Rohrreiniger verlangt 2600 Euro
Ein Mann traut seinen Augen nicht, als die schnelle Hilfe für die verstopfte Spüle zur Kostenfalle wird
Dem 62-Jährigen dürfte erst einmal die Luft weggeblieben sein: Über 2600 Euro forderte der Rohrreinigungsdienst von ihm für eine Dreiviertelstunde Arbeit samt Brotzeit. Einen großen Teil bezahlte der Gersthofer gleich vor Ort. Im Nachhinein erstattete der Mann dann Anzeige bei der Polizei – wegen Wucher. Der 62-Jährige hatte sich den Rohrreiniger über das Internet gesucht. Kurz nach dem Telefonat erschien ein Mann, der den Abfluss der Spüle wieder frei machte.
Verbraucherzentralen und der Verband der Rohr- und KanalTechnik-Unternehmen (VDRK) warnen vor den „schmutzigen Tricks“unseriöser Rohrreinigungsfirmen. Denn die hätten sich ebenso wie manche dubiose Schlüssel- oder Elektronotdienste darauf spezialisiert, die Notsituation ihrer Kunden auszunutzen. Beim Verband, der sich als Sprachrohr und Interessenvertretung der zur Branche gehörenden Unternehmen versteht, wird gewarnt: „Rufen Sie niemals 0800er- oder Mobilfunk- oder Servicenummern wie 01805 aus Anzeigen an.“Durch eine geschickte Formulierungen werde suggeriert, dass der Notdienst aus der Region kommt. Derzeit rolle eine „gigantische Betrugswelle“durch Deutschland: Dass 4000 Euro für zwei Stunden Arbeit verlangt werden, sei keine Seltenheit. Die Masche der dubiosen Dienstleister: Sie haben sich eine Präsenz im Internet gekauft, die dann in Suchmaschinen oben gelistet werden. Über die Anzeigen und die dort angegebenen Rufnummern gelange man meistens an einen Vermittler. Auf Nachfrage werde versichert, bei einem Dienstleister aus der Region gelandet zu sein. Der Verband rät deshalb: Auch wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, sollte überprüft werden, ob die Angaben korrekt sind. Auch in Branchenbüchern lauere Gefahr: Kunden sollten sich nicht von den Ortsvorwahlen täuschen lassen. Firmen mit vielen Anzeigen würden meistens eine Ortsansässigkeit vorgaukeln. Statt Betrügern aufzusitzen, sollte überlegt werden, wie dringend das Problem ist und ob es tatsächlich außerhalb der normalen Geschäftszeiten von Fachfirmen geklärt werden muss. „In vielen Fällen hat dies, bis auf kleinere Einschränkungen, auch Zeit bis zum nächsten Morgen.“
Die hatte ein junger Mann in Zusmarshausen jüngst nicht: Er musste nachts in seine Wohnung, nachdem er sich ausgesperrt hatte. In seiner Not suchte er schnell über sein Smartphone Hilfe. Fündig wurde er im Internet. Was er nicht wusste: Der Schlüsseldienst kam zwar aus der Region, arbeitete aber als Subunternehmer für eine deutschlandweit agierende Agentur. Die verlangte 450 Euro für 25 Minuten Arbeit. Das ließ der junge Mann nicht auf sich sitzen. Er ging zur Polizei und zeigte den Schlüsseldienst an. Jetzt wird wegen des Verdachts auf Wucher ermittelt. SCHWABMÜNCHNER ALLGEMEINE