Fundstücke kommen unter den Hammer
Gautsch In Königsbrunn werden vor allem Fahrräder versteigert. Es wurden hier aber auch schon Dessous, die von der Polizei abgegeben worden waren, an die Frau gebracht
Am morgigen Freitag ist es wieder so weit, auf der Gautsch werden im Festzelt Krämmer Fahrräder versteigert. Und zwar die Fundstücke aus dem Jahr 2016, und das sind immerhin knapp über 60 Stück. Sogar zwei Kinderwagen sind dabei, und als ganz seltenes Exemplar präsentieren Roland Krätschmer und Frank Schöning ein blaues Klapprad. „Wir haben Kinderräder, Damen- und Herrenfahrräder, Mountainbikes, die ganze Palette, aber ein Klapprad hatten wir noch nicht im Angebot“, sagen die beiden, als sie im Keller der Grundschule Nord einen letzten Check-up machen.
Alles ist so weit fertig, jedes fahrbare Teil hat seine Nummer, und das war es auch schon. Denn die Fahrräder werden so an den neuen Besitzer gebracht, wie sie abgegeben werden. Egal ob die Klingel fehlt oder sonstige Mängel vorhanden sind, es wird nichts repariert oder ausgetauscht. Da die Räder 2016 als Fundstücke registriert wurden, müssen sich die Anbieter auch darauf einstellen, dass die Reifen aufgepumpt werden müssen. Das Fundbüro ist gesetzlich verpflichtet, abgegebene Gegenstände mindestens ein halbes Jahr lang aufzuheben, deshalb sind die Räder aus dem Jahr 2017 noch in der Aufbewahrung. Roland Krätschmer ist als Mitarbeiter des Ordnungsamtes seit gut 40 Jahren der Auktionator und hat schon so einige Versteigerungsorte in der Brunnenstadt erlebt und auch schon sehr interessante Objekte unter den Hammer gebracht: „Vor dem Rathaus habe ich mal neue Damenunterwäsche versteigert, und die ganze Belegschaft hat höchst belustigt aus den Fenstern dabei zugeschaut.“Es handelte sich um einen ziemlich großen Posten mit teils auch sehr pikanten Stücken, die Krätschmer auch vorher noch nach Größen sortieren musste. Die Polizei gab die Dessous damals ab, anscheinend waren sie einem Kleptomanen auf die Spur gekommen. Heute ist das alles ein bisschen anders, weil sich die Auktion nur noch auf die Gruppe der selbst zu fahrenden beziehungsweise zu schiebenden Untersätze beschränkt. Und diese werden überall gefunden. Entweder rufen Bürger beim Ordnungsamt an und melden, dass in ihrer Hecke ein Fahrrad liegt, dass niemand holt, oder die Polizei liefert die Ware direkt im Ordnungsamt ab. Im ersten Fall schickt Roland Krätschmer einen Mitarbeiter los, der die Hecke vom Rad befreit, eine dritte ebenfalls häufige Variante ist, dass die Gärtnerei der Stadt Grünflächen von den weggeworfenen Zweirädern säubert. „Schrott wird direkt entsorgt“, so Krätschmer, die Räder, die zur Auktion kommen, sind also in einem Zustand, dass man sie benutzen kann, auch wenn das oder andere gerichtet werden muss. Dafür sind sie aber sehr günstig zu haben. Es geht bei null Euro los und steigert sich in ein Euro Schritten. Erst ab 50 Euro Gebot geht es automatisch mit fünf Euro pro Gebot nach oben. Theoretisch reicht es, wenn die Bieter die Hand heben, aber Krätschmer bittet die Interessenten, sich doch lieber laut und deutlich bemerkbar zu machen.
Ein weiterer Tipp des Experten ist: „Schauen Sie sich die Räder vor der Aktion im Zelt an und entscheiden Sie sich nicht für das tollste oder schönste, denn das wird erfahrungsgemäß teurer.“Besser sei es, sich für das zweit- oder drittbeste zu entscheiden, da könne man richtige Schnäppchen machen. Es ist auch für Krätschmer schwierig, Voraussagen zu treffen, denn jede Auktion ist anders. Wichtig ist es für die Interessenten, Bargeld mitzunehmen, denn die Bieter zahlen sofort vor Ort und nehmen ihr ersteigertes Objekt gleich mit. Prinzipiell gehen immer alle Räder weg, ganz selten muss der Hausmeister der Grundschule Nord, Frank Schöning, wieder etwas mit in seinen Keller zurücknehmen.
Im ersten Moment scheint es erstaunlich, dass Jahr für Jahr so viele Räder unter den Hammer kommen, lediglich 10 bis 15 Fundstücke dieser Spezies werden von ihren Besitzern abgeholt. Schöning und Krätein schmer haben dafür eine sehr einfache Erklärung: „Meist sind die Besitzer nicht aus der Brunnenstadt, sondern jemand hat sich ihr Fahrrad ,ausgeliehen‘ am Bobinger oder Meringer Bahnhof, radelt damit heim und lässt es dann einfach irgendwo in Königsbrunn liegen.“Besitzer von außerhalb fragen dann meist nicht in allen umliegenden Fundbüros nach.
ODie Versteigerung findet am Freitag, 29. Juni, ab 14 Uhr im Festzelt Kräm mer statt. Die Räder können vorher be sichtigt werden und sind durchnumme riert. Es muss vor Ort bar bezahlt werden, und die Objekte können gleich mitge nommen werden.