Bobingen muss weiterhin Wasser abkochen
Es tauchen zwar keine Keime mehr auf, doch die Chlorung gilt noch nicht als stabil. Das Alter vieler Wassernetze im Landkreis lässt noch mehr Problemfälle befürchten
Auch in den jüngsten zwölf Proben vom Mittwoch wurde kein Keim mehr in Bobingens Trinkwassernetz registriert. Doch obwohl seit einer Woche bereits die Chlorung läuft, halten die Stadt und das Gesundheitsamt das Abkochgebot mit der ganzen Liste an Empfehlungen aufrecht.
Hintergrund: Bei den Anforderungen an Trinkwasser gibt es keinen Spielraum und das Gesundheitsamt hat bereits im vergangenen Herbst angekündigt, die Versorgungsanlagen aller Gemeinden zu überprüfen. Beanstandet werden dabei nicht nur gegebenenfalls Verunreinigungen, sondern bereits Anlagen, die nicht dem Stand der modernen Anforderungen entsprechen. Dabei beruft sich die Behörde auf die jüngsten gesetzlichen Vorgaben. Angesichts des Alters vieler Wassernetze geht der Landkreis davon aus, dass noch mehr Gemeinden
14 Messstellen sind bereits eingerichtet
in ihre Brunnen und Leitungen investieren müssen. Die Chlorung, wie sie derzeit in Dinkelscherben sowie in Bobingen mit Siedlung und Straßberg angeordnet ist, soll eventuell noch vorhandene Keime in den Leitungsnetzen abtöten.
Zwischenzeitlich berichtet die Stadt bereits von 14 eingerichteten Messstellen, an denen das Chlor seit Beginn der Sicherheitsmaßnahme am Freitag voriger Woche angekommen sei. Doch sei es erforderlich, dass flächendeckend überall die Chlorkonzentration von 0,1 bis 0,3 mg/l Wasser nachgewiesen werde. Diese Werte würden inzwischen auch grundsätzlich eingehalten, allerdings seien an den einzelnen Messstellen noch größere Schwankungen innerhalb der vorgegebenen Bandbreite zu beobachten. Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt könne das Abkochgebot erst dann aufgehoben werden, wenn die Chlorwerte im gesamten Leitungsnetz stabil sind. Dies werde vermutlich im Laufe der nächsten Woche der Fall sein.
Inzwischen laufen im Stadtwald die Untersuchungen am Brunnen III weiter. So wurden laut Stadt bereits der Brunnenkopf und die Pumpe gezogen, um eine Kamerabefahrung bis zum Brunnenboden durchführen zu können. Bekanntlich vermutet die Stadt hier die Ursache der jüngsten Keimbelastung, da beim
Unwetter vor vier Wochen Regenwasser über den Waldboden in ein Entlüftungsventil des Brunnens geraten sein dürfte. Ferner seien in Abstimmung mit einem Ingenieurbüro und dem Gesundheitsamt weitere Untersuchungen geplant, zu denen aber ein gewisser zeitlicher Vorlauf erforderlich sei.
Ursprünglich hatte die Stadt gehofft, bereits in dieser ablaufenden Woche das Abkochgebot aufheben zu können. Noch hofft sie, am Montag das Ende abschätzen zu können. Denn ähnlich wie in Dinkelscherben dauert es länger, bis sich das Chlor
gleichmäßig verteilt hat. Stadtwerke-Chef Bernhard Langert kann nur spekulieren, woran das liegt. Eine rasche Verteilung des Chlors werde durch eine möglichst gleichmäßige Durchspülung des rund 130 Kilometer langen Netzes mit rund 4000 angeschlossenen Haushalten gefördert. Andererseits sei der Wasserverbrauch zurückgegangen. Das könne am zurückhaltenden Umgang der Bürger mit dem Trinkwasser liegen. Langert schließt auch nicht aus, dass das regnerische und kühle Wetter der vergangenen Tage den Verbrauch gegenüber den heißen
Vorwochen hat sinken lassen. Doch sorge die Stadt von Beginn der Chlorung an selbst für zusätzlichen Durchfluss der Leitungen, indem sie immer wieder verschiedene Hydranten öffnet, um Wasser abfließen zu lassen. Langert: „Es muss also niemand eigens seinen Gartenhahn aufdrehen, nur um den Prozess zu beschleunigen.“
Wie lange die Chlorung fortgesetzt werden muss, ist laut Auskunft der Stadt noch nicht seriös abschätzbar. Bürgermeister Bernd Müller hat mehrfach erklärt, dass sich nach diesem zweiten Keimfall innerhalb
eines Jahres das Problem noch einmal wiederholen werde. „Aus diesem Grund muss die konkrete Ursache, weshalb es zu einer Verkeimung des Trinkwassers am Brunnen III gekommen ist, gefunden und natürlich auch behoben werden. Des Weiteren muss eine Gefährdungsanalyse auch für die übrigen Brunnen erstellt werden, um gegebenenfalls weitere Risiken so weit als möglich für unser Trinkwasser auszuschließen.“
Sein Fazit: Diese Maßnahmen würden sicherlich mehrere Wochen in Anspruch nehmen.