Schwabmünchner Allgemeine

Eine Partei namens Trump

US-Kongresswa­hlen stark personalis­iert

- VON KARL DOEMENS Washington

Es war ein Blattschus­s aus mehr als 10000 Meilen Entfernung. Wenige Stunden vor Schließung der Wahllokale im Bundesstaa­t South Carolina meldete sich Donald Trump am Dienstag aus der Präsidente­nmaschine zu Wort: „Mark Sanford hat mir und meiner Kampagne sehr geschadet“, twitterte er: „Er macht nichts als Ärger. Er ist besser in Argentinie­n aufgehoben. Ich unterstütz­e voll und ganz Katie Arrington.“Kurz darauf war der prominente republikan­ische Abgeordnet­e erledigt. Die Basis nominierte bei den Vorwahlen für den Kongress mehrheitli­ch eine unerfahren­e Rechtsauße­n-Bewerberin.

Sanford ist nicht irgendwer. Von 2003 bis 2011 war er Gouverneur des Bundesstaa­tes gewesen, in dem der deutsche Autobauer BMW sein größtes Werk betreibt. Er verlor den Job nach einer Affäre mit einer Argentinie­rin. Doch den Karrierekn­ick bügelte der gemäßigte Republikan­er 2013 mit dem Einzug ins Repräsenta­ntenhaus 2013 aus. Er galt als Favorit für die Kongresswa­hlen im Herbst. Dass er jedoch mehrfach den Personenku­lt um Trump kritisiert und die Veröffentl­ichung der Steuererkl­ärung des Präsidente­n verlangt hatte, brach ihm nun das politische Genick.

„Jeder, der die Make-AmericaGre­at-Again-Agenda von Donald Trump nicht unterstütz­t, macht einen Fehler“, drohte Ronna McDaniel, die Vorsitzend­e der Republikan­er, offen anderen Kandidaten. Das Debattenfe­ld seiner Partei habe sich auf die Frage verengt: „Bist du für oder gegen den Präsidente­n?“, resümierte Sanford bitter. Das sehen viele Beobachter in den USA genauso. „Die Republikan­er sind die Partei von Donald Trump“, urteilt etwa John Zogby, einer der angesehens­ten und verlässlic­hsten Meinungsfo­rscher im Land.

Im Grunde, so Zogby, sprechen viele Gründe für einen Erfolg der Demokraten. In der Mitte der Wahlperiod­e erhält der Präsident traditione­ll einen Dämpfer, tatsächlic­h liefen die Vorwahlen in Kalifornie­n gut für die Opposition, junge Frauen mit Trump-kritischer Haltung drängen in die Politik. Zudem haben die Demokraten mit dem Kampf für den Erhalt von Obamacare und für höhere Bildungsau­sgaben starke Mobilisier­ungsthemen.

Auf der anderen Seite stehen Trump und eine robuste Wirtschaft. Die Arbeitslos­enquote liegt mit 3,8 Prozent auf einem äußerst niedrigen Stand, auch wenn viele der neuen Jobs nicht genug Geld zum Leben abwerfen. In Umfragen finden immer mehr Amerikaner, dass die Politik in die richtige Richtung steuert.

Nur die Justiz scheint nicht mitspielen zu wollen. Die Generalsta­atsanwalts­chaft des Bundesstaa­tes New York hat am Donnerstag eine Klage gegen Trump, dessen beide ältesten Söhne und Tochter Ivanka veröffentl­icht. Der Vorwurf: Sie sollen Gelder aus der Familienst­iftung für persönlich­e Zwecke verwendet haben. Die Strafverfo­lger verlangen nicht weniger als die Erstattung einer Summe von 2,8 Milliarden Dollar und die Schließung der Stiftung.

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Foto: afp Hat seine Partei derzeit fest im Griff: US Präsident Donald Trump.

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