Kommissarisch
Die volle Autorität? Daran gebricht es in diesem Winter. Wir leben in einer Interimsphase, einer Zeit des Übergangs und der politischen Zwischenlösungen. An den Schaltstellen und in den Chefbüros, in den Ministerzimmern und Parteizentralen sitzen Einspringer und Vorläufige, Dabehaltene und Diensthabende, Designierte und Mutmaßliche, Überbrücker und Hoffnungsträger, Vertreter und Verlegenheitslösungen. Die Bundesregierung: ein Kabinett der geschäftsführenden Ministerinnen und Minister, geführt von der geschäftsführenden Bundeskanzlerin. Eine geduldete Regierung in Anführungszeichen und gleichsam auf Kommission handelnd.
Nichts aber ist derzeit so interimistisch und vorläufig wie die SPD. Möglicher Koalitionspartner, über dem das Damoklesschwert des Mitgliederentscheids schwebt. Und eine Partei, die kommissarisch geführt wird. Das Interregnum zwischen den Parteivertretern Schulz und Nahles heißt Scholz.
SPD in spe, irgendwas zwischen i. V. und a. D.
Vize Scholz führt die Partei kommissarisch, nachdem die geplante Übernahme der SPD durch eine kommissarische Vorsitzende Nahles Gegenwind bekommen hatte. Andrea Nahles ist jetzt bloß die designierte Parteivorsitzende im Wartestand, während Schulz im Heer der Ex-Parteiführer untertaucht. Auch in der CSU ist in diesen Tagen und Wochen alles auf Abruf, in der Schwebe. Ex und hopp. Der eine, Seehofer, ist vorderhand Noch-immer-Ministerpräsident und Noch-nicht-Heimatminister, der andere, Söder, Noch-nichtMinisterpräsident und Noch-immer-Heimatminister. Schach, noch kein Matt. Im protokollarischen Vorgriff zog Söder am Aschermittwoch allerdings schon zum Defiliermarsch in die Arena ein, bejankert uniformiert als unheimlich potenzieller Landesvater.