Neuanfang am Bahnpark
Die gemeinnützige Betreibergesellschaft hat ihre schlimmste Krise überstanden. Ein neues Konzept, ein Verkauf und eine Stilllegung sollen das historische Eisenbahnschaugelände fit die Zukunft machen
Noch vor einem Jahr drohte dem Augsburger Bahnpark, einem der größten Industriedenkmäler in Bayern, das Aus. Nur ein finanzielles Rettungspaket von Stadt und Bezirk konnte die gemeinnützige private Betreibergesellschaft des historischen Eisenbahnschaugeländes vor der Insolvenz bewahren. Seitdem arbeitet die Bahnpark gGmbH an einer Lösung für den Neuanfang. Wichtige Weichen werden jetzt neu gestellt. Doch es wird noch Jahre dauern, bis die Erlebniswelt für historische Dampfloks wieder komplett in Betrieb gehen kann.
Ein Blick zurück: Im Sommer 2017 hatte die alarmierende finanzielle Lage im Bahnpark an der Firnhaberstraße für helle Aufregung bei der großen Gemeinde der Eisenbahnfans gesorgt. Medien berichteten deutschlandweit. Hintergrund waren zu wenige Einnahmen aus dem historischen Bahnbetrieb. Die Krise verschärfte sich, weil der Bahnpark im Zuge eines unvorhergesehenen und umfangreichen Genehmigungsverfahrens für einen dauerhaften Museumsbetrieb weitgehend schließen musste.
Der damalige bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, ebenfalls ein Eisenbahnfan, ließ sich über die dramatische Entwicklung informieren. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) machte den komplizierten Fall schließlich zur Chefsache.
Der Bahnpark bekam eine Finanzspritze, um die Insolvenz abzuwenden. Bedingung war aber, dass die Betreibergesellschaft ein Konzept entwickeln muss, wie sie wirtschaftlich wieder auf eigenen Beinen kann. Mit diesem neuen Strukturkonzept sei man nun vorangekommen, sagt Geschäftsführer Markus Hehl. Er will den Bahnpark mit seinen historischen Gebäuden und Anlagen nun in „Bausteine“aufteilen. Diese sollen in unterschiedlichen Zeiträumen realisiert werden.
● Zunächst will man sich auf einen kulturellen Kernbereich im historischen Lokschuppen (Rundhaus) konzentrieren. „Er wird so klein wie möglich und so groß wie nötig sein“, sagt Hehl. In dem Gebäude soll die Kulturgeschichte Europas am Beispiel der Eisenbahn erzählt werden. Zunächst muss der Lokschuppen aber noch in einem zweiten Bauabschnitt saniert werden. Die Kosten für die Fassade veranschlagt Hehl mit 2,6 Millionen Euro. Das nötige Geld soll mithilfe von Förderern und eines privaten Mäzens beschafft werden. Geplant ist, das Rundhaus möglichst ab 2019 wieder provisorisch öffentlich zugänglich zu machen. Wunschziel sei, das Gebäude bis 2021 so zu ertüchtigen, dass dort künftig in der Sommersaison Ausstellungen gezeigt werden können. Bis dahin werden die vorhandene Sammlung historischer Loks erweitert und das erfolgreiche Fahrtenprogramm mit Museumszügen ausgebaut.
● Dieses denkmalgeschützte Gebäude mit Dampflokwerkstatt und Eventbereich soll für die kommenden fünf Jahre sozusagen auf Eis liegen. Derzeit gilt es als schwierig, eine wirtschaftliche Nutzung zu finden, die zum Kulturprojekt passt. Ein Zwischenmieter wird gesucht. Vor endgültigen Entscheidungen will die Bahnpark-Gesellschaft erst einmal abwarten, was im Süden und Westen der Halle auf dem benachbarten früheren Bahngelände passiert. Dieses Areal wurde kürzlich von der Münchner Immobiliengesellschaft Isaria erworben. Sie will dort im großen Stil Wohnungen bauen. Das wird aber nur möglich sein, wenn die Isaria es schafft, das Grundstück von „Eisenbahnbetriebszwecken“freistellen zu lassen. Einfach gesagt, ist das Areal bislang für Bahnbetrieb reserviert. ● Das denkmalgeschützte Eisenbahner-Überstehen nachtungsgebäude aus dem Jahr 1906 war für die Bahnpark-Gesellschaft in den vergangenen Jahren eine große finanzielle Belastung. Es stand leer und musste instandgehalten werden. Der ursprüngliche Plan, dort ein Studentenheim einzurichten, scheiterte. Von der Stadt gab es keine Baugenehmigung, weil zu viel Lärm von benachbarten Eisenbahnunternehmen befürchtet wurde. Hehl sagt, dass nun ein Verkauf des Gebäudes kurz bevorstehe. Notartermin sei am 10. Juli. Käufer sei die in Gründung befindliche Bahnpark Treuhand Gesellschaft einer Investorengruppe um Marcus Weinrich. Diese wolle nun eine andere Nutzung des Übernachtungsgebäudes entwickeln.
● Zum Industriedenkmal Bahnpark gehören auch Gleisanlagen. Ende 2017 hat die Bahnpark-Gesellschaft die Genehmigung bekommen, die Gleise im Bereich zwischen der Dampflokhalle und nahe dem Bahnhaltepunkt Morellstraße selber zu betreiben und zu vermieten. „Für uns ist das ein Wirtschaftsfaktor, um weitere Einnahmen zu generieren“, sagt Hehl. ● Als einen weiteren wichtigen Fortschritt sieht Hehl die Stilllegung eines anderen Gleisbereiches, und zwar im Bereich zwischen der Firnhaberstraße und der Dampflokhalle. Sie wurde vom Verkehrsministerium mit Bescheid vom 18. Mai genehmigt. Damit können nun die Zugänge, Rettungswege und Parkplätze gesichert werden, die für die Betriebserlaubnis des künftigen Museums erforderlich sind. Hehl geht davon aus, dass mit dem neuen Konzept die Forderungen der Stadtspitze erfüllt sind. „Wir sind sehr dankbar, dass Oberbürgermeister Kurt Gribl den Impuls für diese Entwicklung gegeben hat.“Auch viele andere Politiker quer durch die Parteien und der Bezirk Schwaben hätten mitgeholfen, den Bahnpark zu retten.
Wenn alles nach Plan läuft, geht der Geschäftsfrüher davon aus, weitere Einnahmequellen erschließen zu können. Er sagt aber auch: „Die Entwicklung dieses großen Industriedenkmals bleibt kritisch für die gemeinnützige Betreibergesellschaft“.