Weichen für die Zug Allianz sind gestellt
Die Aktionäre des TGV-Herstellers Alstom und des ICE-Produzenten Siemens stimmen der Fusion zu. Ein wichtiges Ja aber steht noch aus
Die Aktionäre des französischen Zugherstellers Alstom haben grünes Licht für den Zusammenschluss mit dem deutschen Konkurrenten Siemens gegeben. Die Hauptversammlung stimmte der geplanten Fusion mit der SiemensZugsparte am Dienstag in Paris mit großer Mehrheit zu.
ICE-Hersteller Siemens und TGV-Hersteller Alstom wollen damit vor allem der starken neuen Konkurrenz aus China Paroli bieten. Bereits seit einigen Jahren mischt der Zug-Riese CRRC aus China im weltweiten Wettlauf um Bahnaufträge kräftig mit.
Siemens und Alstom erwarten aber, dass sie das Geschäft vor Mitte 2019 über die Bühne bringen können. Das neue Unternehmen käme auf mehr als 15 Milliarden Euro Umsatz und 62 300 Beschäftigte.
Siemens soll eine knappe Mehrheit an dem neuen europäischen Branchengiganten bekommen, dies hatte in Frankreich teilweise für Kritik gesorgt. Ein Vertreter von Mitarbeiter-Aktionären sprach bei der Hauptversammlung von einem „unausgewogenen Zusammenschluss“. Vor dem Treffen verteil- ten französische Gewerkschafter Flugblätter, auf denen sie die Ablehnung der Fusion forderten.
Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge, der auch das künftige Unternehmen Siemens Alstom führen soll, verteidigte den Zusammenschluss: Es gehe darum, einen Technologieführer zu schaffen. Der Zug-Markt globalisiere sich und erfordere mehr Standorte und mehr Investitionen. Beiden Unternehmen gehe es gut – das schaffe eine „großartige Dynamik“. Die Konzerne hatten das Bündnis im Herbst angekündigt.
Die Alstom-Hauptversammlung stimmte auch dafür, den früheren deutschen Wirtschafts- und Außenminister Sigmar Gabriel in den elfköpfigen Verwaltungsrat des künftigen Unternehmens zu holen. Die Personalie war bereits im Mai bekannt geworden. Der frühere SPDChef darf den neuen Job frühestens im März 2019 antreten – das ist die übliche Karenzregelung nach seinem Ausscheiden aus der Bundesregierung. Weil sich der Abschluss der Fusion gegenüber den ursprünglichen Plänen verzögert hat, ist nun aber ohnehin erst danach mit dem Start des neuen Unternehmens zu rechnen.
Der Hauptsitz des Unternehmens soll in Saint-Ouen bei Paris angesiedelt werden. Das kombinierte Unternehmen
Könnten die Preise für Bahnkunden steigen?
wird weiter an der Pariser Börse notiert sein. Bisher standen Siemens und Alstom bei Schnell-, Regional-, Nahverkehrszügen und Signaltechnik in hartem Wettbewerb.
Die Zustimmung der EU-Kommission für die Fusion steht aber noch aus, die Wettbewerbshüter haben am Freitag eine genauere Prüfung angekündigt. Die Kommission will untersuchen, ob der Wettbewerb behindert würde und die Preise zum Nachteil von Millionen Bahnkunden steigen könnten.