Frühlingserwachen auf dem Stadtmarkt
Das Schneegestöber im Februar lässt die Augsburger Kunden nicht kalt. Sie greifen zu bunten Blumen, frischen Kräutern, Gemüse und Deko-Hasen, um sich auf das Frühjahr einzustimmen
Frühlingsgefühle kommen am Samstagmorgen beim Blick aus dem Fenster erst einmal nicht auf, denn der Blick fällt auf dichtes Schneetreiben. Schneeflocken tanzen durch die Luft, sie haben Straßen und Gehwege bedeckt. Der Frühling, der beim Sonnenschein der vergangenen Woche schon zum Greifen nahe schien, ist erst einmal ganz weit weg. Doch das ändert sich – auf dem Stadtmarkt. Dort ist das Frühlingserwachen schon an allen Ecken spür- und sichtbar.
Bei Blumen Häusler müssen die Kunden nur die Plastikplane zur Seite schieben und in den überdachten Bereich gehen. Ein Meer von Blumen breitet sich vor ihnen aus: Tulpen und Primeln gibt es in allen Farben. Die lässt Kundin Efriede Ebner links liegen. Sie hält einen Kranz in der Hand. „Derzeit habe ich noch den Weihnachtskranz mit den Wintervögeln in Gebrauch“, sagt sie und lacht. Den neuen Kranz will sie mit einem bunten Band und kleinen farbigen Eiern dekorieren. Sie hat Lust auf neue Deko. Der Schnee macht der gebürtigen Allgäuerin dagegen wenig aus. „Ich bin gerade erst vom Skifahren gekommen und es hat in Augsburg mehr geschneit als in Oberstdorf“, erzählt sie. Sie mag den Winter.
Andere haben davon schon mehr als genug, merkt Hilde Ellerbeck von Blumen Häusler. „Derzeit gehen bunte Sträuße besonders gut. Viele Kunden kaufen für sich selber Blumen und sagen, dass sie das nun für ihre Seele benötigen nach den düsteren Wochen und Monaten.“Tulpen und Primeln sind gerade der Verkaufsrenner, aber auch Palmkätzchen sind gefragt. Eine Lieblingsfarbe gibt es bei den Kunden dagegen nicht. „Gekauft wird nach Lust und Laune. Es gehen alle Farben gleich gut weg“, sagt Hilde Ellerbeck.
Wer die Plastikplane des Standes hinter sich lässt, befindet sich wieder mitten im Schneematsch. Der Blick fällt am nahe gelegenen Gemüsestand von Renate Haag auf Blumenkohl und Karotten, die inzwischen in Schnee gebettet sind. Es ist nicht das, worauf ihre Kunden derzeit Heißhunger haben, weiß die Standbetreiberin. „Bis zum Januar wird Wurzelgemüse gekauft. Dann wollen die Augsburger etwas Fri- sches und kaufen Salate, Gurken und Paprika.“Süße junge Erbsen, Baby-Artischocken, der erste Brokkoli und frische Kräuter stehen bei ihr gerade ebenfalls hoch im Kurs. Kenner kaufen zur Zeit auch Mönchsbart, der wie Schnittlauch aussieht, aber ein Frühlingsgemüse aus dem Mittelmeerraum ist. „Das kann man mit Garnelen und Olivenöl in der Pfanne andünsten und zu Bandnudeln essen“, sagt Haag.
Der Stadtmarkt ist mittags gut besucht. Die Kunden lassen sich ihren Einkauf auch im Schneetreiben nicht entgehen und können vor dem Laden „Wein Kultur Österreich“im winterlichen Flair beinahe wie auf dem Christkindlesmarkt zur Bratwurst greifen. Wolfgang Vogl steht im Freien höchstpersönlich an der Pfanne und wendet die steirischen Käsekrainer, die er mit frischem Kren serviert.
Das Grillvergnügen habe mit dem Wintereinbruch allerdings nichts zu tun, so Vogl. „Gebratene Würstel gibt es bei uns an jedem Wochenende – Sommer wie Winter“, sagt er.
Der Schnee treibt Melanie Goldbach von „Allerleirauh“ebenfalls vor ihr Geschäft. Dort stößt sie mit einem Besen den schweren Schnee von der Plastikplanenüberdachung. Schneeflocken haben sich auch hier auf den ausgestellten silberfarbenen Häschen und Keramikartikeln niedergelassen. Im Inneren des kleinen Ladens, der Dekoartikel für Haus und Garten bietet, gibt es noch mehr Hasen in allen Größen und aus verschiedenen Materialien – Ostern ist zweifelsohne nicht mehr fern. „Die Hasen gehen zu dieser Jahreszeit besonders gut. Die Menschen stimmen sich damit auf Ostern und den Frühling ein“, sagt sie. So lässt sich der Winter leichter vertreiben ...