Was der Umbau bei VW für Audi bedeutet
Der Volkswagen-Konzern hat seine Marken neu strukturiert. Audi-Chef Rupert Stadler bekommt mehr Verantwortung. Bei dem Autobauer will man die Veränderungen aber nicht überbewerten
Die VW-Aufsichtsräte haben entschieden: Eine neue Struktur soll dabei helfen, den größten Autokonzern der Welt zu dezentralisieren. Davon erhofft sich der neue Vorstandschef von Volkswagen, Herbert Diess, schnellere Entscheidungen. Die Änderungen betreffen auch die VW-Tochter Audi in Ingolstadt.
Der Autobauer gehört künftig der Markengruppe „Premium“im Volkswagen-Konzern an. AudiChef Rupert Stadler, der in den vergangenen Monaten infolge des Abgas-Skandals immer wieder in der Kritik stand, erhält zudem mehr Kompetenzen: Er verantwortet den Konzernvertrieb und koordiniert damit die Organisation der einzelnen Marken von Volkswagen. Der Umbau bei VW wirkt deshalb auf den ersten Blick wie eine Aufwertung für Audi. Das wollten die Ingolstädter am Freitag so allerdings nicht kommentieren.
Stattdessen berief sich Sprecher Jürgen De Graeve auf die offizielle Pressekonferenz zum Thema Audi: „Die Position der Marke Audi bleibt unverändert. Der Konzern wird konsequent nach dem Subsidiaritätsprinzip geführt werden, das heißt: Audi verantwortet die eigenen Aktivitäten.“Mit Blick auf die neuen Aufgaben des Audi-Chefs Stadler nehme der Konzern darüber hinaus noch zentrale Aufgaben wie die Vertriebsverantwortung wahr, erklärte De Graeve.
Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer hält die Auswirkungen auf Audi für gering: „Außer, dass Diess nun auch bei Audi mitreden darf und die Marke strenger geführt wird, ändert sich nicht viel.“Dass sich VW von der neuen Struktur schnellere Entscheidungen erhofft, kann der Professor für Automobilwirtschaft nicht nachvollziehen: „War der Konzern unter dem ehemaligen Chef Müller langsam? Irgendeinen Grund brauchte man ja, um Müller wegzujagen.“Nun sei die Entscheidungsgewalt gebündelt bei Diess, erklärt der Experte.
Die IG Metall will indes noch keine Einschätzung zur neuen Struktur bei VW und deren Auswirkungen auf Audi abgeben: „Wir befinden uns noch in der Analyse“, sagt Johann Horn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Ingolstadt. Mit der grundsätzlichen Ausrichtung der Ingolstädter zeigte er sich aber zufrieden. „Beim Thema Elektromobilität hat Audi die richtigen Weichen gestellt, allerdings ist noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten.“ Nach Ansicht Horns darf sich diese nicht nur auf die E-Mobilität beschränken, sondern sie betrifft auch die klassischen Benzin- und Dieselmotoren. „Wir müssen alles tun, um die Umwelt zu schützen, dürfen aber nicht gleichzeitig in Panik verfallen“, erklärt der Gewerkschafter.
Deshalb handelt seiner Ansicht nach Audi richtig, indem der Konzern die Entwicklungen im Bereich alternativer Antriebsformen genau beobachtet: „Wir wissen ja nicht, ob die Elektromobilität am Ende der richtige Weg sein wird. Schließlich gibt es auch noch Gas-, Hybrid- und Wasserstoffmodelle.“
Ein weiterer Schritt beim Thema Elektromobilität ist Horn zufolge bereits beschlossene Sache: Derzeit werden die E-Modelle von Audi in einem Werk in Brüssel gefertigt. „Die IG Metall hat gefordert, dass an den beiden Standorten in Deutschland ebenfalls Elektrofahrzeuge hergestellt werden. Audi hat bereits zugesagt“, sagt Horn auf Nachfrage unserer Zeitung. In Zukunft wird es also E-Modelle aus Ingolstadt und Neckarsulm geben. Der Audi-Betriebsrat war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.