Wie teuer wird die Dürre Ernte am Ende für alle?
Agrar Bauern können mit einer Hilfe von 340 Millionen Euro rechnen. Die Preise für bestimmte Lebensmittel werden dennoch steigen
Augsburg Die ungewöhnliche Dürre in diesem Frühjahr und Sommer kommt die Bundesbürger doppelt teuer: als Steuerzahler und als Verbraucher. Die extrem trockene Witterung von April bis August gefährdet die Existenz von rund 10 000 Bauernhöfen in Deutschland. Zu ihrer Rettung stellen Bund und Länder insgesamt 340 Millionen Euro zur Verfügung. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) erklärte die monatelange Trockenperiode zu einem „Witterungsereignis von nationalem Ausmaß“. Mit SPD-Bundesfinanzminister Olaf Scholz habe sie sich auf bis zu 170 Millionen Euro zur Unterstützung der Landwirtschaft geeinigt. Die Bundesländer sollen sich mit der gleichen Summe an dem Programm beteiligen.
Die Dürreverluste der Landwirte belaufen sich laut Klöckner auf 680 Millionen Euro, mit den staatlichen Hilfen sollen die Bauern die Hälfte davon erstattet bekommen. Entschädigt werden Betriebe, die im Vergleich zu den drei Vorjahren mehr als 30 Prozent Verlust erlitten haben und dadurch nachweislich in ihrer Existenz gefährdet sind. Das betrifft auch Bauernhöfe in der Region, sagt der schwäbische Bauernpräsident Alfred Enderle: „Das ist kein flächendeckendes Problem, aber punktuell haben wir Betriebe, die die Dürre stark getroffen hat.“Im Regierungsbezirk Schwaben sind das vor allem Bauernhöfe in den nördlichen Landkreisen.
Neben der Dürrehilfe können die Bauern auch vom Freistaat auf einen Zuschuss hoffen. Bereits Anfang August hat das bayerische Kabinett beschlossen, 50 Prozent der Futtermittelkosten zu übernehmen. Dies wird pauschal an Gebiete ausgezahlt, die von der Dürre stark betroffen sind. Dies betrifft etwa die Landkreise Dillingen, Donau-Ries und Neuburg-Schrobenhausen. Die Hilfe ist aus Sicht Enderles dringend notwendig. Denn aufgrund der Dürre ist das Heu knapp. Manche Bauern in der Region verfüttern bereits jetzt ihre Reserven für den Winter. Das sorgt für einen heftigen Preisanstieg bei Heu. Kostete im vergangenen Winter eine Tonne 120 Euro, zahlen die Landwirte jetzt 175 Euro für Heu. Letztendlich landen die Preisanstiege bei den Verbrauchern. Die müssen im Winter mit höheren Milchpreisen rechnen, befürchtet Enderle. Auch die Kartoffeln werden voraussichtlich teurer. Laut Statistischem Landesamt ist zudem die Getreideernte in Bayern um fast elf Prozent eingebrochen.
Die Folgen für die Verbraucher angesichts steigender Getreidepreise dürften sich jedoch in Grenzen halten,
Bayerns Bauern bekommen Futtermittel Zuschüsse
wie das bayerische Landwirtschaftsministerium erklärt. Selbst wenn die Erzeugerpreise ansteigen, würde sich das wenig auf den Endpreis auswirken. Eine Steigerung des Mehlpreises um 50 Prozent erhöhe den Produktionspreis einer Semmel um einen Cent, sagt Ministeriumssprecher Martin Hecht.
Von dem Einbruch der Getreideernte ist vor allem die Wintergerste betroffen. Ihr Ertrag ist im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent gesunken. Wegen Trockenheit und Hitze hätten die Landwirte früher mit der Ernte beginnen müssen. Wird nun auch das Bier teurer? Hans-Peter Drexel von der Brauerei Schneider Weisse sieht noch keine absehbaren Folgen, denn „die Preisgestaltung ist nicht nur von der bayerischen, sondern auch von der internationalen Ernte abhängig“.
In der Wirtschaft lesen Sie, wie der Bauernverband die staatlichen Hilfsmaßnahmen sieht und wie eine Erntebilanz zustande kommt.