Tuchel wie er singt und tanzt
Der 44-Jährige gewinnt mit Paris St. Germain seinen ersten Titel
Thomas Tuchel schnappt sich das Mikrofon und stimmt „Happy“von Pharrell Williams an. Er singt etwas schief, dafür aber mit viel Inbrunst. Der neue Fußballtrainer von Paris Saint-Germain tanzt und dirigiert im Takt seine Spieler, die ihn zuvor im Pressekonferenzraum mit Sekt geduscht hatten. Ein völlig losgelöster Tuchel. Ganz anders als bei Borussia Dortmund, seiner vorigen Trainerstation, wo er sich nie so ausgelassen in der Öffentlichkeit präsentiert hatte. PSG erlebt eine neuen Tuchel. „Das Spektakel mit Tuchel fand nicht nur auf dem Rasen statt“, schrieb das Magazin France Football nach dem 4:0-Sieg der Pariser im südchinesischen Shenzen gegen AS Monaco im französischen Supercup. Gleich im ersten Pflichtspiel kam Tuchel zu seinem ersten kleinen Titel. Er scheint schon nach ein paar Wochen bei seinem neuen Klub angekommen zu sein. Die Spieler und er präsentierten sich als Einheit. „Wir haben als eine Mannschaft gespielt. Das war top“, sagte der 44 Jahre alte Coach auf Französisch.
Am kommenden Wochenende startet Tuchel mit einem Spiel im heimischen Prinzenpark gegen SM Caen in die Meisterschaft. Titel soll Tuchel holen, möglichst den in der Champions League. Die Saisonvorbereitung verlief bis zum eindrucksvollen Sieg über Monaco allerdings holprig. Im Rahmen des International Champions Cup hatte PSG zuletzt in Singapur mit 3:2 gegen Atlético Madrid gewonnen, davor aber gegen Bayern München und den FC Arsenal verloren. Der Sieg über Monaco brachte Erleichterung. Gewohnt aktiv präsentierte sich Tuchel an der Seitenlinie. In kurzen Hosen, mal hockend auf einer Eisbox, dann dicht an der Außenlinie. Gestenreich dirigierte er sein Team. Mal diskutierte er mit den Unparteiischen. Entspannt lächelte er, als er erkannte, dass seine Mannschaft funktionierte. Der herausragende Argentinier Ángel Di María mit einem Doppelpack (33. Minute und 90.+2), Christopher Nkunku (40.) und Timothy Weah (67.) erzielten die Treffer.
Superstar Neymar kam bei Paris in der Schlussviertelstunde zum Einsatz. Das zuvor letzte Spiel für seinen Klub, der ihn vor einem Jahr für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona geholt hatte, bestritt der Brasilianer vor fünf Monaten. Ein Haarriss im rechten Fuß setzte ihn lange außer Gefecht. Tuchels Mannschaft, bei der der italienische Routinier Gianluigi Buffon und nicht der deutsche WM-Teilnehmer Kevin Trapp im Tor stand, präsentierte sich deutlich aktiver. Di María setzte im Offensivspiel die Akzente und überwand den früheren Wolfsburger Diego Benaglio im Tor der Monegassen mit einem direkt verwandelten Freistoß und beim Abschluss eines Konters in der Nachspielzeit.