Knappe Höschen und tiefe Ausschnitte
Viele Mädchen tragen im Sommer gerne Hotpants, Miniröcke und Tops im Unterricht und zeigen viel nackte Haut. Ein Problem? Rektoren aus der Region berichten von der Kleidersituation
Die Diskussion um Schulkleidung ist wieder entbrannt. Was Rektoren aus dem Augsburger Land dazu sagen.
Im Klamottenladen weiß Michael Kühn manchmal gar nicht, was er seiner Tochter kaufen soll. Im Sommer hängen an den Kleiderstangen nur noch knappe Hotpants. „Es gibt gar nichts anderes mehr zu kaufen. Ich versuche, dann immerhin noch die längste kürzeste Hose auszusuchen.“Sobald es wärmer wird, tragen junge Mädchen in der Schule gerne Hotpants und dazu kurze SpaghettiTops – und zeigen viel nackte Haut. Michael Kühn kennt das Phänomen von zwei Seiten: als Vater und als Schulleiter der Dr.-Max-JosefMetzger-Realschule in Meitingen.
An seiner Schule sieht er die kurze Kleidung zwar noch nicht als Problem, allerdings tut die Schulgemeinschaft auch viel dafür, dass sich die Jugendlichen angemessen anziehen. Eine Religion-Arbeitsgruppe hat zum Beispiel überall im Schulhaus Plakate aufgehängt. Darauf steht: „Sommerdresscode?! Freiwillig freizügig oder angemessen? Entscheide selbst, wie du dich gibst.“Kühn möchte, dass sich seine Schüler Gedanken über ihr Erscheinungsbild machen und sich bewusst werden, wie sie auftreten. Die Plakate scheinen zu wirken. Denn eine Kleiderregelung in der Hausordnung war bisher noch nicht nötig. „Doch wenn ich sehe, dass knappe Klamotten zum Problem führen, werde ich eingreifen.“Dann müssten die Lehrer auf die Schüler zugehen und ihnen in Einzelgesprächen die Problematik erklären.
Zum Eingriff kam es im Jahr 2004 an der Leonhard-Wagner-Realschule in Schwabmünchen. Ein XXL-T-Shirt sollte hier die freizügigen Schülerinnen verhüllen, doch auf diese Maßnahme wird heute längst nicht mehr zurückgegriffen. „Einen Extremfall hatten wir eigentlich noch nie“, berichtet Schulleiter Markus Rechner. Die meisten seiner Schülerinnen kleiden sich bedacht. In einem Ernstfall wäre sein erster Schritt, auf die Eltern der Schüler zuzugehen. „Meiner Meinung nach ist es vor allem die Auf- gabe der Eltern zu kontrollieren, wie ihre Kinder am Morgen das Haus verlassen.“
An der Mittelschule Gersthofen gibt es immer wieder Schülerinnen, die knappe Hotpants und ausgeschnittene Tops tragen. Schulleiterin Sigrid Puschner versucht dann den Mädchen klarzumachen, dass zu kurze Kleider im Klassenzimmer unangebracht sind: „Es wäre toll, wenn du nicht in Bade- oder Freizeitkleidung zu uns kommst.“Und immer wieder stellt sie fest: Den Mädchen ist es gar nicht bewusst, dass zu kurze Hosen nicht angebracht sind. Von T-Shirts, die die Schülerinnen zwangsweise überziehen, um sich zu verdecken, hält die Rektorin aber wenig: „Es bringt nichts, mit dem T-Shirt zu drohen, aber das Problem nicht zu besprechen. Da fühlen sich die Mädchen nur angegriffen.“Mit den Buben habe sie dagegen ein anderes Problem: „Der Schmuddellook der Jogginghosen. Der liegt gerade im Trend.“Vor allem die Jungs tragen gerne die schlabbrigen Hosen. „Doch an einer Schule herrscht eine gewisse Kleiderordnung. Man geht nicht morgens zum Unterricht, als wäre man gerade eben erst aus dem Bett gestiegen.“
Am Gymnasium in Königsbrunn sieht man die Diskussion rund um zu knappe Kleidung entspannt. Schulleiterin Eva Focht-Schmidt beteuert, dass sich ihre Schüler sehr vernünftig kleiden und es daher keinerlei Handlungsbedarf gebe. Ein Grund dafür ist auch die neu installierte Klimaanlage, welche eher für Pullover im Klassenzimmer sorgt als für ausgeschnittene Tanktops. Kurze Hosen und Spaghetti-Tops sieht Eva Focht-Schmidt in der heutigen Zeit als komplett unproblematisch: „Jeder hat die Freiheit, sich an heißen Tagen auch sommerlich anzuziehen.“
Auf angemessene Kleidung legt Marlene Seibold, stellvertretende Schulleiterin der Mittelschule Zus
marshausen, wert. „Das hier ist ein Bildungsinstitut. Die Schüler sollten nicht in ihrer Freizeitkleidung herkommen.“Sie erinnert sich: Vor über zehn Jahren habe die Mittelschule größere Probleme mit zu kurzen Hosen und knappen Tops gehabt. „Das ist mittlerweile zurückgegangen. Die Mädchen kleiden sich nicht mehr so freizügig.“Wenn allerdings auf der Kleidung ordinäre Sprüche stehen, greifen Schulleiterin und Lehrer ein. „Das dulden wir nicht.“Entweder müssten die Schüler die Kleidung dann umdrehen, sodass nichts mehr lesbar sei. Oder sie müssten sich umziehen und die Alltagskleidung mit den Turnklamotten tauschen. Im bayerischen Schulrecht ist zwar keine Kleiderordnung festgelegt. Doch die Mittelschule Zusmarshausen hat in ihrer Hausordnung eigene Regeln bestimmt: Die Schüler müssen während der Schulzeit ihre Kopfbedeckungen abnehmen und angemessene »Kommentar Kleidung tragen.