Tortur für die Ohren
Im Kino gewesen. Multiplex Augsburg. Wütend geworden. Der Kinogänger wird behandelt, als sei er hochgradig schwerhörig. Die volle Dröhnung plus Bässe, die die Sessel erbeben lassen. Als ob nahezu Ertaubte noch ein allerletztes Mal mit Erfolg beschallt werden sollen.
Hat das Multiplex einen Provisionsvertrag mit den Augsburger Ohrenärzten? Rockkonzerte legen, weil Musik bietend, nicht so die Nerven blank, wie es ein Kinosaal mit krachender Überwältigungsstrategie vermag. Und alle scheinen die Körperverletzung klaglos und fatalistisch hinzunehmen – wie ein unabänderliches Naturereignis.
Alle? Nein. Es gibt vorsichtige Versuche der Gegenwehr. Vorsprechen bei der Aufsicht. Bringt zwei Dezibel weniger. Die potenzielle Körperverletzung bleibt. Vor nicht allzu langer Zeit half auch noch eine spezielle Selbsthilfe-Notmaßnahme: das couragiert eigenhändige Herunterregeln der Lautstärke in dem offenen Schaltkasten gleich neben dem Saaleingang. Funktionierte – und brachte keinerlei Beschwerden von anderen Besuchern, weil diese nichts mehr vernehmen konnten. Viel eher herrschte allgemeine stumme Erleichterung.
Aber das geht leider nicht mehr. Jetzt ist der Kasten verschlossen. Waren wohl zu viele Kunden in verzweifelter Gegenwehr am Werk.
Noch mal zur Aufsicht gehen? Noch mal zwei Dezibel weniger erwirken? Warum greift kein anderer ein? Ist das Kino eine Schlachtbank für Lämmer? Dann der Griff in die Hosentasche. In Ermangelung von Ohropax und sonstigen Lärmschutzmaßnahmen ein Stofftaschentuch herausgezogen. Drei mal drei Zentimeter abgerissen. Kügelchen geformt. Eingesetzt, in die Ohren gedrückt. Zweistündigen Film angeschaut. Alles verstanden, alles gehört. Obwohl in einem Alter, da die Hörkraft angeblich deutlich nachlässt.