Ein Trümmerhaufen – in Minuten
In Batzenhofen sprengen Unbekannte nachts einen Geldautomaten. Die Vorgehensweise ist identisch mit dem Bankraub vor wenigen Wochen in Königsbrunn
Die Bewohner von Batzenhofen müssen einen guten Schlaf haben: Unbekannte sprengten in der Nacht auf Mittwoch den Geldautomaten der VR-Bank in der Ortsmitte. Die Explosion hatte offenbar niemanden alarmiert. Aufmerksam wurde die Polizei nämlich erst durch eine Frau, die schätzungsweise eineinhalb Stunden danach Geld ziehen wollte. Es war gegen 5.30 Uhr, als ihr auf dem Weg zur Arbeit die Splitter und Blechteile auf dem Boden verdächtig vorkamen. Waren es die gleichen Täter wie Ende November in Königsbrunn?
Die Scherben und Trümmer des Automaten lagen auch gestern Vormittag noch im Raum der Selbstbedienungs-Geschäftsstelle. Ein Schild an der Tür der Handels- und Gewerbebank verwies Kunden auf die benachbarten Geschäftsstellen in Gersthofen, Gablingen, Täfertingen, Neusäß und Aystetten. Wie lange es dauert, bis die Schäden behoben sind, sei unklar, sagte Marketingleiterin und Vorstandsassistentin Daniela Roßmann auf Nachfrage. Nur so viel: Es soll wieder ein neuer Geldautomat installiert werden. Von der letzten Maschine ist jedenfalls nicht
In Königsbrunn wurden alle Geldkassetten entwendet
mehr viel übrig. Sie wurde durch die Explosion in Stücke gerissen.
Die Polizei geht davon aus, dass mindestens drei Männer am Werk waren. Sie leiteten Gas in den Automaten ein, um es dann zur Explosion zu bringen. Das Gas lässt sich legal erwerben. Wie eine Sprengung – in der Theorie – funktioniert, lässt sich unter anderem in den vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft herausgegebenen „Richtlinien zur Sicherung von Geldautomaten“nachlesen: Der Automat wird zunächst geflutet. Und dann das Gas aus der Ferne gezündet. Das Problem dabei: Die Explosionskraft lässt sich kaum einschätzen, da sich weder die Gasmenge noch das genaue Gemisch zum Zündzeitpunkt im Geldautomaten bestimmen lässt.
Genau das könnte der Grund gewesen sein, warum die Sprengung in Batzenhofen nicht wie erhofft ablief – die Täter zogen ohne Beute wieder ab. Und das alles binnen Minuten. Die Schnelligkeit zeigt, dass die Täter eingespielt und gut vorbereitet sind – offenbar handelt es sich um Banden, die sich auf diese Art von Einbrüchen spezialisiert haben. Genau die gleiche Vorgehensweise hat es bei der Sprengung des Automaten der Deutschen Bank in Königsbrunn gegeben. Auch hier füllten die Täter mit einem Schlauch ein Gas in den Geldautomaten und brachten ihn zur Explosion, sodass die Frontverkleidung aufsprang und sie ins Innere der Maschine kamen. Die Geldkassetten wurden allesamt entwendet.
„Sie wissen, was sie machen“, sagt Ludwig Waldinger vom Landeskriminalamt. Und sie sind sich ihrer Sache sicher: Das zeigt die Zahl der Fälle in den vergangenen beiden Jahren in Bayern. 2016 waren es insgesamt 16, im Jahr darauf fünf weniger. Heuer sind es bereits zwei Fälle. Vor einer Woche wurde in Kolitzheim zwischen Schweinfurt und Würzburg ein Automat gesprengt. Die Ge- meinde liegt in Unterfranken – in dem Regierungsbezirk häuften sich die Fälle. Ein Grund dafür könnten die guten Verkehrsanbindungen sein. Schnell vor Ort und schnell wieder weg: „Die Täter suchen sich die Örtlichkeiten sehr gut aus“, erklärt Siegfried Hartmann vom Polizeipräsidium Schwaben Nord. Oft würden schon im Vorfeld die Fluchtwege geklärt.
Im Beispiel von Batzenhofen könnte das die A 8 gewesen sein, die nur wenige Minuten entfernt liegt. Über die B 17 machten sich die Unbekannten der Königsbrunner Tat mit einem sechsstelligen Betrag aus dem Staub. Anders war es im Mai 2016 in der Raiffeisenbank im Dillinger Stadtteil Kicklingen. Dort gingen die Täter leer aus.
Ein Hinweis war konkret: In Kicklingen soll mindestens ein dunkles Auto weggefahren sein. Wie die Polizei mitteilte, könnte es sich um einen BMW oder Ford älterer Bauart mit mattschwarzer Lackierung gehandelt haben.
Auch im Batzenhofener Fall ist die Kripo, die derzeit noch die gesicherten Spuren auswertet, auf Hinweise angewiesen. Insbesondere interessiert die Ermittler:
● Wem sind nach der Sprengung gegen 4 Uhr Fahrzeuge im Bereich des Tatorts aufgefallen?
● Hat jemand Beobachtungen vor der Sprengung gemacht? Interessant sind vor allem Hinweise, die einen längeren Zeitraum vor Tat betreffen.
● Gab es auffällige Autos in den vergangenen Tagen im Umfeld der VRBank in der Sebastianstraße in Batzenhofen oder gar Personen, die sich ungewöhnlich verhalten haben? Hatte dort jemand Fotos von der Bank gemacht?
Hinweise nimmt die Kriminalpolizei in Augsburg unter der Telefonnummer 0821/323-3810 entgegen.