Immer mehr Grippefälle
Die Influenza hat Bayern weiter fest im Griff. 15 Menschen sind bereits gestorben und Tausende erkrankt. Experten vermuten, dass es noch viel mehr Fälle gibt
15 Menschen in Bayern sind bisher an der aktuellen Grippewelle gestorben. Drei von ihnen kamen aus Schwaben. Dies meldet das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen, kurz LGL. Seit Wochen breitet sich die Influenza im Freistaat aus. Das LGL zählte allein in der siebten Kalenderwoche 2874 neue Fälle. Insgesamt gab es im Freistaat seit Beginn der Grippe-Saison Anfang Oktober 12617 Erkrankungen.
Und es müsse von einer Dunkelziffer ausgegangen werden, teilte eine Sprecherin des Landesamtes mit. Denn nicht jeder Erkrankte konsultiere einen Arzt und nicht jeder akute Atemwegsinfekt werde in einem mikrobiologischen Labor auf Influenzaviren untersucht.
Mancherorts ereilt die Grippe nicht nur Patienten, sondern auch die Ärzte und das Pflegepersonal. In Günzburg ist die Situation besonders dramatisch: Mehr als 80 Mitarbeiter des Kreiskrankenhauses – darunter ein Fünftel der Mediziner – wie berichtet, aus Krankheitsgründen aus. Die Folge: Einige Operationen mussten bereits verschoben werden. Auch das Augsburger Klinikum kämpft mit der Grippe. „Viele Ärzte und Pfleger in der Notaufnahme sind erkrankt. Das macht die Situation nicht leichter“, bestätigt Pressesprecherin Ines Lehmann am Freitag.
Derzeit, so sind sich die Experten einig, befindet sich die Erkrankungswelle auf ihrem Höhepunkt: Alleine in der vergangenen Woche erkrankten in Deutschland 24 000 Menschen an der Grippe, 77 Fälle gab es in diesem Monat im Stadtge- biet Augsburg – und damit doppelt so viele wie im Jahr 2017.
In Südschwaben ist die Situation nicht ganz so schlimm. „Insgesamt ist es natürlich spürbar, dass wir in der Grippesaison angekommen sind, dennoch sind die Zahlen üblich für diese Jahreszeit“, sagt Christine Hartke, Sprecherin des Klinikverbunds Kempten-Oberallgäu. Derzeit befänden sich zehn Grippe-Patienten in den drei Krankenhäusern. Andernorts entspannt sich die Lage langsam wieder, beispielsweise in Nordschwaben: „Wir hatten zwar auch Krankheitsfälle, aber nicht besonders viele – Gott sei Dank“, erfallen, klärt Jürgen Busse, Vorstandsvorsitzender des gemeinsamen Kommunalunternehmens Donau-Ries Kliniken und Seniorenheime.
Die Lage bei der Deutschen Bahn hat sich ebenfalls verbessert. Vor zwei Wochen noch mussten auf den Strecken zwischen Augsburg und Bobingen sowie Ulm und Aalen, wie berichtet, mehrere Züge gestrichen werden. Mittlerweile gebe es „keine nennenswerten Krankheitszahlen“mehr unter den DB-Mitarbeitern, erklärte eine Sprecherin gegenüber unserer Zeitung.
Doch obwohl die Grippesaison ihren Höhepunkt erreicht zu haben scheint, gelten nach wie vor die wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen gegen Ansteckung wie häufiges Händewaschen, kein Händeschütteln und genügend Abstand zu den Mitmenschen. Denn wie aggressiv der Influenza-Typ in diesem Jahr ist, zeigt das Beispiel eines 45-Jährigen aus dem Landkreis Dillingen auf traurige Weise. Obwohl der Mann keinerlei Vorerkrankungen aufgewiesen hatte, starb er nach einem besonders heftigen Verlauf der Grippe.