Friedberg will kein „Wasser Disneyworld“
Stadt lehnt neue Sport- und Spielgeräte ab: Der See ist auch so attraktiv genug
An schönen Sommertagen sind alle Parkplätze dicht, und auf den Liegewiesen findet sich oft kaum mehr Platz für ein kleines Handtuch: Tausende von Badegästen stürmen dann den Friedberger See, der sich zu einer der beliebtesten Freizeiteinrichtungen im Osten von Augsburg entwickelt hat. Braucht es dort zusätzliche Attraktionen? Nein, sagt einhellig der Bauausschuss des Friedberger Stadtrats. Er hatte sich in seiner jüngsten Sitzung mit den Plänen für einen „Aquapark“zu beschäftigen, den die Betreiber der Wasserskianlage „Chill and wake“dort errichten wollen.
Auf einer Fläche von rund 600 Quadratmetern sollten dazu im See Sport- und Spielgeräte aus Kunststoff aufgebaut werden, auf denen bis zu 75 Personen gleichzeitig Platz finden. Ähnliche Anlagen gibt es bereits in Deutschland, unter anderem in Bad Aibling, Weimar oder Beckum (Nordrhein-Westfalen). Für die Benutzung muss Eintritt bezahlt werden.
Schon im Vorfeld des wasserrechtlichen Genehmigungsverfahrens lehnten die Stadträte das Projekt einmütig ab – Friedberg brauche kein „Wasser-Disneyworld“. Ohnehin gibt es am See bereits den Wasserskilift, eine Tauchschule, Kioske und zwei Gastronomiebetriebe. Dazu kommen Veranstaltungen wie die Schlagertage oder das Südufer-Festival, die beide über mehrere Tage gehen. „Der See ist an seiner Belastungsgrenze angelangt“, sagt Jürgen Koppold, der die Entwicklung am Gewässer über Jahrzehnte hautnah miterlebt hat – früher als Pächter der Diskothek Tropicana, dann als Gastwirt im Seehaus und seit 2004 mit dem Kiosk auf der südlichen Liegewiese.
Auf breite Ablehnung im Stadtrat stießen im vergangenen Jahr bereits Überlegungen, eine feste Eventfläche anzulegen, auf der regelmäßig Veranstaltungen stattfinden könnten. Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) wollte dazu einen Bebauungsplan für den See und die angrenzenden Flächen erarbeiten lassen – und stieß dabei selbst bei seiner eigenen Fraktion auf Skepsis.
Gleichwohl war sich der Stadtrat damals einig, dass es einen Regelungsbedarf gebe. Denn bisher sei man immer der Getriebene gewesen, egal ob bei den Plänen für einen Freizeitpark, der nach der Jahrtausendwende am See entstehen sollte, oder beim Streit um die „Sau in der Au“. Auch alle Vorstöße für eine vorausschauende Regelung scheiterten bislang. Einmal klagten die Landwirte erfolgreich gegen einen entsprechenden Bebauungsplan, das andere Mal kassierten die Stadträte selbst das von ihnen in Auftrag gegebene Konzept, den Umgriff des Sees mit Millionenaufwand umzugestalten.
Verbesserungen gab es bislang nur punktuell, etwa durch zusätzliche Parkplätze, durch Büsche und Bäume, die auf den Kinderspielplätzen für Schatten sorgen, durch aufgemöbelte Sanitäranlagen oder eine neue Zufahrt für Rettungsfahrzeuge. Auch Kioskpächter Koppold sieht Verbesserungsbedarf allenfalls in Details. Er kann sich einen Steg auf der Südseite des Sees, eine Wasserrutsche oder neue Badeinseln vorstellen, aber keine millionenschwere Umgestaltung. Und darin ist er einer Meinung mit den meisten Badegästen, wie eine Umfrage unserer Zeitung im Sommer 2016 ergab. Der See solle so bleiben, wie er ist, lautete der übereinstimmende Wunsch.