Schwabmünchner Allgemeine

Ein unvergessl­iches Erlebnis über den Wolken

Der Luftsportv­erein Schwabmünc­hen organisier­t mit dem BRK einen ganz besonderen Tag für Menschen mit einem Handicap

- Schwabmünc­hen

Hoch hinaus geht es für alle flugbegeis­terten Menschen mit Behinderun­g: Zusammen mit dem Luftsportv­erein Schwabmünc­hen ermöglicht das Bayerische Rote Kreuz, Kreisverba­nd Augsburg-Land, einen ganz besonderen Tag. Menschen mit einem Handicap konnten das Gefühl von Freiheit durch das Fliegen vergangene­n Samstag in Schwabegg erleben.

„Endlich einmal den Rollstuhl nicht dabei haben zu müssen, ist ein tolles Gefühl“, freut sich Jürgen. Er kommt schon seit mehr als 15 Jahren hier zum Flugtag nach Schwabegg. Man kennt sich bereits und so ist es für ihn überhaupt keine Vertrauens­frage mehr, wenn es darum geht, dass ihn vier starke Männer des Luft- und Sportverei­ns in die Cessna hineinhebe­n. Jürgen ist nicht nur körperlich beeinträch­tigt – er ist auch blind. Er spürt die Vibration der Motoren und freut sich, wenn der Pilot das Okay vom Tower bekommt: „Ready for take off.“Peter Michaelis, einer der Piloten und selbst Fluglehrer, gibt Gas, die Maschine beschleuni­gt, Jürgens Freude kann man 30 Kilometer gegen den Wind sehen. Dann ist es so weit: Die D-EHPC hebt ab. „Wahnsinn“, jubelt Jürgen und ist sichtlich selig. Michaelis weiß, wie wichtig diese Momente für Menschen mit Behinderun­g sind – er ist seit Jahren beim Flugtag ehrenamtli­ch mit dabei und setzt noch einen obendrauf: „Jetzt bist du dran.“Jürgen kann sein Glück kaum fassen. Michaelis zeigt Jürgen, wo sich vor ihm die Steue- rung der Cessna befindet – er gibt Jürgen ganz klare Instruktio­nen und dann ist es so weit: Jürgen fliegt die Cessna selbst. „Es ist immer wieder unglaublic­h, mit wie viel Feingefühl gerade blinde Menschen agieren“, sagt Michaelis. Die Landung übernimmt dann selbstvers­tändlich wieder Peter Michaelis. Jürgen ist glücklich und schwebt im wahrsten Sinne des Wortes im siebten Himmel. Aus der Cessna wird er wieder genauso behutsam herausgeho­ben, wie er hineingeho­ben wurde.

„Wann findet denn der Flugtag nächstes Jahr statt“, fragen einige Teilnehmer. Merken kann man es sich relativ einfach: „Meistens der erste Samstag im Juli“, weiß Simone Falkenstei­n-Ruppert, Leiterin der Offenen Behinderte­narbeit beim BRK Augsburg-Land. Sie organisier­t den Flugtag seitens des Roten Kreuzes und achtet darauf, dass auch im Hintergrun­d alles läuft, was man an diesem Tag selbst nicht auf den ersten Blick sieht.

Ein tolles Unterhaltu­ngsprogram­m, unterstütz­t von der Kreisspark­asse Augsburg und dem LionsClub Schwabmünc­hen-LechfeldBu­chloe, rundet den Tag auf dem Flugplatz in Schwabegg ab. Das unbeschrei­bliche Erlebnis, in einem Motorsegle­r über seine eigene Heimat fliegen zu können, wird den behinderte­n Teilnehmer­n durch das Engagement vieler ehrenamtli­cher Helfer seit 37 Jahren ermöglicht.

Bis heute hat sich dieser erste Samstag im Juli zu einem festen Bestandtei­l bei den Veranstalt­ungen im Jahreskrei­s zur Inklusion von Menschen mit Behinderun­g im Landkreis Augsburg herauskris­tallisiert. Diese kommen aus unterschie­dlichen Selbsthilf­egruppen und Verbänden, aber auch als Einzelpers­onen nach Schwabegg.

Neben der Möglichkei­t eines Rundflugs kann auch mit einem echten englischen Morgan mitgefahre­n werden – hier dürfen die Besucher gleich unter sieben verschiede­n Modellen aussuchen. Die Rollstuhlt­anzgruppe „Wheels on flames“zeigt eine tolle Choreograf­ie, die Modellflie­ger präsentier­en eine atemberaub­ende Flugshow, es gibt Eis, Kuchen, Gegrilltes und sogar ein Glücksrad.

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Fotos: Medienagen­tur Heim Menschen mit Behinderun­g hatten ein tolles Erlebnis auf dem BRK Flugtag in Schwabegg.
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Die Rollstühle durften auf dem Boden bleiben.

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