Frauen ans Konzern-Steuer!
Die Kritik des einstigen SiemensChefs Peter Löscher richtete sich zwar an den eigenen Konzern, passt aber bestens auf Volkswagen. So hatte der Vorgänger von Joe Kaeser angemerkt, der Elektro-Riese sei „zu weiß, zu deutsch, zu männlich“. Was Siemens betrifft, sind die Worte des Österreichers auf fruchtbaren Boden gefallen. Denn das Unternehmen wurde auch auf Führungsebene zumindest etwas weiblicher und internationaler, was für einen Global Player eigentlich selbstverständlich sein sollte.
Dabei ist der Konzernchef – noch ein weißer, männlicher Bayer – der politischste Siemens-Chef aller Zeiten. Kaeser mischt sich wohltuend kritisch in ein Deutschland ein, das aus Sicht der AfD deutsch und weiß bleiben sollte. Eine anachronistische Vorstellung, die auch Frauen aus den Reihen der reaktionären Truppe vertreten.
Siemens ist also vom einstigen Korruptions-Konzern, der am Abgrund stand, zu einem modern und weltoffen gemanagten Unternehmen mit moralischem Anspruch geworden. Ein deutsches Wunder.
Volkswagen hingegen, der wohl deutscheste aller deutschen DaxKonzerne, hat einen langen Reformweg vor sich. Noch dominiert die Ruinenlandschaft des DieselSkandals das Wolfsburger Sittenbild. Der Vorstand des WeltautoRiesen ist bis auf Hiltrud Dorothea Werner, die für „Integrität und Recht“zuständig ist, männlich. Die sieben Männer im VW-Führungskreis sind, wie Löscher einst bissig monierte, männlich und weiß.
So dominieren Männer-Cliquen weiter die deutsche Autoindustrie. Dabei bräuchte die Branche längst einen Kulturwandel. Erst wenn Integrität und Seriosität am Steuer sitzen, lassen die Staatsanwälte von den Auto-Managern ab. Erst wenn Ehrlichkeit herrscht und Schluss ist mit dem Betrug bei Verbrauchsund Abgaswerten, werden AutoManager nicht mehr eingesperrt.
Dann sind die Vorstände der Konzerne hoffentlich weiblicher, bunter und unangepasster.