Die Caritas muss nach dem Brand neu anfangen
Das Sozialzentrum in Göggingen ist so stark beschädigt, dass wohl nur ein Abriss bleibt. Viele Menschen, die hier Arbeit gefunden haben, machen sich jetzt Sorgen um ihre Jobs. Über die Brandursache wird spekuliert
Es riecht nach Rauch, noch ehe die Brandruine zu sehen ist. Auch am Tag nach dem verheerenden Feuer im Sozialzentrum der Caritas in Göggingen dampft und qualmt es an einigen Stellen in der Brandruine. Die Feuerwehr ist am Montag noch mit mehreren Helfern vor Ort, damit die Reste des Gebäudes sich nicht noch einmal entzünden. Das erst vor acht Jahren eröffnete Sozialzentrum ist wohl nicht mehr zu retten. Es muss wohl abgerissen werden. Der Brand vom Sonntagabend hat damit einen Millionenschaden angerichtet. Und zahlreiche Mitarbeiter bangen jetzt um ihre Jobs.
Mehrere Frauen stehen am Montagvormittag vor der Brandruine. Sie haben hier gearbeitet, als sogenannte Ein-Euro-Jobberinnen, unterstützt von der Arbeitsagentur. Zuvor waren sie arbeitslos. Jetzt bangen sie um ihre Jobs, die für sie eine Chance sind, wieder im Berufsleben Fuß zu fassen. Eine Frau sagt, sie habe im Kleiderlager gearbeitet, in dem sich Bedürftige mit Bekleidung eindecken könnten. „Wir haben es immer Boutique genannt“, erzählt sie. Von der Kleidung ist nichts mehr übrig, alles ist verbrannt. Die Frau sagt: „Ich hoffe, dass ich weiterarbeiten kann.“Die Caritas will sich dafür einsetzen, möglichst alle Beschäftigten bleiben können. Die Diözese habe zugesagt, den Caritas-Kreisverband dabei auch finanziell zu unterstützen, sagt Andreas Magg, Caritasdirektor in der Diözese Augsburg.
In dem Gebäude befanden sich ein Kleider- und Möbellager, außerdem eine große Küche und ein Café. Zudem waren Büros und zahlreiche Beratungsstellen dort untergebracht – etwa die Schuldnerberatung der Caritas. Rund 120 Menschen haben in dem Sozialzentrum gearbeitet. Etwa 50 Sozialpädagogen, 50 geförderte Beschäftigte im Kleider- und Möbellager und rund 20 Personen in Küche und Café. Speziell in der Küche sind auch zahlreiche junge Menschen ausgebildet worden. In der Küche wurden täglich etwa 350 Essen zubereitet – darunter 250 Speisen für Kinder in Kindertagesstätten.
Die Kindergärten wurden auch am Montag trotz allem mit Essen versorgt. „Wir haben kurzfristig eine Küche gefunden, in der wir das Essen kochen konnten“, sagt Gabriela Hoffmann, die stellvertretende Geschäftsführerin des Caritasverbands für Stadt und Kreis Augsburg. Eine andere Einrichtung der Caritas stellte ihre Küche zur Verfügung. Auch für andere Bereiche werden jetzt Ausweichquartiere gesucht. Sozialreferent Stefan Kiefer kündigte an, dass die Stadt bei der Standortsuche helfen wird.
Das Feuer ist am Sonntagabend gegen 21 Uhr ausgebrochen. Der Hund des Hausmeisters bemerkte als Erster, dass etwas nicht stimmt. Er war unruhig. Der Hausmeister, der in dem Gebäude eine Wohnung hatte, bemerkte dann das Feuer und alarmierte die Feuerwehr. So wie mehr als 100 weitere Augsburger, die das Feuer und die riesige Rauchwolke sahen und deshalb den Notruf wählten. Erst gegen Mitternacht war das Feuer gelöscht. Immer wieder flammte es auf. Feuerwehr-Chef Frank Habermaier nennt zwei Gründe, weshalb es so stark gebrannt hat: Zum einen handle es sich um ein Haus, in dem viel Holz verdass baut ist – es wurde in Holzständerbauweise errichtet. Zum anderen war im Gebäude vieles eingelagert, was gut brennt, darunter Holzmöbel, Polstermöbel und Textilien.
Zur Brandursache machte die Polizei am Montag noch keine Angaben. Brandermittler der Kripo waren den ganzen Tag damit beschäftigt, das Gebäude und einen ausgebrannten Kleinbus, der vor dem Gebäude steht, zu untersuchen. Eine Theorie ist, dass zunächst das Fahrzeug Feuer gefangen haben könnte und der Brand dann auf das Gebäude überging. Was nach Informationen unserer Redaktion die Brandermittler stutzig macht, ist die hohe Geschwindigkeit, mit der sich das Feuer ausgebreitet hat. Feuerwehr(SPD) sprecher Friedhelm Bechtel sagt, die enorme Brandentwicklung habe auch ihn und seine Kollegen überrascht. Das sei zumindest „merkwürdig“. Bei der Caritas betont man, dass beim Bau alle Vorschriften erfüllt worden seien. Zudem sei erst vor acht Wochen ein Elektriker im Haus gewesen, der die gesamte Elektrik überprüft habe.
Caritasdirektor Andreas Magg sagt, einer seiner ersten Gedanken am Sonntag sei gewesen, dass es sich um Brandstiftung handeln könnte. Dass sich die Caritas auch stark für Flüchtlinge engagiert, komme bei manchen Menschen derzeit nicht gut an. Teils gibt es Hasskommentare im Internet. Er hoffe, so Magg, dass sich diese Befürchtung nicht bestätige. Am Montagnachmittag machte sich der katholische Bischof Konrad Zdarsa ein Bild von der Brandruine. Er bedankte sich bei den rund 100 Feuerwehrleuten, die stundenlang gegen die Flammen gekämpft hatten.
OKlienten der Cari tas können sich an ein „Notbüro“wen den, das im Abbé Pierre Zentrum in der Hofrat Röhrer Straße 10 ½ eingerich tet wurde. Es ist erreichbar unter Telefon 0821/570480. Im Internet unter www.caritas augsburg.de/brandkatastro phe augsburg gibt es die Möglichkeit, online für die Caritas zu spenden.