Zurück auf der Bühne: Blick voraus
Die Geisterfahrer melden sich mit neuem Showprogramm zurück. Natürlich geht es um „Augschburgerisches“
„Krone der Schöpfung oder einfach nur dumm gelaufen?“– Dies war eine der brennenden Fragen rund um die Spezies des gemeinen „Augschburgers“, dem sich ein besonderes Kabarett-Trio im Stadtberger Bürgersaal angenommen hat.
Das schwäbische Urviech Silvano Tuiach hat sich nach langer Zeit wieder einmal mit dem kultigen Grantelpärchen Herr und Frau Braun zusammengetan und als altbewährter „Geisterfahrer“dem Publikum einen herzerfrischenden Abend voller bissiger Gemeinheiten und Fuggerstädter Eigenheiten beschert.
An den vielen Schenkelklopfern war bereits während der ersten Minuten zu erkennen: Der gemeinsame Rundumschlag auf die sturköpfige Lebenskultur zwischen Wertach, Lech und Woizabier traf wieder einmal mitten ins Schwarze, und der Narrenspiegel, den man vors eigene Gesicht geschmettert bekam, glänzte hell wie in den früheren gemeinsamen Kabarettzeiten der drei Haudegen des regionalen Sprachhumors.
Denn von der heimatlichen Schupfnudel über den alltäglichen Fuggerstädter Ämterwahnsinn bis hin zum multikulturellen Wandel der Augsburger Gaststättenkultur wurde in der Tat alles aufs Korn genommen, was den Datschiburgern hoch und heilig ist. Zugegeben: Wer die Begriffe „Loasereien“und „Wuiselgosch“zum ersten Mal hörte, konnte wohl auch mit dem Rest des dreifachen Gefrotzels nicht wirklich viel anfangen, doch alleine die staubtrockenen Blicke und Grimassen der legendären Kabarettgrößen haben sicherlich auch die angereisten Zaungäste aus dem mittleren Zusamtal zum Kreischen gebracht.
Die grantelnden Geisterfahrer zeigten sich auch kosmopolitisch und semmelten ihre verbalen Wortergüsse auf alles, was sich zwischen veganen Weltverbesserern, der AfD und einer aberwitzigen Karikatur namens Donald Trump bewegt.
Mit bildgewaltiger Darstellungskraft wurde auch die Frage aller Fragen in Angriff genommen: Ist der Mensch ohne Handy-App überhaupt noch lebensfähig? Man erfuhr in schwäbischer Mundart, warum Alexander Gauland mit Vorliebe Granatsplitter backt oder sich die Nachfahren der furchterregenden Magyaren auch heute noch gerne im Oberhauser Zapfhahn versammeln. Und wo sonst bekommt man eine absolut lückenlose Weltgeschichte nacherzählt, die sich vom Anhauser Faustkeil bis zum bayerischen Maßkrug erstreckt?
Langweilig wurde es jedenfalls zu keiner Minute – ob Silvano Tuiach nun als Einzeltäter vor sich hin maulte oder seine spitzzüngigen Tiraden mit den Frotzeleien von Herr und Frau Braun verband.
Der gelungene Abend war hundsgemein komisch, pädagogisch hundertprozentig gehaltlos und von politischer Seite her betrachtet auch herrlich unkorrekt. Die wissenschaftliche Erkenntnis dieser Kabarett-Dreieinigkeit: Selbst ein Meerschweinchen legt mehr Empathiefähigkeit an den Tag als der normale Datschiburger. Gerhard Polt hätte seine wahre Freude gehabt.