Globale Revolte
Arte geht in zweiteiliger Doku dem Mythos 1968 rund um den Erdball nach
Dass die Studentenunruhen im Jahr 1968 weltweit Wurzeln hatten, zeigt Regisseur Jean-Gabriel Périot in seiner zweiteiligen TV-Doku „1968 – Die globale Revolte“ab 20.15 auf Arte.
Beispiel USA: Von Mississippi, der Gegend mit dem ausgeprägtesten Rassismus in den USA, geht eine friedliche Protestbewegung aus. Sie ist mehr als ein Eintreten für die Rechte der Schwarzen. Bald schon geht es um die Frage, ob junge Menschen ihre politischen Debatten in die Hörsäle tragen dürfen.
Beispiel Großbritannien: Die Jugend steht der Politik zunächst fern, dafür toben im Seebad Brighton Straßenschlachten von Mods und Rockern, es geht um Musik und Kleidung. Schriftsteller Barry Miles blickt zurück: „In London, im Grunde in ganz England herrschte in den 60er Jahren weitgehend noch das alte Establishment der Vorkriegszeit. Und nach dem Krieg wollten die Politiker und Mächtigen einfach die alten Wege weitergehen.“Dabei gab es damals, nicht nur in Großbritannien, eine Sehnsucht nach neuen Antworten.
An diese erinnert sich auch der Historiker Wolfgang Kraushaar. „Es hat ein großes Gären, einen großen Unmut gegeben“, sagt er in der Doku über das Westberlin der 60er Jahre. Die Unis seien bis in die Spitze hinein autoritär gewesen. Doch auch bei der Polizei habe 1967 der Geist der Vorkriegszeit geherrscht.
Der Zweiteiler besticht durch die Vielzahl der Interviewpartner und die Fülle des Archivmaterials. Périots größtes Verdienst ist aber, dass er weltweit Stränge zusammenführt. Brasilien, Mexiko, Italien, Frankreich – überall brodelt es in diesen Jahren.