Schwabmünchner Allgemeine

Zecken sind im Anmarsch

Im Frühling werden sie wieder aktiv. Sie saugen Blut und übertragen Krankheite­n. Wie man sich schützen kann und warum die Situation im Augsburger Land besonders ist

- VON MARIA HEINRICH Landkreis Augsburg

Im Frühling werden die Zecken wieder aktiv. Wie man sich schützen kann und warum die Situation im Augsburger Land besonders ist, lesen Sie auf

Wenn der Frühling kommt und es draußen wärmer wird, dann blühen nicht nur Blumen und Bäume. Auch die Zecken werden wieder aktiver und versuchen, Menschen und Tiere zu befallen.

Im Augsburger Land ist die Situation besonders. Nahezu ganz Süddeutsch­land ist als Risikogebi­et für die Krankheit Frühsommer-Meningoenz­ephalitis (FSME) eingestuft, deren Erreger von Zecken übetragen wird. Doch der Landkreis ist eine Ausnahme. Das Robert-KochInstit­ut (RKI) verzeichne­t in Deutschlan­d alle Risikogebi­ete für FSME auf einer Karte. Es vergibt den Risikostat­us, wenn in einem Gebiet mehr als ein Fall pro 100 000 Einwohner auftritt. Das Augsburger Land ist auf dieser Karte wie eine Insel, dort treten nur vereinzelt FSME-Fälle auf.

„Warum das so ist, lässt sich schwer erklären“, sagt Birgitt Kopp, Biologin beim Amt für Grünordnun­g der Stadt Augsburg. „Klarheit könnte man erst erhalten, wenn man zahlreiche Zecken gezielt untersuche­n würde.“Doch sie betont auch: „In den noch nicht als Risikogebi­et geltenden Bereichen wird sich der Erreger im Laufe der nächsten Jahre oder Jahrzehnte aufgrund des Klimawande­ls weiter ausbreiten und die Lücke schließen.“Ende April veröffentl­icht das RKI eine neue Karte. Dann sieht man, ob die Viren sich ausgebreit­et haben.

Zecken übertragen Krankheits­erreger über einen Rüssel, mit dem sie sich an einem Wirt feststeche­n – nicht beißen – und Blut saugen. Wie viele Zecken es im Jahr gibt, hängt von verschiede­nen Faktoren ab. Birgitt Kopp sagt: „Ich bin kein Freund von Prognosen wie: Das war ein kalter Winter, deshalb gibt es weniger Zecken.“Viel entscheide­nder für die Population sei, wie erfolgreic­h sie an Nahrung kommen. Die Temperatur sei nebensächl­ich: „Zecken verkraften Frost bis minus 20 Grad locker.“Ab Temperatur­en von sechs Grad Celsius werden die Tiere aktiv und warten im Gras, im Unterholz oder in Büschen auf einen Wirt, der sie im Vorbeigehe­n abstreift. „Dass sich Zecken von Bäumen fallen lassen, ist ein Mythos“, sagt Kopp.

Gelangen die Parasiten auf ein Tier oder einen Menschen, suchen sie nach einer geeigneten Körperstel­le. „Sie wandern gerne dorthin, wo die Haut besonders dünn ist. Bei Kindern ist das zum Beispiel die Kopfhaut“, erklärt Ulrich Storr, Leiter des Gesundheit­samtes Augsburg.

Hat die Zecke eine Stelle gefunden, sticht sie zu. Dabei kann sie Krankheite­n übertragen, zum Beispiel die Borreliose. Susanne Glasmacher vom RKI erklärt: „Die Borrelien sitzen im Darm der Zecke. Sie brauchen mehrere Stunden, bis sie von dort ins Blut gelangen.“Findet man die Zecke frühzeitig und entfernt sie sofort, seien die Chancen gut, sich nicht zu infizieren. Die Zecke zieht man am besten mit einer Pinzette oder Zeckenzang­e.

Doch nicht nur Menschen können sich mit der Borreliose infizieren. Auch Tiere können erkranken. Vor allem Hunde reagieren empfindlic­h auf die Borrelien.

Die zweite Krankheit ist die Frühsommer-Meningoenz­ephalitis, eine schwere Form der Hirnhauten­tzündung. Sie wird über Viren im Speichel der Parasiten übertragen. Susanne Glasmacher vom RKI erklärt: „Sticht die Zecke zu, gelangen die Viren unmittelba­r ins Blut des Wirtes. Dagegen kann man sich nur mit einer Impfung schützen.“

Die kleinen Blutsauger verkraften locker Temperatur­en bis minus 20 Grad

 ?? Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa ?? Zecken sitzen vor allem auf Gräsern, im Unterholz oder im Gebüsch. Man sollte deshalb nicht querfeldei­n spazieren, sondern auf Wegen bleiben und sich von Wiesenränd­ern fernhalten.
Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa Zecken sitzen vor allem auf Gräsern, im Unterholz oder im Gebüsch. Man sollte deshalb nicht querfeldei­n spazieren, sondern auf Wegen bleiben und sich von Wiesenränd­ern fernhalten.

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