Wie Augsburger sich für die Umwelt einsetzen
In Augsburg stellt die Agenda-21-Bewegung im Stillen viele politische Weichen mit. Es gibt aber noch einige Hausaufgaben zu erledigen – auch für die Stadtregierung
Mikroplastik im Eis am Nordpol. Regenwälder, die Plantagen für Palmöl weichen müssen. Solche Probleme sind für viele Menschen in Deutschland weit weg. Was geht mich das an? Diesen Satz hört man auch in Augsburg öfter. Andererseits es gibt eine Bewegung von Augsburgern, die verstanden haben, dass ihr Leben in dieser Stadt in vielfacher Weise mit globalen Problemen verknüpft ist. Dass man diese Probleme auch hier vor Ort angehen muss, damit Augsburg auch in Zukunft lebenswert bleibt. Und dass es deshalb wichtig ist, in der Lokalpolitik mitzureden.
Die Rede ist von der LokaleAgenda-21-Bewegung. Sie hat sich eine zukunftsfähige Entwicklung der Stadt auf die Fahnen geschrieben. In Augsburg gibt es sie seit 22 Jahren. Sie gilt als eine der ältesten, aber auch aktivsten ihrer Art in Deutschland. Oft läuft ihre Arbeit nicht im öffentlichen Rampenlicht. Und doch bringt sie einiges in Bewegung.
Ein aktuelles Beispiel ist der Kampf gegen Millionen von Wegwerf-Kaffeebechern, die gewaltige Müllmengen zur Folge haben. In Augsburg soll sich das bessern – mit dem Recup-System von wiederverwertbaren Bechern. Was viele vielleicht nicht wissen: Bei der Einführung dieses Systems wurde Umweltreferent Reiner Erben stark von Ehrenamtlichen des Agenda-Forums „Plastikfreies Augsburg“unterstützt und beraten.
Ein anderes Beispiel: Die Initiative „Fahrradstadt Augsburg“dürften inzwischen viele Bürger kennen. Und auch diese Parole stammt ursprünglich aus der Agenda-Bewegung. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ist ein Akteur im zuständigen Fachforum. Auch das Stadtradeln wurde auf diese Weise angestoßen. Rund 3000 Teilnehmer machen inzwischen mit. Die Zahl der Radfahrer ist insgesamt so groß geworden, dass Radler nun eine wichtige Zielgruppe für die Politiker im Rathaus sind.
Die etwas komplizierte, aber hartnäckige Arbeit der Agenda 21 beschäftigt sich mit allen Lebensbe- reichen. Und das oft erfolgreich. Der sogenannte Nachhaltigkeitsbeirat beschäftigt sich etwa damit, Augsburger Großveranstaltungen verträglicher zu machen. Akteur ist in diesem Fall der Stadtjugendring. Dort hat man es geschafft, das beliebte Jugendfestival Modular auch zu einer Augsburger „Marke“für einen vorbildlichen Umgang mit Ressourcen zu machen. Am Catering sind ausschließlich regionale Anbieter beteiligt, darunter viele mit Biokost, vegetarischer oder veganer Verpflegung. Auf dem Festival gibt es viele Mitmachangebote für Besucher. Sie bekommen gezeigt, wie man alte Kleider mit ein paar Tricks in angesagte Klamotten verwandeln kann, oder wie man aus Restholz neue Möbel herstellt. Modular ist ein Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit. Andere Großveranstaltungen haben in dieser Hinsicht noch Aufholbedarf – etwa die Sommernächte oder der Christkindlesmarkt.
Augsburg ist auf dem Weg ein gutes Stück vorangekommen. Seit 2013 darf man sich ganz offiziell mit dem Titel schmücken, eine der nachhaltigsten Großstädte Deutschlands zu sein. Diesen Anspruch in der Praxis voll und ganz zu erfüllen, dürfte schwierig bis unmöglich sein. Das hält die derzeit rund 350 Aktiven der Augsburger Agenda 21 und auch das Agenda-Büro der Stadt aber nicht davon ab, dem großen Ziel Schritt für Schritt ein Stück näher zu kommen.
Sie haben es beispielsweise auch geschafft, dass inzwischen alle Bereiche der Stadtverwaltung bei jeder Stadtratsvorlage eine Einschätzung abgeben müssen, wie nachhaltig das jeweilige Vorhaben ist. Vorerst ist es nur ein Versuch, der auf zwei Jahre angelegt ist. Ob das Thema „zukunftsfähige Stadt“damit noch stärker in den Köpfen von Mitarbeitern und Stadträten verankert werden kann, wie geplant, wird sich bei einer Auswertung im September zeigen.
Dieses Ergebnis steht noch aus. Sicher ist aber schon jetzt, dass die Lokale Agenda 21 in Augsburg zu einer Plattform geworden ist, auf der Bürger frühzeitig die Politik in ihrer Stadt mitgestalten und Verantwortung übernehmen können. Und genau dieser frühzeitige und transparente Dialog mit Bürgern sollte in der Augsburger Stadtregierung noch deutlich mehr Gewicht bekommen, auch über die Nachhaltigkeit hinaus.
Auch beim Feiern kann man einiges falsch machen