Wie Kuba nach Kriegshaber kommt
Der Domorganist von Havanna gibt ein Konzert in St. Thaddäus. Ein weiterer Besuch ist schon vereinbart
Die besten Ideen entstehen oft aus einer Laune heraus. Die Idee zu einem kubanisch-deutschen Orgelmusik-Austausch hatten der Organist der katholischen Pfarrgemeinde St. Thaddäus in Augsburg-Kriegshaber, Werner Zuber, und der dortige Stadtpfarrer Gerhard Groll: Am kommenden Sonntag wird in der Kirche an der Ulmer Straße unter dem Motto „Kuba trifft Thaddäusorgel“ein Orgelkonzert zu hören sein, das der kubanische Organist Moisés Santiesteban, Organist an der Kathedrale von Havanna, bestreiten wird.
Es ist nicht nur ein Konzert, sondern auch ein Projekt. Im Gegenzug heißt es am 11. Februar: „Augsburg trifft die Kathedralorgel von Havanna“– in der kubanischen Hauptstadt spielt dann Werner Zuber die Orgel. Er fliegt nicht alleine dorthin, sondern mit einer kleinen Reisegruppe aus der Pfarrgemeinde St. Thaddäus, die eine Kubareise schon länger geplant hatte. „Wenn wir sowieso schon mit der Gemeinde in Kuba sind“, dachte sich Zuber, „dann könnte ich in Havanna ein Orgelkonzert anbieten“. Und weil sein kubanischer Kollege Moisés Santiesteban derzeit gerade für ein Masterstudium an der Hochschule für Katholische Kirchenmusik in Regensburg weilt, bot sich der konzertante Austausch an.
Vor 30 Jahren hatte Werner Zuber selbst an der Hochschule in Regensburg Kirchenmusik studiert, bis heute hält er Verbindung zu ihr. Moisés Santiesteban, 1984 auf Kuba geboren, hat zunächst Klavier an der Universität der Künste in Havanna studiert, bevor er nach Regensburg zum Orgelstudium kam.
Schon längst hat sich Santiesteban einen Namen gemacht. Als Konzertorganist, als Orgeldozent und als Forscher ist es ihm ein Anliegen, das Orgelkulturerbe auf Kuba wiederzubeleben und zu verbreiten. Noch ist vieles unentdeckt. Orgelmusik aus Kuba? Das mutet ungewöhnlich an. Musik aus Kuba, damit verbindet man zunächst weltliche Klänge, ein Feuerwerk aus karibischen Rhythmen und Farben, oft mit spanischen und westafrikanischen Einflüssen. Tänze wie Salsa, Mambo, Rumba oder der Habanera haben von hier aus die Welt erobert.
Aber es gibt auch anderes, in Mitteleuropa selten Gehörtes: Bei seinem Konzert in St. Thaddäus wird Moisés Santiesteban davon eine Kostprobe bieten. Auf seinem Programm stehen spanische und portugiesische Komponisten aus dem 16. und 17. Jahrhundert, darunter Namen wie Alonso Mudarra, bedeutender Vihuela-Spieler und Gitarrist, oder Pedro de Araujo, ein Organist und Komponist, der an der Kathedrale von Braga spielte. Der Hauptorganist der Kirche La Seo in Saragossa, Sebastián Aguilera de Heredia, wird ebenso zu hören sein wie Pablo Bruna, Hoforganist von König Philipp IV.
Orgelmusik aus Deutschland – damit verbindet man vor allem Johann Sebastian Bach. Werner Zuber ist sich sicher, dass die Kubaner bei seinem Orgelkonzert in der Kathedrale von Havanna von ihm Bach hören wollen. „Bach ist ein Muss“, pflichtet ihm auch Stadtpfarrer Gerhard Groll bei. Deshalb wird Zuber in seinem Programm unter anderem Kostproben aus Bachkantaten geben. „Diese konstante, fließende Musik von Bach bewegt die Menschen“, weiß Zuber, „sie erzeugt Nähe“. Damit, sagt der Organist, habe sie etwas gemeinsam mit Kubas weltlicher Musik, die auch die Menschen im Innersten berühre.