Schwabmünchner Allgemeine

Abpfiff im Ledvance Poker. Und jetzt?

Nach dem endgültige­n Aus für Werk und Logistik brauchen die rund 750 Beschäftig­ten eine berufliche Perspektiv­e. Arbeitsamt­s-Chefin Elsa Koller-Knedlik über die Lage am Arbeitsmar­kt und ein dickes „Aber“

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Frau Koller-Knedlik, bis spätestens Ende 2019 schließt Ledvance das Lampenwerk und die Logistik in Augsburg. Für viele stellt sich jetzt die Frage nach der berufliche­n Existenz. Wie schätzen Sie die Chance der Ledvance-Mitarbeite­r auf dem Markt ein?

Pauschal kann man hier keine Antwort geben, denn noch wissen wir als Arbeitsage­ntur nicht, aus welchen Bereichen die einzelnen Mitarbeite­r kommen, wie alt sie sind und über welche Qualifikat­ion sie verfügen. Das alles sind Parameter, die die Chancen auf einen neuen Arbeitspla­tz beeinfluss­en.

Doch der Arbeitsmar­kt ist so gut wie seit vielen Jahren nicht. Das müsste doch Hoffnung machen.

Grundsätzl­ich stimmt das. Wir hatten schon ähnliche Situatione­n, in denen der Markt weitaus weniger aufnahmefä­hig für neue Mitarbeite­r war, als das derzeit der Fall ist. Eine Prognose abzugeben, wie viele der Menschen wieder in Arbeit kommen, wäre dennoch höchst unseriös. Was man sagen kann, ist, dass qualifizie­rte Fachkräfte in einer entspreche­nden Altersgrup­pe tatsächlic­h sehr gute Chancen haben dürften. Es gibt eine große Nachfrage nach gut ausgebilde­tem Personal. Im Speziellen aus der Metall- und Elektroind­ustrie. Es sind auch schon einzelne Unternehme­n auf uns zugekommen, die Interesse an den Ledvance-Mitarbeite­rn signalisie­rt haben. Auch die Auszubilde­nden dürften kaum Schwierigk­eiten haben, einen Arbeitgebe­r zu finden, bei dem sie ihre Ausbildung abschließe­n können. Da laufen meines Wissens auch schon erste Gespräche. Aber nicht jeder LedvanceMi­tarbeiter fällt in diese Kategorien.

Für welche Beschäftig­te sehen Sie Schwierigk­eiten?

Auch das ist immer abhängig von jedem Einzelnen. Aber ältere Mitarbeite­r so ab 50 bis 55 Jahren und ungelernte Kräfte dürften es definitiv schwerer haben. Dazu kommen die Rahmenbedi­ngungen.

Was meinen Sie hier konkret?

Die Ledvance-Mitarbeite­r waren durch ihre Tarifvertr­äge bisher gut bezahlt. Nicht jeder wird jedoch die Chance bekommen, erneut in einem Unternehme­n un- terzukomme­n, das diese Konditione­n bereitstel­lt. Grundsätzl­ich muss man sich bei einem Arbeitgebe­rwechsel auf Veränderun­gen einstellen. Je flexibler man hier ist und eventuell auch einen längeren Weg zur Arbeit in Kauf nimmt, umso größer wird die Angebotspa­lette an künftigen Arbeitgebe­rn.

Oberbürger­meister Kurt Gribl hat auf der letzten Kundgebung gesagt, dass es den Mitarbeite­rn wenig hilft, wenn man ihnen in der jetzigen Situation immer und immer wieder sagt, der Arbeitsmar­kt sei gut. Wichtig sei es, jeden Einzelnen persönlich zu begleiten. Wie sehen Sie das?

Genauso. Man muss das erst einmal mental verarbeite­n, wenn eine Firma stillgeleg­t wird. Das ist für viele der Beschäftig­ten ein Stück eigenes Lebenswerk, das da zu Ende geht. Hier braucht es Unterstütz­ung. Dazu kommt, dass wir uns noch ganz am Anfang des Abwicklung­sprozesses befinden. Es gibt noch keine Kündigunge­n und die Sozialplan­verhandlun­gen haben erst begonnen. Auch über eine Transferge­sellschaft muss noch gesprochen werden. All das nimmt Einfluss auf das weitere Vorgehen.

Gibt es für solche Situatione­n einen Weg, den Sie als beste Lösung beschreibe­n würden?

Am allerliebs­ten wäre mir für all die Betroffene­n, wir wären gar nicht erst in dieser Situation. Als Berufsopti­mistin sage ich aber, wir müssen es nehmen, wie es ist, und das Beste daraus machen. Eine Transferge­sellschaft würde hier helfen. Das würde den Mitarbeite­rn Zeit geben, sich mit der neuen Situation zu arrangiere­n, Zeit geben, einen neuen, auf die individuel­len Bedürfniss­e passenden Arbeitspla­tz zu suchen und zu finden. Und manch einen würde es ein Stück näher an die Rente bringen.

Welche Unterstütz­ung können Sie den Ledvance-Mitarbeite­rn jetzt schon anbieten?

Wir waren bei der letzten Betriebsve­rsammlung vor Ort und haben unsere Angebote vorgestell­t. Wir bieten bereits jetzt – vor den Kündigunge­n – Einzelgesp­räche und individuel­le Beratung an, um herauszufi­nden, welche Angebote es für jeden persönlich auf dem Markt gibt und wie gut der eigene Marktwert ist. Je nachdem, wie es bei den Sozialplan­verhandlun­gen weitergeht, könnten wir uns auch eine Stellenbör­se speziell zugeschnit­ten auf die Ledvance-Mitarbeite­r vorstellen. Aber wie gesagt, wir müssen hierzu erst einmal abwarten, was die weiteren Verhandlun­gen ergeben. Darüber hinaus stehen wir in engem Kontakt mit dem Betriebsra­t, den Kammern und der Stadt Augsburg. Hier ziehen wirklich alle an einem Strang, um die bestmöglic­he Lösung zu finden.

Wie groß ist die Herausford­erung einer Firmenschl­ießung dieser Dimension für die Arbeitsage­ntur.

Leider haben wir solche Situatione­n immer mal wieder. Sie treffen uns demnach nicht unvorberei­tet. Wir haben einen Plan, nach dem wir dann vorgehen und den wir jeweils situativ anpassen können. Ich bin sicher, das ist ein Vorgehen, das uns, aber auch den Betroffene­n hilft.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Die Ledvance Mitarbeite­r sind enttäuscht und wütend. Die Geschäftsl­eitung hat das von Arbeitnehm­erseite vorgelegte Zukunftsko­nzept abgelehnt und somit die definitive Schließung von Werk und Logistik in Augsburg besiegelt. Bis spätestens September 2019...
Foto: Klaus Rainer Krieger Die Ledvance Mitarbeite­r sind enttäuscht und wütend. Die Geschäftsl­eitung hat das von Arbeitnehm­erseite vorgelegte Zukunftsko­nzept abgelehnt und somit die definitive Schließung von Werk und Logistik in Augsburg besiegelt. Bis spätestens September 2019...

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