Das Leben im Hotel lehrt Demut
Es ist eine wilde Region. Die Verhaltensauffälligen sind in der Überzahl, es gilt das Recht des Stärkeren. Das Hotel Salut. Heimat des WM-Reporters. Sie bietet ihm in einem Raum Schlaf-, Wohnund Arbeitszimmer. Es bietet aber auch noch den Bewohnern 1100 weiterer Zimmer eine Unterkunft. Fernab der Heimat gelten andere Regeln sozialen Miteinanders. Für alle. Leben und – wenn es gut läuft – leben lassen.
Das Dasein im Hotel lehrt Demut. So wird schon der Weg zum Frühstücksbüfett zur zeitintensiven Reise. Erschwert wird die Bewältigung der Strecke durch die mäßige Lage des Zimmers: Elfter Stock. Genau in der Mitte zwischen Ausgang und die das Gebäude begrenzende 22. Etage. Die vier Aufzüge funktionieren nach einem einfachen Prinzip. Unten wird eingeladen, oben ausgeladen. Dann oben einladen, unten ausladen. In der Mitte sind sie überladen. Wobei wohlweislich kein Hinweis angebracht ist, welche Traglast das gute Ding bereit ist aufzunehmen. Zum Hohn hält der Aufzug auch im elften Stock, nährt die Hoffnung auf einen Transport runter in die dritte Etage, wo sich das Restaurant befindet. Öffnen sich die Türen, blicken einen aber immer und immer wieder zahlreiche vorwiegend südkoreanische Augenpaare panisch an. Ihr Blick verrät Siegesgewissheit. Hier kommt keiner mehr rein. Noch ein Fahrgast und der Absturz scheint sicher. Also warten. Auf den nächsten Aufzug. Wieder diese Augen. Und wieder und wieder.
Verwunderung, dass keine Skelette vom vergebenen Warten vor dem Aufzug zeugen. Dann eben die Treppe. Endet im neunten Stock an einer Tür mit Klingel. Nächster Versuch, den Aufzug zu nehmen. Das Verhalten der wartenden Mexikaner zeugt von Todessehnsucht. Sie drücken ihre Leiber in die überfüllten Aufzüge und fahren ab in unbekannte Gefilde. Doch die Treppe. Klingeln. Die Tür öffnet sich. Weiter runter. Im dritten