Polizisten suchen mit Spürhund die Caritas Ruine ab
War es Brandstiftung oder ein technischer Defekt? Die Ermittlungen in dem zerstörten Haus sind nicht einfach
Die Ermittlungen der Kripo nach dem verheerenden Großbrand im Caritas-Sozialzentrum in Göggingen dauern an. Auch am Dienstag wurde die Brandruine noch einmal von den Ermittlern der Kriminalpolizei untersucht, sagt Polizeisprecher Siegfried Hartmann. Dabei setzten die Beamten auch einen Hund ein, der Spuren von Brandbeschleunigern wie etwa Benzin erschnüffeln kann.
Wie es zu dem Großfeuer am Sonntagabend kommen konnte, ist noch immer unklar. Eine Theorie ist, dass zunächst ein Kleintransporter in Brand geraten sein könnte, der im Hof stand. Von dort aus könnten die Flammen dann auf das in Holzständerbauweise errichtete Gebäude übergegriffen haben. Das Fahrzeug wurde allerdings das ganze Wochenende über nicht bewegt. Möglich wäre auch ein technischer Defekt, etwa an einem elektrischen Ge- rät. Allerdings, so heißt es, sei erst vor acht Wochen die gesamte Elektrik des Hauses von einem Experten überprüft worden. Eine Brandstiftung schließen die Ermittler derzeit zumindest nicht aus – das ist auch daran zu erkennen, dass der Brandmittel-Spürhund eingesetzt wurde.
Was alle Beteiligten verwundert, ist die große Geschwindigkeit, mit der sich das Feuer ausgebreitet hat. Bei der Feuerwehr sagt man, es sei zumindest „merkwürdig“. Obwohl die Einsatzkräfte sehr schnell reagierten, war das Gebäude nicht mehr zu retten. Um 21.08 Uhr ist bei der Leitstelle der Feuerwehr der erste Notruf eingegangen. Es war der Hausmeister des Sozialzentrums, dessen Hund bemerkt hatte, das etwas nicht stimmt. Nur sechs Minuten später, um 21.14 Uhr, war der Löschzug aus der Südwache der Berufsfeuerwehr vor Ort. Zwei Minuten später kam bereits der erste Wagen der Freiwilligen Feuerwehr. Zu dieser Zeit stand das Gebäude aber schon lichterloh in Flammen. Allerdings: Sowohl das aus Holz gebaute Gebäude wie auch das darin gelagerte Material – unter anderem Kleidung und Möbel – boten den Flammen viel Nahrung.
Bereits am Montag hatte die Polizei auch eine Drohne eingesetzt, um sich einen Überblick über das teilweise eingestürzte Gebäude zu verschaffen. Diözesan-Caritasdirektor Andreas Magg sagte, einer seiner ersten Gedanken sei am Sonntag gewesen, dass es sich um Brandstiftung handeln könnte. Womöglich deshalb, weil sich das katholische Hilfswerk auch stark für Flüchtlinge engagiere. Er hoffe, so Magg, dass an dieser Sorge nichts dran sei.
Die Verantwortlichen beim Caritas-Stadtverband gehen indes davon aus, dass das Gebäude nicht mehr zu retten ist. Sie rechnen damit, dass das Sozialzentrum neu gebaut werden muss. Allerdings geht das nicht von heute auf morgen. Auch wenn alles schnell genehmigt werde, sagt Geschäftsführer Walter Semsch, „müssen wir davon ausgehen, dass erst in eineinhalb Jahren das neue Sozialzentrum wieder steht.“Rund 120 Frauen und Männer hatten in dem vor acht Jahren eröffneten Sozialzentrum ihren Arbeitsplatz. 50 im pädagogischen Bereich, 50 in einem Arbeitslosenförderprojekt und 20 in der Küche des Projekts „Café Werthmanns“. Sie alle sollen laut Caritas ihre Jobs behalten.
Im Gebäude befanden sich unter anderem ein Kleider- und Möbellager, in dem sich Bedürftige eindecken konnten, sowie mehrere Beratungsstellen. Erste Ausweichquartiere sind bereits gefunden, unter anderem im Canisius-Haus in Haunstetten. Außerdem sollen Bürocontainer aufgestellt werden. Zudem kann das „Café Werthmanns“vorübergehend die Küche einer anderen Caritas-Einrichtung nutzen. In dem abgebrannten Sozialzentrum wurden unter anderem jeden Tag rund 250 Essen für Kita-Kinder zubereitet. Sie werden nun von der anderen Küche aus weiterversorgt.