Ausgesetztes Baby: Was droht der Mutter?
Staatsanwaltschaft prüft schwere Vorwürfe
Nach dem Fund eines ausgesetzten neugeborenen Babys in München prüft die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen die Mutter auch wegen eines möglichen Tötungsdeliktes. „Aussetzung und Körperverletzung kommen als Straftatbestand infrage“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag. „Gegebenenfalls auch ein Tötungsdelikt, aber da können wir uns noch nicht festlegen.“Wichtig für die Beurteilung des Falles sei nach Angaben der Ermittler, wie es dem kleinen Jungen gehe und auch „wie lange das Kind tatsächlich alleine und ungeschützt dalag“.
Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, war der kleine Junge am Samstag von einer Passantin in einem Gebüsch im Münchner Stadtteil Neuperlach gefunden worden. Ein Kindernotarzt wurde verständigt, das Neugeborene kam ins Krankenhaus. Auf die Spur der Mutter kamen die Ermittler mithilfe eines 47 Jahre alten Bekannten der Frau. Und der erzählte auch, was in den Stunden vor der Geburt des Babys
An eine Schwangerschaft dachte der Mann nicht
geschehen war. Der Mann hatte die Nacht zuvor mit ihr verbracht, nachdem sie sich im Internet kennengelernt hatten. Die beiden feierten nach Polizeiangaben erst in einem Biergarten – dann gingen sie zu dem Mann nach Hause. Am nächsten Morgen habe die Frau über Schmerzen und Blutungen geklagt und sei aus der Wohnung verschwunden. Als der Mann sie kurze Zeit später im Erdgeschoss wieder traf, sei ihr vorher abstehender Bauch flacher gewesen, wie er gegenüber der Polizei sagte. An eine Schwangerschaft habe er allerdings nicht gedacht. Er habe die Frau dann zum Bahnhof gebracht, weil sie nach Frankfurt zurückfahren und dort ein Krankenhaus aufsuchen wollte. In Hessen fand dann die Polizei die Frau.
Dem Säugling ging es den Angaben zufolge den Umständen entsprechend gut. Am Montag war das Baby weiterhin in der Klinik. Die 27 Jahre alte Frau hat nach Polizeiangaben bei der Vernehmung an ihrem Wohnort im Raum Gießen zugegeben, die Mutter des Babys zu sein. Sie hatte den Kleinen offenbar direkt nach seiner Geburt in München ausgesetzt.
Festgenommen wurde die Mutter des neugeborenen Babys nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht, weil sie einen festen Wohnsitz habe und damit keine Fluchtgefahr bestehe.