Königsbrunn: Die Tram kommt voran
Nächstes Jahr könnte die Baugenehmigung für das Millionenvorhaben da sein. Andere Straßenbahnprojekte für den Landkreis tun sich da deutlich schwerer
Frühestens Anfang kommenden Jahres liegt eine Baugenehmigung für die Verlängerung der Straßenbahnlinie 3 nach Königsbrunn vor. Das sagte Stadtwerkechef Walter Casazza gestern vor dem Kreistag. Seinen Worten zufolge könnte bei optimalem Verlauf des Genehmigungsverfahrens (Planfeststellung) bereits Ende dieses Jahres mit vorbereitenden Arbeiten für das Großprojekt begonnen werden.
Die Verlängerung der Tramlinie in die größte Stadt des Landkreises Augsburg soll zwei Jahre in Anspruch nehmen und nach aktuellen Schätzungen 41 Millionen Euro kosten. Es könnte auch deutlich mehr werden. Inklusive der sogenannten Risikozuschläge steht bei den Stadtwerken Augsburg derzeit ein Budget von 49 Millionen zur Verfügung, um die seit Jahrzehnten diskutierte Straßenbahnstrecke zu verwirklichen.
Die geplante Strecke ist 4,6 Kilometer lang. Neben zwei bestehenden Haltestellen, die umgebaut werden, werden sechs Haltestellen neu angelegt. Geplant ist, dass der Streckenabschnitt nach Königsbrunn von der Tram in der Regel im 15-Minuten-Takt befahren wird.
Finanziell ist das Millionenvorhaben, das ohne Zuschüsse vom Staat nicht zu stemmen wäre, ein Gemeinschaftswerk von Stadtwerken Augsburg, Stadt Königsbrunn und Landkreis Augsburg. Auf dieses hatte man sich nach langen Verhandlungen verständigt.
Die Stadtwerke Augsburg schultern das Projekt zunächst alleine und bekommen die Fahrgeldeinnahmen. Gerechnet wird mit 10000 Fahrgästen und damit einem Defizit. Der Landkreis Augsburg und Königsbrunn sollen deshalb jährlich 950 000 Euro Zuschuss bezahlen, der Kreis trägt zwei Drittel dieser Summe. Das sind rund 600 000 Euro pro Jahr. Insgesamt ist der Vertrag auf eine Laufzeit von 25 Jahren ausgelegt, sodass unter dem Strich ein zweistelliger Millionenbetrag herauskommt, an dem sich via Kreisumlage auch Gemeinden beteiligen, die nichts von der Straßenbahn haben.
Die Straßenbahn nach Königsbrunn ist das derzeit konkreteste Bauvorhaben der Augsburger Stadtwerke, das sich in den Landkreis Augsburg hinein erstreckt. Darüber hinaus wird jedoch über zweit weitere Verlängerungen diskutiert. Die Linie 5 könnte bis Neusäß führen, die Linie 4 vom jetzigen Endhalt Augsburg Nord bis nach Gersthofen.
An beiden Ausbauvorhaben könnte sich der Landkreis ähnlich wie in Königsbrunn beteiligen, sagte Landrat Martin Sailer (CSU) gestern im Kreistag, wo die Kreisräte über den Stand der großen Verkehrsprojekte im Augsburger Land unterrichtet wurden.
Stadtwerkechef Casazza verdeutlichte noch einmal, dass sein Unternehmen der Verlängerung beider Tramlinien aufgeschlossen gegenüberstehe. „Wir sind offen und wir können es realisieren. Aber wir brauchen politischen Rückenwind aus den Gemeinden. Wer zuerst kommt, den werden wir zuerst bedienen.“
Tatsächlich würden beide Städte mit unterschiedlichen Voraussetzungen ins Rennen gehen – so sie denn überhaupt wollen. Beschlossen ist das nämlich noch nicht. Neusäß wartet auf das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie für eine Verlängerung der Linie 5 vom Klinikumsgelände hin zur Westheimer Straße. Einstweilen planen die Stadtwerke ohne die Neusässer den Bau der Linie bis zum Klinikum.
Dieser allein sei schon reichlich kompliziert, verdeutlichte Casazza. Anfang kommenden Jahres könnten die Planfeststellungsunterlagen eingereicht werden. Das Genehmigungsverfahren wird auf zwei Jahre veranschlagt, die Bauzeit selber auf noch einmal drei Jahre. Grund sind die komplizierten Verkehrsverhältnisse in der Bürgermeister-Ackermann-Straße im Übergang auf B 300 beziehungsweise B 17. Diese wichtige Verkehrsader soll durch Bauarbeiten nicht verschlossen werden. Wie der Verkehr dort künftig mit Straßenbahn rollen soll, ist Gegenstand einer Simulation, die noch nicht fertig ist.
Für die Verlängerung der Linie 4 durch Gersthofen gibt es bislang eine rechnerische Machbarkeitsstudie, welche die Baukosten für knapp vier Kilometer Strecke mit 45 Millionen Euro beziffert. Ob beide Seiten dem Projekt nähertreten, hängt vom Ausgang weiterer Untersuchungen ab.