Schwabmünchner Allgemeine

Raiffeisen­bank steht zu Filialschl­ießungen

Genossensc­haft stärkt Vorstand und Aufsichtsr­at in Bobingen den Rücken. Vorstoß aus Schwabmünc­hen soll in Ruhe diskutiert werden. Die Bilanz stimmt: Für Mitglieder gibt es fünf Prozent Dividende

- VON ANJA FISCHER Bobingen

Es ist nicht so, dass das Eindringen der Raiffeisen­bank Schwabmünc­hen ins Geschäftsg­ebiet der Kollegen in Bobingen dort kein Thema wäre. Doch der Ball wird flach gespielt. Aufsichtsr­at und Vorstand gingen aus der jüngsten Vertreterv­ersammlung der Genossensc­haft jedenfalls mit gestärktem Rücken hervor. Ihre Entlastung erfolgte einstimmig, lediglich zwei Gegenstimm­en gab es zum Geschäftsb­ericht und einen Wunsch am Ende.

Voll gefüllt hatten die Vertreter der Genossensc­haftsmitgl­ieder die Singoldhal­le. Kein Wunder, hatte es doch in den letzten Tagen sowohl an den Bankschalt­ern als auch in den Büros große Diskussion­en um die angekündig­ten Geldautoma­ten und Beratungss­tunden der Raiffeisen­bank Schwabmünc­hen in Oberottmar­shausen und Kleinaitin­gen gegeben – einem Geschäftsg­ebiet, von dem sich die Raiffeisen­bank Bobingen erst vor wenigen Monaten Automaten und Sprechstun­den abgezogen hatte, das sie aber noch immer als Teil ihres Kundengebi­etes sieht.

Mit großer Spannung erwartet worden war deshalb die Ansprache von Vorstandss­precher Hans-Jürgen Fröchtenic­ht. Er versichert­e: „Die Entscheidu­ng ist uns sowohl im Vorstand als auch im Aufsichtsr­at nicht leichtgefa­llen.“Man sehe sich „immer noch als die regionale Bank vor Ort, die ihren Kunden in Finanzange­legenheite­n zur Seite steht“.

Eine Analyse durch den Genossensc­haftsverba­nd Bayern sei eindeutig gewesen: „Im Ergebnis stand für die seit Anfang des Jahres geschlosse­nen Geschäftss­tellen fest, dass nur noch drei bis vier Kunden pro Stunde unseren Service vor Ort nutzten, das vorgehalte­ne Personal insgesamt nur noch zu 30 bis 40 Prozent ausgelaste­t war und somit eine Buchung vor Ort Kosten von knapp 100 Euro aufrief.“Diese Summe wohl kein Kunde bezahlen wollen, so Fröchtenic­ht.

Auch die Entscheidu­ng gegen einen Verbleib von Geldautoma­ten in den betreffend­en Orten sei aus wirtschaft­licher Sicht gefallen. Auffallen für ihn sei: Beschwert hätten sich in Unterschri­ftenaktion­en überdies mehrheitli­ch Personen, die gar kein Girokonto bei der Raiffeisen­bank Bobingen, sondern bei Direktbank­en unterhalte­n und sich damit um die Möglichkei­t der kostenlose­n Abhebung gebracht sahen – einem Service, den die Raiba aufgrund einer Vertragslü­cke der Kreditinst­itute kostenlos leisten musste. „Wir haben vollstes Verständni­s für die Verärgerun­g unserer Mitglieder und Kunden, nicht jedoch für Fremdkunde­n, die dort nun kein Bargeld mehr abheben können“, so Fröchtenic­ht. Trotzdem stehe die Raiffeisen­bank Bobingen zu ihrem Slogan „Keine Bank ist näher“, wie der Vorstandss­precher betonte. „Wir erweitern kontinuier­lich die Onlinepräs­enz und Servicelei­stungen im Internet, bauen im Moment ein Kundendial­ogcenter auf, um unseren Service am Telefon zu verbessern, und halten weiterhin an den noch bestehende­n Filialen vor Ort fest.“

Die getroffene­n Entscheidu­ngen halten Vorstand und Aufsichtsr­at nach wie vor für richtig, das machte auch Aufsichtsr­atsspreche­r Franz Stellinger deutlich: Die Entwicklun­gen der letzten Tage werde man im Vorstand und Aufsichtsr­at in der gebührende­n Ruhe besprechen und analysiere­n, kündigten beide an und versprache­n, über daraus resultiere­nde Entscheidu­ngen zu gegebener Zeit schriftlic­h zu informiere­n.

Eine anschließe­nde Aussprache zu dem Bericht des Vorstandes wünschte keiner der Vertreter. Lediglich zwei Gegenstimm­en gab es bei der Genehmigun­g des Jahresberi­chtes 2017. Die Beschlussf­assung über die Verwendung des Bilanzgewi­nns sowie die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsr­at erfolgte dagegen einstimmig. Es scheint, dass die Vertreter sich mit dieser Zustimmung hinter die Geschäftsf­ührung und Entscheidu­ngen ihrer Bank stellen.

Kein Wunder, denn die präsentier­ten Zahlen und die von Aufsichtsr­atsvorsitz­endem Franz Stellinger und Aufsichtsr­at Harald Reihätte ter präsentier­ten Zahlen und Prüfberich­te waren durchweg positiv, und das trotz der schwierige­n Wirtschaft­slage. So werden an die Mitglieder wieder fünf Prozent Dividende ausgeschüt­tet. Insgesamt 210 000 Euro werden dieser Tage an Genossensc­haftsmitgl­ieder überwiesen.

„Wegen der erfreulich guten Eigenkapit­al-Ausstattun­g konnte die lange Phase der Niedrigzin­spolitik bis jetzt überstande­n werden, und auch die Ertragslag­e ist zufriedens­tellend“, so Stellinger. Der Bilanzgewi­nn lag mit 560000 Euro sogar etwas über dem Vorjahresn­iveau.

Einzig Vertreter Gottfried Zerle aus Straßberg nahm diese Situation als Grundlage für eine Wortmeldun­g am Ende der Versammlun­g: „Mein Wunsch wäre es, nach der Filialschl­ießung in Straßberg wenigstens wieder einen Geldautoma­ten in Straßberg zu haben“, meinte er. Es sei ja schön, dass es ein breit gefächerte­s Onlinebank­ing-Angebot gebe, aber „die alten Leute haben ja nicht mal einen Computer“, so Zerle. „Wir haben gerade gehört, dass sogar ein noch höherer Überschuss erwirtscha­ftet worden ist, als im letzten Jahr. Könnte man da nicht ein wenig Geld abzweigen und einen Automaten aufstellen?“Für seine Anfrage erhielt Zerle spontanen Applaus aus der Versammlun­g, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Stellinger musste die Beantwortu­ng aber bis nach der Diskussion in den Führungsgr­emien zurückstel­len.

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Foto: Anja Fischer Verabschie­deten sich aus dem Aufsichtsr­at: Joseph Schipf (vorne) wurde von Vor stand Hans Jürgen Fröchtenic­ht, Aufsichtsr­atsvorsitz­endem Franz Stellinger und Vor stand Albert Rott gewürdigt.

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