Keine Zeit zu haben ist ansteckend
Theater Schüler des Leonhard-Wagner-Gymnasiums führen „Momo“von Michael Ende auf. Der Kern des Stücks regt zum Nachdenken an
Dass man mit einfachen Mitteln ein Schulfoyer in eine Bühne verwandeln kann, bewiesen die Schüler des LeonhardWagner-Gymnasiums in Schwabmünchen bei ihrer Premierenaufführung des bekannten Stücks „Momo“von Michael Ende. Tolle Effekte mit Licht und Nebelmaschine sorgten für Atmosphäre. Die beeindruckenden schauspielerischen Leistungen der Schüler zogen dann das Publikum endgültig in seinen Bann.
Sarah Redemann glänzte in der Hauptrolle des Mädchens Momo, zusammen mit Martin Springer als Gigi, der Fremdenführer, und Dana Schmauser als Momos bester Freund Beppo, der Straßenkehrer. Auch die Rolle des Meisters Hora, dargestellt von Konstantin Schütt, war sehr beeindruckend, genauso wie der Friseur Fusi alias Romina Goth und die Puppe Bibigirl, gespielt von Mira Muxfeldt.
Barbara Ammer, die für die Dramaturgie und Regie zuständig war, kam selbst aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn sie wartete vergeblich auf das Stichwort „Text“. Alle Darsteller hatten einen enormen Text zu sprechen, und es gab nicht eine Stelle, bei der Hilfestellung notwendig gewesen wäre. Eine sehr große Leistung, denn die Aufführung dauerte gut zwei Stunden. Sogar die Kleinen, wie Barbara Ammer die Sechstklässler lobte, waren textsicher. Es war ein tolles Zusammenspiel aller Klassen: der Kurs „Darstellendes Spiel“der 11. und 12. Klassen bis hin zu den Sechstklässlern.
Aber auch die hervorragende Zusammenarbeit bei der Technik und im Allgemeinen mit der benachbarten Realschule hob sie lobend hervor. Ammer: „Die schulübergreifende Aktion war einfach super.“
Durch Licht und Ton, perfekt eingesetzt, erlebten die Zuschauer Grusel- und Gänsehauteffekte, etwa wenn die furchteinflößenden grauen Herren – hervorragend gespielt von Luca Fernholtz, Markus Bobinger und Benjamin Steets – sowie die Gruppe der grauen Herren erschienen, um mit ihren bösen Machenschaften den rechtschaffenden, unschuldigen Menschen die Zeit zu stehlen und sie gegen Geld einzutauschen. Der, der sich ihnen widersetzte, wurde ausgelöscht. Zum Glück siegte letztendlich aber das Gute im Herzen.
Das Publikum erlebte einen sehr unterhaltsamen, aber auch nachdenklichen Abend, denn man wurde automatisch angeregt, über den Kern des Stücks nachzudenken, der sich um den Sinn oder Unsinn des Inhalts der gelebten Zeit befasst. Wie fülle ich meine Zeit aus? Jeder Mensch entscheidet das für sich selbst. Die grauen Herren haben schon viele Menschen beeinflusst, und nur eine Minderheit wurde noch nicht ausgetrickst. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, denn wie sagte Meister Hora: „Keine Zeit zu haben ist ansteckend.“
Diesen Kerngedanken zu vermitteln ist den Schülern auf beeindruckende Weise gelungen – mit den überzeugenden schauspielerischen Leistungen, den inhaltlich sehr guten und geschickten Dialogen und den kreativen, effektvollen Bühnenbildern.