Western City steht vor einer „Schicksalssaison“
Nach dem schweren Brand kämpft der Veranstalter um die Zukunft der Festspiele
Ein Jahr nach der Brandkatastrophe, die den Freizeitpark Western-City bei Dasing (Kreis Aichach-Friedberg) in Schutt und Asche gelegt hatte, kämpft Winnetou an zwei Fronten ums Überleben. Bei den 14. Karl-May-Festspielen, die am 27. Juli Premiere haben, muss sich der Apachenhäuptling auf der Freilichtbühne gegen seine Feinde zur Wehr setzen.
Im realen Leben kämpft er mit dem Darsteller-Team um den Fortbestand der Veranstaltungsreihe und um die Gunst der Zuschauer. Bei einer Pressekonferenz sprach Organisator Volker Waschk gestern von einer „Schicksalssaison 2018“und stellte die neue Inszenierung „Im Tal des Todes“vor.
„Aufhören ist keine Alternative“, gab sich Waschk optimistisch. Er hofft, dass in den Sommerferien wieder viele Western-Fans in die Arena nahe der A8 kommen werden. Nachdem die riesigen Brandschuttberge weggeräumt sind, stehen auf dem ehemaligen Dorfplatz jetzt mehrere Holzhütten, die sonst dem Augsburger Winterland als Weihnachtsbuden dienen. An den Aufführungstagen soll das Gelände mit Gastronomie samstags und sonntags ab 11 Uhr geöffnet sein, geplant sind unter anderem Aktionsspiele und Reitvorführungen.
Doch nach dem Brand im Juli vergangenen Jahres fehlen nicht nur der stimmungsvolle Saloon sowie Gefängnis, Museum und Kino, sondern viele Fans vermissen besonders den singenden Cowboy Fred Rai, Gründer und Seele des Freizeitparks. Er war im Alter von 73 Jahren während eines Ausritts im Frühjahr 2015 tot von seinem Pferd gestürzt und hatte zwei Testamente hinterlassen, was die Nachlassregelung für seine Erben bis heute schwierig macht. Damit die Spiele stattfinden können, kümmert sich der vom Aichacher Gericht bestellte Rechtsanwalt Robin Trini um die komplizierte juristische Lage.
Unversehrt blieb beim Großbrand die etwas abseits gelegene Arena, in der seit 2005 Theater nach Motiven von Karl May stattfindet. Heuer wollen Winnetou und Old Shatterhand bis zum 9. September im „Tal des Todes“für Gerechtigkeit sorgen. Jeden Samstag um 16 und 20 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen um 16 Uhr wird gekämpft, geliebt und geritten.
Das aktuelle Stück hat nichts gemeinsam mit dem Film „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“, der 1968 die Reihe der erfolgreichen deutschen Karl-May-Verfilmungen beendet hatte. Die Inszenierung stammt wieder von Peter Görlach, der seit 2006 als Autor, Darsteller und Regisseur die Dasinger Festspiele prägt. Außerdem ist er für die Musikauswahl und Koordinierung der Kampfszenen verantwortlich.
Im wahren Leben ist Görlach bei einem Augsburger Pflegedienst tätig und froh, dass er wie in den vergangenen Jahren seine Leidenschaft für den Wilden Westen am Wochenende ausleben kann: „Wir sind hier wie eine große Familie, bei der in schwierigen Zeiten alle zusammenstehen.“Gage gibt es seit dem Start der Spiele nur für wenige Hauptdarsteller; die meisten der rund 80 Mitwirkenden machen aus Freude an ihrem Hobby mit. Viele sind schon seit Jahren zusammen mit ihren Kindern mit dabei – so auch Michael Englert, der wieder in die Rolle des kauzigen Sam Hawkens schlüpft.
Helmut Urban als Old Shatterhand und Matthias M. als sein edler Blutsbruder sind seit Jahren Publikumslieblinge, während SchauspielProfi Sven Kramer („Tatort“und „Rosenheim-Cops“) als Bösewicht neu im Ensemble ist. Als skrupelloser Senator Walker schreckt er vor Mord und Totschlag nicht zurück. Es war eine einschneidende Situation in Kramers Leben, die seine Liebe zum Schauspielberuf geweckt hatte, erzählt er: „Beim Besuch der Karl-May-Spiele in Elspe 1977 war ich neun Jahre alt; meine Begegnung mit Pierre Brice im imposanten Winnetou-Kostüm bleibt unvergesslich.“