Preisgekröntes Projekt steht auf der Kippe
Das Angebot „Nicht nur ein Ma(h)l“pausiert, weil es Krach in der Gemeinde St. Thomas gibt. Die Leiterin wurde wegen Unstimmigkeiten vom Kirchenvorstand aufgefordert, ihr Ehrenamt ruhen zu lassen
Gerade für die älteren Gäste zählt das gemeinsame Mittagessen, das jeden Mittwoch außerhalb der Ferien im Gemeindezentrum St. Thomas stattfindet, zu den Höhepunkten der Woche. Viele von ihnen können sich ein mehrgängiges Menü nicht mehr zubereiten, oft nehmen sie zuhause ihre Mahlzeiten alleine ein. Wie schön ist es hingegen, an der festlich gedeckten Tafel Platz zu nehmen und in Gesellschaft zu essen. Am nächsten Mittwoch bleibt die Küche in der evangelischen Pfarrei in Kriegshaber kalt. Verantwortliche aus der Gemeinde werden den Besuchern, die trotzdem kommen, eine Lunchtüte überreichen und erklären, warum das Projekt „Nicht nur ein Ma(h)l“eine Zwangspause einlegt - in jedem Fall bis September.
Der Kirchenvorstand hat dessen Leiterin Hannelore Weber aufgefordert, ihre Ehrenämter in St. Thomas ruhen zu lassen. Pfarrer Dietrich Tiggemann spricht von einem „gestörten Vertrauensverhältnis und einer Kommunikation, die vor die Hunde ging“.
„Nicht nur ein Ma(h)l“zählt zu den Flaggschiffen der Gemeinde. Das Projekt, das Tiggemanns Vorgänger Martin Dorner und Hannelore Weber vor gut 14 Jahren ins Leben gerufen haben, heimste mehrere Preise ein. Zu den Auszeichnungen zählt auch die Silberdistel unserer Zeitung, mit der das große ehrenamtliche Engagement gewürdigt wurde. Dass mittwochs bis zu 90 Gäste zum Preis von einem Euro Suppe, Salat, Hautgericht und Nachspeise serviert bekamen, haben sie vier Kochteams mit insgesamt rund 40 Helfern zu verdanken.
Diese wurden jetzt von Tiggemann informiert, dass „Nicht nur ein Ma(h)l“führungslos ist. Die genauen Gründe für die Entscheidung des Kirchenvorstands erfuhren sie nicht.
Hannelore Weber, die nicht zu der Veranstaltung eingeladen war, bestätigt auf Anfrage jedoch, was längst die Runde gemacht hat. Sie habe eigenmächtig den Schlüssel zur Vorratskammer ausgewechselt, um nur noch den Aktiven des Projekts, aber nicht mehr anderen Gemeindemitgliedern – und damit auch nicht dem Pfarrer – den Zutritt zu ermöglichen. Der Grund: Die geltenden Hygienevorschriften seien von den anderen Nutzern nicht ausreichend beachtet worden. „Einmal wurde das Geschirr nicht gespült, ein anderes Mal der Gefrierschrank nicht geschlossen.“
Weber gibt zu, dass sie mit dem Pfarrer nicht harmoniert. Auch wenn sie von „14 guten Jahren“spricht, ist ihr die Enttäuschung anzumerken. Im Juli wolle sie sich bei einem gemeinsamen Ausflug von den Teams verabschieden, sagt sie. Klar ist, dass auch einige Helfer mit
Mehrgängiges Menü zum Preis von einem Euro
Gemeinsamer Ausflug zum Abschiednehmen
ihr aufhören. Wie zu hören ist, teils aus Ärger über das Vorgehen des Kirchenvorstands, teils auch aus Altersgründen
Pfarrer Tiggemann und der Kirchenvorstand hoffen dennoch, dass das Projekt, bei dem auch Grundschüler an bestimmten Terminen mitkochen durften, weitergeht. „In den nächsten Wochen wollen wir nachdenken, ob und wie wir es neu aufstellen können.“Möglichst noch vor der Sommerpause soll es eine Entscheidung geben. Bei einer positiven Entscheidung könnte dann ab Mitte September wieder für die Gäste gekocht werden.
Die Vorfälle in St. Thomas sind auch Thema im Evangelisch-Lutherischen Dekanat. „Ehrenamtliche sind das Herzstück einer Gemeinde. Dass jemand aufgefordert wird, sein Ehrenamt ruhen zu lassen, passiert sehr selten und ist ein Zeichen, dass in einem Konflikt keine einvernehmliche Lösung gefunden werden konnte“, sagt Irmgard Hoffmann, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit. „Wir wünschen St. Thomas und allen Beteiligten, dass sie die Auseinandersetzungen bewältigen und gute Schritte in die Zukunft gehen können.“Falls nötig und gewünscht, stehe das Dekanat dabei auch hilfreich zur Seite.
OEin erstes Treffen für alle, die an einer Weiterentwicklung des Projektes Interesse haben, ist anberaumt. Es findet am Dienstag, 19. Juni, um 19.30 Uhr im St. Thomas Gemeindezen trum, Rockensteinstraße, statt. Es sind auch neue Interessenten willkommen. Sie müssen nicht der Gemeinde angehö ren, auch die Konfession spielt keine Rol le. Wer an dem Abend keine Zeit hat, kann sich alternativ ans Pfarrbüro unter der Telefonnummer 0821/401311 oder per E Mail an pfarramt.sttho mas.a@elkb.de wenden.