Mit Pappnasen gegen Tiefdruck
Millionen Menschen kämpfen zurzeit auch in bayerischen Landen gegen Depressionen. Man möchte wetten, dass in diesen kalten, trüben Spätwintertagen erheblich mehr trübsinnig werden, als Neumitglieder in die CSU und SPD zusammen eintreten. „Seasonal Affective Disorder“nennen das die Mediziner, wenn man im Winter wegen Lichtmangels schlechte Laune bekommt. Die Sonne schien schon im Januar nur 45 Stunden. Und jetzt? Gefühlt gar nicht mehr. Betroffene sprechen schon vom Höllenmonat Februar.
Weihnachten überstanden, Neujahr glücklich durchschifft und jetzt? Die Tage schon etwas länger, der Frühling fast in Sichtweite, aber man selbst immer noch im Tiefdruckgebiet (wenn man nicht gerade Skiurlaub macht oder auf den Malediven weilt).
Morgens möchte man nicht das Bett verlassen, tagsüber nähme man am liebsten eine Hallo-WachPille, weil sich jeder Tag wie ein Montag anfühlt. Das Gesicht, das einen aus dem Spiegel anschaut, ist ausgeblichen, irgendwas zwischen grau und gelb. Von der Sommerbräune ist nichts übrig, nirgends. Und der nächste Urlaub? Ach, der ist noch nicht mal geplant. Was also tun in so einer Situation?
Manche Zeitgenossen versuchen ihre Gefühlswelt mit Lästern und Wutausbrüchen über die Große Koalition über Wasser zu halten. Sie bekämpfen sozusagen das Freudlose mit emotionalen Ausbrüchen auf das Trostlose. Nur Faschingsfreunde haben es gut. Sie feiern seit Tagen unverdrossen, singen, flirten, betrinken sich sinnlos und können sogar dem darauf folgenden Kater noch etwas abgewinnen. Mit der Pappnase gegen die Depression könnte das Motto für eine echte Volksheilbewegung sein, wenn es, ja wenn es den Aschermittwoch übermorgen nicht gäb’.