Der grimmige Geselle vom Ossiacher See Wenn die Eltern die Arbeitslosigkeit an ihre Kinder vererben
Wir suchen Souvenirs und die Geschichten dazu. Die Leser können gewinnen Der Landkreis unterstützt Familien mit einem speziellen Projekt. Dabei geht es aber um viel mehr, als einen neuen Job zu finden
Souvenirs, Souvenirs: Unsere Leser haben ganz offensichtlich viele zu Hause – verbunden mit einprägsamen Erinnerungen. Denn für unsere neue Mitmach-Aktion in den Sommerferien, bei der es attraktive Preise zu gewinnen gibt, haben uns schon die ersten Zuschriften erreicht.
So hat uns unter anderem Petra Härle geschrieben: „Bei unserem alljährlichen Aufenthalt am Ossiacher See gehen wir häufig auf die Gerlitzen auf Wanderung. Dabei stolperte ich über diesen grimmigen Gesellen! Ich bin nicht abergläubisch, aber ich habe ihn trotzdem vorsichtshalber gefragt, ob ich ihn mit nach Hause nehmen darf. Seitdem hat er einen Platz in unserem Wintergarten, und ich betrachte ihn oft in guter Erinnerung an die damalige Wanderung und inzwischen als meinen guten Geist.“
● Haben auch Sie eine nette kleine Geschichte und ein Bild von Ihrem Souvenir? Dann nichts wie her damit: Wer mitmachen will, schickt ein Bild vom Souvenir sowie einige Zeilen zur Erklärung per Mail an oder per Post an
● Die Lokalredaktion verlost unter allen Teilnehmern der Souvenir-Sommeraktion einen Tagesaufenthalt im Neusässer Titania für Freizeitbad inklusive Sauna, einen Gutschein über 100 Euro im Boulderund Soccercenter Gersthofen und einen Gutschein über 50 Euro bei Gartenmöbel Stefan Herdelt in Gersthofen.
● sind eigentlich alle Geschichten rund um Ihr liebstes Mitbringsel, von dem wir ein Bild benötigen. Schließlich gibt es viele Arten von Andenken: Ein kleiner Anhänger, eine Duftseife, exotische Gewürze, ein Kühlschrankmagnet oder ein ungewöhnlicher Stein – das sind nur einige Beispiele.
Der Vater ist alkoholkrank, die Mutter leidet unter einer psychischen Erkrankung, die Kinder drücken sich vor der Schule. Was für viele Menschen nach einem Klischee oder einer schlechten Fernsehshow klingt, ist für manche Familien im Landkreis Augsburg Wirklichkeit. Wenn die Eltern für lange Zeit arbeitslos sind, die Familie vielleicht schon in der dritten Generation Hartz IV bezieht, hat das Auswirkungen auf das gesamte Familienleben. Derzeit sind es 1589 Minderjährige im Landkreis, die Arbeitslosengeld II empfangen.
Um diese Familien aus dem Teufelskreis herauszuholen, bietet der Landkreis Augsburg seit einem Jahr ein Förderprogramm an. Es heißt Cura, der Name setzt sich aus „Coaching von Familien zur Bekämpfung urbaner Arbeitslosigkeit“zusammen. Özlem Akar, Projektleiterin vom Jugendamt des Landkreises, betreut zusammen mit Margot Lindner vom Jobcenter Augsburg-Land Cura. „Es geht um viel mehr, als Arbeitslose auf den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Wir wollen der ganzen Familie helfen.“
Familien mit Langzeitarbeitslosigkeit haben mit vielen Problemen zu kämpfen. „Das fängt bei den finanziellen Sorgen an, wenn die Eltern es sich nicht mal leisten kön- nen, für das Ferienprogramm der Kinder zehn Euro beizusteuern.“Die Angst vor der Zukunft mache den Schritt auf den Arbeitsmarkt umso schwerer. Özlem Akar sagt: „Ich kenne Fälle, da haben die Eltern Angst, arbeiten zu gehen. Sie befürchten, dass sie von ihrem Lohn nicht leben können, wenn ihnen die ganzen Leistungen wegfallen.“Zudem leiden Langzeitarbeitslose oft unter Antriebslosigkeit: „Sie können gar nichts dafür, sie sind in ihrem Zustand gefangen. Sie sind wie gelähmt und haben morgens keine Motivation, um aufzustehen.“
All das überträgt sich auf die Kinder: Soziale Vererbung nennt Özlem Akar dieses Phänomen. „Die Eltern wünschen sich für ihre Kinder zwar, dass sie später eine Lehre machen oder studieren.“Wenn man aber von klein auf vorgelebt bekommt, dass man keinen geregelten Tagesablauf braucht – geschweige denn in die Schule gehen muss –, könnten die Kinder gar nicht anders, als es den Eltern nachzutun. Die Folge: „Viele 15-Jährige sagen zu uns, ihr Berufswunsch sei Hartzen oder Kinderkriegen.“
Cura will diesen Familien mit ihren Problemen helfen. Die Eltern können sich freiwillig anmelden und bekommen dann zum Beispiel Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder, Fördermittel oder eine psychologische Beratung vermittelt. Der Landkreis hat dazu am Dienstag einen Förderbescheid von Familienministerin Kerstin Schreyer in Höhe von 36000 Euro bekommen. Für Landrat Martin Sailer ist das ein wichtiges Zeichen: „Auch wenn wir im Landkreis quasi Vollbeschäftigung haben, dürfen wir diese Menschen nicht vergessen.“Das Neue an diesem Projekt ist vor allem, dass nicht nur die Betroffenen selbst unterstützt werden. Sondern die ganze Familie. Dazu arbeiten das Jugendamt und das Jobcenter jetzt noch enger zusammen.
Wie das gehen kann, erklärt Klaus Schmitz, Geschäftsführer des Jobcenters Augsburg-Land: Um den Eltern einen gergelten Tagesablauf zu vermitteln, werden sie am Vormittag auf Schulungen geschickt. Die Kinder gehen nach dem Unterricht in den Hort oder werden an Musikgruppen und Vereine vermittelt. Özlem Akar sagt: „So erfahren sie das erste Mal im Leben, dass es noch viel mehr gibt, als nur daheim zu sein und nichts zu tun zu haben.“
Der Berufswunsch mit 15: hartzen oder Kinder kriegen
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