Musiker haben unterschiedliche Gehirne
Neurowissenschaftler analysieren Jazzer und Klassikpianisten
Leipzig Die Gehirne von Jazz- und Klassik-Pianisten ticken Forschern zufolge unterschiedlich. Bei Jazzpianisten laufen andere Hirnprozesse ab als bei klassischen Pianisten, selbst wenn sie das gleiche Musikstück spielten. Das haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig herausgefunden.
Lange bekannt ist, dass Musiker andere Gehirnstrukturen haben als Nicht-Musiker. Nun steht auch fest: „Miles Davis ist nicht Mozart“, betonten die Forscher. Der Grund dafür könnte in den unterschiedlichen Fähigkeiten liegen, die die beiden Musikstile von den Musikern fordern. Während Klassikpianisten ihre Stücke einfühlsam interpretieren müssten, gehe es bei Jazzpianisten darum, eine Melodie einfallsreich zu variieren. „Dadurch scheinen sich unterschiedliche Abläufe im Gehirn etabliert zu haben, die während des Klavierspielens ablaufen und den Wechsel in einen anderen Musikstil erschweren“, so Daniela Sammler, Neurowissenschaftlerin und Leiterin der Studie.
Ein wesentlicher Unterschied liege in der Planung von Bewegungen beim Klavierspielen. Demnach konzentrieren sich klassische Pianisten besonders darauf, wie sie ein Stück spielen. Für sie gehe es darum, ein Stück technisch einwandfrei und ausdrucksstark wiederzugeben. Jazzpianisten fokussierten sich vor allem auf das „Was“. Sie seien stets darauf vorbereitet zu improvisieren. „Tatsächlich konnten wir die bei Jazzpianisten trainierte Flexibilität beim Planen von Harmonien während des Klavierspiels auch im Gehirn sehen“, erklärte eine Forscherin. „Als wir sie einen harmonisch unerwarteten Akkord spielen ließen, begann ihr Gehirn viel früher, die Handlung umzuplanen als bei klassischen Pianisten. So konnten sie schneller auf die unerwartete Situation reagieren.“Als es darum ging, ungewöhnliche Fingersätze zu nutzen, hatten aber die klassischen Pianisten die Nase vorn.