aufgefalle­n.“Inzwischen sei ein strenges Vier-Augen-Prinzip eingeführt worden.

Der Angeklagte war durchaus raffiniert vorgegange­n. Er wusste, dass eine große Weinhandel­sfirma am Ort häufig zu viel Gebühren für Wasser und Kanal im Voraus bezahlt und dann nach Jahresschl­uss Beträge wieder zurückerst­attet bekommt. So legte er neben fünf bereits bestehende­n ein zusätzlich­es Konto des Unternehme­ns an, dessen Inhaber aber er selbst war. Er fingierte dann Bescheide über Rückzahlun­gen und überwies sich das Geld in die eigene Tasche. Die illegalen Machenscha­ften kamen ans Tageslicht, als sich der Kassenleit­er einige Zeit in der Psychiatri­e befand. Eine Angestellt­e der Gemeinde stieß im Dienst-PC des Angeklagte­n auf ein Konto bei einer Berliner Bank, dessen Nummer sich mit einem Konto der Weinfirma deckte. Der Kassenleit­er räumte dann gegenüber Bürgermeis­ter und Marktrat alles ein. Auch gestern im Prozess entschuldi­gte sich er noch einmal. Er gab an, er habe derzeit mehr als 200 000 Euro Schulden. Sein Haus soll versteiger­t werden.

Die zweijährig­e Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt, der 42-Jährige muss eine Geldauflag­e von 4000 Euro zahlen. Seine Ehefrau kam mit einer einjährige­n Bewährungs­strafe davon, muss 80 Sozialstun­den leisten und einen sogenannte­n Wertersatz von 20 254 Euro zahlen – den finanziell­en Vorteil, den sie durch die Einkäufe hatte.

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