Hohe Kunst im Kleinen
Bewegende Arien im Mozarthaus
Anfangs- und Schlussstück der Matinee mit der russisch-amerikanischen Sopranistin Anya Fauth im Mozarthaus bildeten einen bewegenden Rahmen. Beides sind Arien im barocken Klagegestus, die erste, „Sposo, son disprezzata“von Giacomelli, die andere als Zugabe, das berühmte „Lascia ch’io pianga“aus Händels Rinaldo. Hier bewies die Sängerin ihre hohe Kunst sozusagen im Kleinen: im bald stockenden, bald quasi tränenreich fließenden Legatogesang, ohne jede aufgesetzte Vibrato-Sentimentalität, mit sparsam gesetzten Akzenten und bewegender Ausstrahlung. Kein Wunder, dass sie für diese kostbare Wiedergabe den meisten Beifall des tief bewegten Publikums erhielt. Aber sie konnte natürlich auch anders: so in einer temperamentvoll und mit perlenden Koloraturen präsentierten Vivaldi-Arie oder, wieder anders, in einer mit kokettem Charme hingeträllerten Canzone von Parisotti.
Und dann natürlich Mozart. Zwei Arien aus „Figaro“und „Cosi fan tutte“zeugten von der Kunst der erfahrenen Opernsängerin. Bei Susannes „Rosen-Arie“fehlte zwar der deutlich zum Mezzo tendierenden Stimme mit wunderbarer Tiefe, bei aller Feinheit der Wiedergabe, doch ein wenig die Leichtigkeit dieser Figur. Dafür kam Anya Fauths hochdramatischer Sopran in Fiordiligis „Felsen-Arie“voll zur Geltung. Der trotzige Mut, mit dem die Figur ihrer inneren Unsicherheit begegnet (wilde Intervall-Sprünge!), aber auch der dahinter liegende Schmerz – all das wurde packend gegenwärtig. Wie auch im finalen Höhepunkt des Programms, Mozarts Konzertarie „Ch’io mi scordi di te?“KV 505 mit obligatem Klavier. Das umfangreiche Stück, mit seinen farbenreichen Ausdrucksnuancen und seinem ganz persönlichen Hintergrund, der sich im innigen Dialog zwischen Soloklavier und Singstimme spiegelt, entfaltete seine ganze menschliche Wärme im zauberhaften Miteinander der beiden Künstlerinnen. Stephanie Knauer musste hier Orchester und Solopart gleichermaßen repräsentieren, was ihr mühelos gelang. Ihr Spiel am Stein-Flügel war wie immer: kundig, souverän, stets mitgestaltend, nie bloß „begleitend“.
Alles in allem eine Veranstaltung, die einen würdigen Platz beim kommenden Mozart-Fest verdient hätte.