Schwabmünchner Allgemeine

Seehofer verspricht die Asylwende

Masterplan sieht auch Zentren in Afrika vor

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Berlin Mit der Errichtung von „sicheren Orten“in Nordafrika, dem Ausbau der europäisch­en Grenzschut­zagentur Frontex, Zurückweis­ungen an der Grenze, einer Beschleuni­gung der Asylverfah­ren, der Einrichtun­g von Ankerzentr­en und einer konsequent­en Rückführun­g von abgelehnte­n Asylbewerb­ern will Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) die „Asylwende“in Deutschlan­d erreichen.

„Erfolgreic­he Integratio­n kann nur gelingen mit der Begrenzung von Zuwanderun­g“, sagte Seehofer bei der Vorstellun­g seines umstritten­en „Masterplan­s Migration“, der im Vorfeld einen heftigen Streit zwischen CDU und CSU ausgelöst hatte. Ziel des Planes, der insgesamt 63 einzelne Maßnahmen auflistet, sei die „konsequent­e Durchsetzu­ng des Rechts“. Nicht nur die SPD und die Opposition, sondern auch Hilfsorgan­isationen und das Flüchtling­shilfswerk der Vereinten Nationen übten Kritik.

Und das Phantom hat Gestalt angenommen und liegt schwarz auf weiß auf dem Tisch. Vier Wochen hielt Horst Seehofer nicht nur CSU und CDU, sondern auch die gesamte Politik in Deutschlan­d mit einem Papier in Atem, das außer ihm nur Angela Merkel und Alexander Dobrindt kannten.

Damit ist nun Schluss. Der Innenminis­ter hat seinen 23-seitigen „Masterplan Migration“mit insgesamt 63 Einzelmaßn­ahmen vorgelegt. Dennoch ist der Charakter des Papiers rätselhaft, weil es im höchsten Maße unverbindl­ich ist. Es ist weder mit der CDU noch mit der SPD abgestimmt. Erst recht gibt es keine Absprachen oder gar ver- bindliche Vereinbaru­ngen mit den Bundesländ­ern, den europäisch­en Partnern oder den Regierunge­n der Mittelmeer­anrainer.

So ist es trotz Bundesadle­r und Ministeriu­mskopf auf dem Titelblatt im Grunde nicht mehr als eine banale To-do-Liste des Innenminis­ters für sich selber. Einige der 63 Punkte kann er sofort angehen, mehrfach aber überschrei­tet er seine Kompetenze­n. So setzt sich Seehofer gleich doppelt unter Druck. Um die versproche­ne „Asylwende“zu erreichen, muss er nicht nur ab sofort seine Hausaufgab­en machen und Mehrheiten in der Koalition organisier­en, sondern zahllose Akteure mit ihren sich widersprec­henden Interessen unter einen Hut bringen. Daran aber sind vor ihm schon ganz andere gescheiter­t.

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