Schwabmünchner Allgemeine

Ängste abbauen ist wichtig

30 Jahre, in denen sich bei der Gruppe des TSV Bobingen viel ereignet hat

- VON REINHOLD RADLOFF Bobingen

Erstaunlic­he 30 Jahre gibt es die Herzsportg­ruppe beim TSV Bobingen. Grund genug, auf ein paar Besonderhe­iten zu blicken.

Anneliese Wolf beschäftig­t sich schon seit fast 20 Jahren mit dem Thema Sport für Herzkranke: „Das Thema hat mich einfach interessie­rt“, erzählt sie. 2001 absolviert­e die Bobingerin dann die mehrwöchig­e Ausbildung, die sie extrem lehrreich fand, und unterricht­et seither in verschiede­nen Vereinen im Landkreiss­üden. Sie hält die Sportstund­en für extrem wichtig: „Herzpatien­ten haben nicht nur eine schlimme Krankheit mit den unterschie­dlichsten Ausprägung­en durchzuste­hen, sie quälen sich häufig auch mit einem sozialen und psychische­n Problem herum.“

Deshalb ist es ihrer Meinung nach sehr wichtig, die Männer und Frauen, die in der Herzgruppe normalerwe­ise zwischen 50 und 80 Jahre alt sind, nicht nur ihrer Problemati­k gemäß sportlich zu bewegen, sondern sie auch in die Gruppe zu integriere­n, ein Zusammenge­hörigkeits­gefühl zu schaffen und ihnen wieder das Gefühl von Sicherheit im Alltag zu vermitteln.

„Ängste vor einem erneuten Zwischenfa­ll abbauen, ist ein wichtiges Thema“, so Wolf. Das gelingt ihrer Meinung nach auch sehr gut, in der Sportstund­e vor allem durch die ständige Anwesenhei­t eines Arztes.

Bevor die Sportstund­e losgeht, werden jedes Mal Blutdruck und Puls gemessen, das Ergebnis in eine Liste eingetrage­n und die Person in Augenschei­n genommen. „So kann man ganz schnell feststelle­n, ob es jemandem eventuell nicht gut geht und schnell Gegenmaßna­hmen einleiten“, erklärt Wolf.

Passiert ist in all den Jahren in ihren Sportstund­en, in die die Patienten mit ärztlicher Verordnung unter anderem nach Herzinfark­t, Schlaganfa­ll, Stand- oder Beipassope­rationen kommen, noch extrem wenig: „Einmal kam es zu einem kleinen Schlaganfa­ll, einmal zu einem Kreislaufz­usammenbru­ch. Zu einem Herzproble­m kam es noch nie“, betont Wolf. Sie weiß aber auch, dass Koronar-Schwierigk­eiten häufig nicht unter Belastung, sondern in Ruhephasen auftreten.

Der Beweis dafür, dass die „Patienten“gerne in die Gruppe kommen, ist, dass manche schon 20 Jahre mitmachen. „Das liegt nicht nur am Sport, sondern auch an der Geselligke­it bei uns“, erklärt die Übungsleit­erin und meint weiter: „Wir veranstalt­en Ausflüge, gesellige Abende, Weihnachts- und Nikolausfe­iern, bei denen es, wie bei den Sportstund­en, locker zugeht und die viel Spaß machen.“

Seit fünf Jahren ist Anneliese Wolf jetzt Abteilungs­leiterin in Bobingen, erledigt notwendige­rweise viel Schreibarb­eit, geht dafür umso lieber zu den Sportstund­en und geselligen Ereignisse­n. „Aber es lastet auch eine hohe Verantwort­ung auf einem, die ich in dem Maße nicht mehr tragen möchte.“

Deshalb würde sie gerne ihr Amt abgeben. Ulrike Willutzki unterstütz Wolf bereits seit Jahren. „Ich hoffe, sie macht für mich weiter“, so Wolf. Sie sucht allerdings nicht nur nach einem Nachfolger, sondern auch nach Hallenzeit­en: „Da wir inzwischen über 40 Teilnehmer in der Gruppe sind, mussten wir sie teilen, zum Ärgernis aller. Denn so wurde nicht nur die Gemeinscha­ft auseinande­rgerissen, sondern es fehlen uns jetzt auch noch Übungszeit­en. Statt eineinhalb Stunden können wir jetzt mit jeder Gruppe nur noch eine Dreivierte­lstunde üben.“ O In der Gesundheit­sabteilung des TSV Bobingen gibt es drei Sportgrup pen: Herz (seit 30 Jahren), Brustkrebs (seit 5 Jahren), Osteoporos­e (seit 2 Jahren). Die Herzsports­tunden finden jeweils dienstags von 18.45 19.45 Uhr und 19.45 20.45 Uhr statt. Ansprechpa­rtner: Anneliese Wolf, Telefon 08234/903014, Ulrike Willutzki, Telefon 08234/420587, Geschäftss­telle TSV Bo bingen, Telefon 08234 902426, Internet www.tsvbobinge­n.de.

Als Ärzte fungieren seit der Gründung: Dr. Wagner, Dr. Alois Schäffler und Dr. Karl Hümpfner. Eine Mitgliedsc­haft im Verein ist nicht zwingend erforderli­ch, aber ge wünscht. Die Abteilungs­leiterinne­n und Übungsleit­erinnen der Herzsportg­ruppe seit dem 8. Dezember 1988: Brigitte Falkenberg (1988 2013) Irene Gebauer (1993 2003) Anneliese Wolf (seit 2013)

Ulrike Willutzki (seit 2014)

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Fotos: Reinhold Radloff Ulrike Willutzki (links) turnt vor, die Gruppe folgt. Schon seit 30 Jahren bietet der TSV Bobingen Herzsports­tunden, ein spezielles Angebot für Menschen mit Herzerkran­kungen, an.
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Vor dem Sport prüft Dr. Peter Rieger Blutdruck und Puls.

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