Zecken sind im Anmarsch
Im Frühling werden sie wieder aktiv. Sie saugen Blut und übertragen Krankheiten. Wie man sich schützen kann und warum die Situation im Augsburger Land besonders ist
Im Frühling werden die Zecken wieder aktiv. Wie man sich schützen kann und warum die Situation im Augsburger Land besonders ist, lesen Sie auf
Wenn der Frühling kommt und es draußen wärmer wird, dann blühen nicht nur Blumen und Bäume. Auch die Zecken werden wieder aktiver und versuchen, Menschen und Tiere zu befallen.
Im Augsburger Land ist die Situation besonders. Nahezu ganz Süddeutschland ist als Risikogebiet für die Krankheit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) eingestuft, deren Erreger von Zecken übetragen wird. Doch der Landkreis ist eine Ausnahme. Das Robert-KochInstitut (RKI) verzeichnet in Deutschland alle Risikogebiete für FSME auf einer Karte. Es vergibt den Risikostatus, wenn in einem Gebiet mehr als ein Fall pro 100 000 Einwohner auftritt. Das Augsburger Land ist auf dieser Karte wie eine Insel, dort treten nur vereinzelt FSME-Fälle auf.
„Warum das so ist, lässt sich schwer erklären“, sagt Birgitt Kopp, Biologin beim Amt für Grünordnung der Stadt Augsburg. „Klarheit könnte man erst erhalten, wenn man zahlreiche Zecken gezielt untersuchen würde.“Doch sie betont auch: „In den noch nicht als Risikogebiet geltenden Bereichen wird sich der Erreger im Laufe der nächsten Jahre oder Jahrzehnte aufgrund des Klimawandels weiter ausbreiten und die Lücke schließen.“Ende April veröffentlicht das RKI eine neue Karte. Dann sieht man, ob die Viren sich ausgebreitet haben.
Zecken übertragen Krankheitserreger über einen Rüssel, mit dem sie sich an einem Wirt feststechen – nicht beißen – und Blut saugen. Wie viele Zecken es im Jahr gibt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Birgitt Kopp sagt: „Ich bin kein Freund von Prognosen wie: Das war ein kalter Winter, deshalb gibt es weniger Zecken.“Viel entscheidender für die Population sei, wie erfolgreich sie an Nahrung kommen. Die Temperatur sei nebensächlich: „Zecken verkraften Frost bis minus 20 Grad locker.“Ab Temperaturen von sechs Grad Celsius werden die Tiere aktiv und warten im Gras, im Unterholz oder in Büschen auf einen Wirt, der sie im Vorbeigehen abstreift. „Dass sich Zecken von Bäumen fallen lassen, ist ein Mythos“, sagt Kopp.
Gelangen die Parasiten auf ein Tier oder einen Menschen, suchen sie nach einer geeigneten Körperstelle. „Sie wandern gerne dorthin, wo die Haut besonders dünn ist. Bei Kindern ist das zum Beispiel die Kopfhaut“, erklärt Ulrich Storr, Leiter des Gesundheitsamtes Augsburg.
Hat die Zecke eine Stelle gefunden, sticht sie zu. Dabei kann sie Krankheiten übertragen, zum Beispiel die Borreliose. Susanne Glasmacher vom RKI erklärt: „Die Borrelien sitzen im Darm der Zecke. Sie brauchen mehrere Stunden, bis sie von dort ins Blut gelangen.“Findet man die Zecke frühzeitig und entfernt sie sofort, seien die Chancen gut, sich nicht zu infizieren. Die Zecke zieht man am besten mit einer Pinzette oder Zeckenzange.
Doch nicht nur Menschen können sich mit der Borreliose infizieren. Auch Tiere können erkranken. Vor allem Hunde reagieren empfindlich auf die Borrelien.
Die zweite Krankheit ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis, eine schwere Form der Hirnhautentzündung. Sie wird über Viren im Speichel der Parasiten übertragen. Susanne Glasmacher vom RKI erklärt: „Sticht die Zecke zu, gelangen die Viren unmittelbar ins Blut des Wirtes. Dagegen kann man sich nur mit einer Impfung schützen.“
Die kleinen Blutsauger verkraften locker Temperaturen bis minus 20 Grad