Er spricht für alle Gymnasiasten in ganz Bayern
Mehr politische Bildung, ein weniger striktes Handyverbot und mehr Mitsprache – das fordert der neue Landesschülersprecher Magnus Lehmkuhl. Im Interview verrät er seine Aufgaben und was er mit dem G9 zu tun hat
Die Aufgaben eines Klassensprechers sind klar: Er steht, gewählt von seinen Mitschülern, stellvertretend für den Rest seiner Klasse, setzt sich für deren Ideen ein und sucht den Dialog mit Eltern und Lehrern. Dem 17-jährigen Magnus Lehmkuhl aus Gersthofen reicht das nicht – er will mehr bewegen. Dafür hat er seit wenigen Wochen gleich mehrere Ämter inne: Der Schüler des Paul-Klee-Gymnasiums ist unter anderem Bundesdelegierter des Landesschülerrats Bayern. Was das eigentlich ist und was er mit dem neuen G9 zu tun hat, verrät Magnus im K!ar.Text-Interview.
Magnus, du bist stellvertretender Landesschülersprecher der Gymnasien in Bayern und Bundesdelegierter des Landesschülerrats. Wie bist du dazu gekommen, dich in dieser Richtung zu engagieren?
Magnus Lehmkuhl: Angefangen hat es eigentlich recht spontan. In der neunten Klasse bin ich zum Klassensprecher gewählt worden und da haben mich die damaligen Schülersprecher angesprochen, ob ich Schülersprecher werden wollte. Das war ich dann für zwei Jahre. In der Zeit habe ich angefangen, bei der Bezirksaussprachetagung, kurz BAT, mitzuarbeiten, weil mich Bildungspolitik sehr interessiert. Die BAT ist die nächsthöhere Ebene der Schülervertretung in Schwaben. In meinem dritten Jahr als Schülersprecher hab ich mich dann als Landeschülersprecher aufstellen lassen und bin bis in den Landesschülerrat gewählt worden. Mir geht es vor allem darum, dass ich etwas verändern will, und zwar so, dass ich am Ende stolz darauf sein kann. Außerdem knüpft man interessante Kontakte und sammelt Erfahrungen, wozu man sonst nicht die Gelegenheit hätte.
Hast du denn das Gefühl, dass ihr wirklich was bewegen könnt?
Magnus: Ja, auf jeden Fall. Unsere Meinung wird in der Politik durchaus beachtet. Klar, am Anfang ist es schon seltsam, als 17-Jähriger mit gestandenen Politikern zu diskutieren, aber man gewöhnt sich daran, und auch die Aufregung legt sich bald. So sind wir zum Beispiel Teil in den Arbeitsgruppen zum neuen G9. Da setzen wir uns besonders für mehr politische Bildung, mehr Stunden für Sozialkunde und Geschichte ein und wollen auch mehr Gestaltungsfreiheit für die Lehrer im Unterricht. Gerade in Sozialkunde sind die Schulbücher sehr schnell veraltet, und da macht es aus unserer Sicht keinen Sinn, die Lehrer an diese Bücher zu binden. Außerdem macht mehr Abwechslung ja auch mehr Spaß für die Schüler. Und auch eine Lockerung der Handynutzung an Schulen wollen wir erreichen. Die momentanen Regelungen sind einfach nicht mehr zeitgemäß, und wir finden, die Schule sollte entscheiden dürfen, wie Handys auf dem Schulgelände genutzt werden können. Für diese Anliegen haben wir auch schon einige Unterstützer gewinnen können.
Das hört sich nach viel Arbeit und vielen Veranstaltungen an. Wie machst du das alles neben der Schule?
Magnus: Grundsätzlich bekomme ich für alle Veranstaltungen im Zusammenhang mit meinen Ämtern eine offizielle Befreiung vom Unterricht. Ich verpasse schon einiges, aber den Stoff hole ich dann eben zu Hause nach. Ich habe auch bei der Wahl meines Stundenplans darauf geachtet, dass er möglichst gut mit meinen Verpflichtungen zusammenpasst. Und wenn dann doch mal eine Arbeit nicht so gut ist, lässt sich das mit mündlichen Noten und Referaten wieder ausbügeln. Die meisten Lehrer finden es gut, was ich mache, und zeigen Verständnis, obwohl es gerade bei Terminen für Referate schon manchmal schwierig werden kann. Die viele Abwesenheit finden sie natürlich nicht so gut. Es ist schon viel Arbeit, da einige Veranstaltungen mehrere Tage lang gehen, und man sollte wissen, worauf man sich einlässt. Aber es macht sehr viel Spaß.
Was sollte man denn persönlich mit-
bringen, um ein gutes Mitglied des Rates zu sein?
Magnus: Wichtig sind vor allem Interesse und Ahnung. Man sollte es ernst meinen mit dem Engagement. Ich habe da mit meinen Kollegen sehr viel Glück, weil sie alle sehr engagiert sind. Es ist auch nie schlecht, wenn man schnell Anschluss findet. Dann macht die gemeinsame Arbeit mehr Spaß. Und man sollte sich gut ausdrücken können, denn Redenhalten gehört natürlich auch dazu.
Willst du dich auch über deine Schulzeit hinaus politisch engagieren?
Magnus: Ich denke schon. Ich würde natürlich gerne studieren und weiter in Richtung Politik oder Wirtschaft gehen. Momentan bin ich durch meine Ämter noch ohne Parteienzugehörigkeit, aber auch das kann sich nach dem Abi ja ändern. Ich will auf keinen Fall irgendwann in einem reinen Bürojob landen. Mein Ziel ist es, etwas zu verändern und das auch über die Bildungspolitik hinaus.