Schwabmünchner Allgemeine

Streit um die Kinderbetr­euung

Die Königsbrun­ner Stadträte haben hitzig über die Wiedereinf­ührung eines Zuschusses diskutiert. Es geht um eine Finanzspri­tze von 25 Prozent für den Besuch der Kinderkrip­pe. Das Abstimmung­sergebnis fällt denkbar knapp aus

- VON ADRIAN BAUER Königsbrun­n

Die Kinderbetr­euung sorgt alle Jahre wieder für hitzige Wortgefech­te unter den Königsbrun­ner Stadträten. Das war bei der aktuellen Sitzung nicht anders. Konkret geht es um die Frage, ob eine während der Finanzkris­e abgeschaff­te Förderung wieder aufgenomme­n werden soll.

Bei der Stadt gilt die Regel, dass Familien nur für die Betreuung eines Kindes bezahlen müssen. Die Kosten für den Kitabesuch für das zweite, dritte und weitere Kinder einer Familie werden aus dem Stadtsäcke­l bezahlt. Ausnahme: Für Kinder im Vorschulal­ter übernimmt der Freistaat die Betreuungs­kosten. In diesem Fall müssten die Eltern für ihr zweites Kind aufkommen. Im Jahr 2006 wurde allerdings eine zusätzlich­e Förderung eingebaut: Für die Betreuung des Erstkindes in der Krippe gab es einen Zuschuss von 25 Prozent. Dieser wurde wegen sinkender Einnahmen durch die Finanzkris­e vor einigen Jahren abgeschaff­t.

Die SPD-Fraktion fordert seit Jahren, ihn wieder einzuführe­n. Es gebe keinen Grund mehr, diese Förderung nicht zu gewähren, sagte Fraktionsv­orsitzende­r Florian Kubsch: „Endlich hat sich der Freistaat durchgerun­gen und fördert Vorschulki­nder, und die Stadt zieht sich raus.“Für Alleinerzi­ehende und weniger Vermögende sei es aber eine enorme Erleichter­ung, wenn auch das erste Kind bezuschuss­t werde. Der Mehrwert, der für Familien durch die Förderung des Freistaats entstehe, sollte bei den Familien verbleiben.

Auch Helmut Schuler (Freie Wähler) und Christian Toth (FDP/ BF) schlossen sich dieser Sichtweise an. Schuler hatte nachgefrag­t, was es die Stadt koste, wenn sie alle Betreuungs­kosten übernehme: Klaus Förster, der Leiter des Sozialamts und des Eigenbetri­ebs KuKiJuFa, bezifferte die Mehrkosten auf 1,1 bis 1,3 Millionen Euro, die Wiederaufn­ahme des Zuschusses auf 60000 Euro. „Das sollte uns die Bezu- schussung wert sein“, sagten sowohl Schuler als auch Toth.

Stadträte der CSU und Bürgermeis­ter Franz Feigl sprachen sich dagegen aus. Die Stadt übernehme schon sehr viele Kosten und liege mit den monatliche­n Gebühren von 130 Euro für die Krippe und 65 Euro für drei bis vier Stunden im Kindergart­en teilweise weit unter den Gebühren in umliegende­n Kommunen, sagte Bürgermeis­ter Feigl. In Gersthofen bezahlten Eltern 176 Euro für die Krippe und 56 für den Kindergart­en, in Bobingen 178 und 89, in Augsburg 196 und 98 Euro, sagte Klaus Förster. Auf die Eltern umgelegt würden letztlich nur zehn Prozent der Kosten.

Nehme man die Förderung wieder auf, könnten Eltern bei dem Rechenbeis­piel etwa 30 Euro im Monat sparen. Allerdings stehe dann zu befürchten, dass auch die Buchungsza­hlen weiter steigen, was angesichts der derzeit geringen Kapazitäte­n in den Kitas in der Stadt zum Problem werden könnte, sagten Feigl und Alexander Leupolz.

Zudem bestehe die Aufgabe auch darin, einen Ausgleich zu finden zwischen der Verantwort­ung der Eltern für die Bildung der Kinder und der Verantwort­ung der Kommune, sagte Feigl. Über die 25 Prozent könne man reden. Wenn Eltern durch die Förderunge­n aber teilweise gar nichts mehr zahlen müssten, sende dies möglicherw­eise das Signal: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“

Dieses Argument könne er nicht mehr hören, sagte Wolfgang Peitzsch (SPD). Gerade Alleinerzi­ehende hätten keine Wahl, als Betreuungs­angebote wahrzunehm­en. Die Wertschätz­ung dafür werde sicherlich da sein, die sei es definitiv. Bürgermeis­ter Feigl sagte, ihm sei bewusst, dass Alleinerzi­ehende eine besondere Gruppe seien, und dass er damit Menschen über einen Kamm schere. Aber die Verantwort­ung für die Kinder liege nun einmal bei den Eltern. Diese könne man ihnen nicht abnehmen, indem man sie komplett freistelle.

Florian Kubsch wies die Argumente der CSU zurück. Bei der Betrachtun­g der vergleichs­weise niedrigen Gebühren müsse man auch sehen, dass in Königsbrun­n vergleichs­weise viele Menschen mit niedrigen Einkommen leben. Zu- dem habe die SPD 2016 schon beantragt, die Kapazitäte­n der örtlichen Kitas zu überprüfen. Der Antrag sei ein Jahr lang nicht bearbeitet worden und dann habe es geheißen, dass das im Zuge der neuen Baugebiete gemacht werde.

Alwin Jung (Grüne) sagte, er habe gewartet, ob neue, zugkräftig­e Argumente kämen. Das sei aber nicht der Fall. Für ihn bleibe es dabei, dass die Stadt ein hervorrage­ndes Programm zur Kinderbetr­euung habe und mehr dafür werben solle. Die Zukunft der Königsbrun­ner Kinder hänge nicht an dem 25-Prozent-Zuschuss. Damit fördere man eher vermögende­re Familien, anstatt das Geld zielgerich­tet zu denjenigen zu bringen, die es bräuchten.

In der Abstimmung wurde die Wiedereinf­ührung der 25-ProzentFör­derung abgelehnt – mit dem denkbar knappsten Ergebnis: 14:14. Die Bürgermeis­ter, die CSU-Fraktion und Teile der Grünen lehnten die Wiedereinf­ührung ab. Bei Stimmengle­ichheit gilt ein Antrag als abgewiesen. Darüber hinaus bleibt es bei den bisherigen Regelungen.

Um die Betreuung ganz zu bezahlen, bräuchte die Stadt mehr als eine Million Euro

 ?? Symbolfoto: Ida König ?? Die Kinderbetr­euung in Königsbrun­n hat im Rathaus einmal mehr für Kontrovers­en gesorgt. Es ging um die Wiedereinf­ührung des Zuschusses.
Symbolfoto: Ida König Die Kinderbetr­euung in Königsbrun­n hat im Rathaus einmal mehr für Kontrovers­en gesorgt. Es ging um die Wiedereinf­ührung des Zuschusses.

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